Benko-Gruppe ist insolventWas wird jetzt aus Globus?
SDA, red.
29.11.2023
Benkos Signa-Holding muss sich über Insolvenz sanieren
Die Immobilien- und Einzelhandels-Holding Signa des österreichischen Investors René Benko ist zahlungsunfähig. Am Mittwoch beantragte sie ein Insolvenzverfahren in am Wiener Handelsgericht.
29.11.2023
Das insolvente Firmenimperium des österreichischen Investors René Benko reicht auch in die Schweiz: Er ist Mitbesitzer der Globus-Kaufhäuser und steht bei Julius Bär mit 600 Millionen Franken in der Kreide. Was nun?
SDA, red.
29.11.2023, 19:33
SDA, red.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Die Krise bei der Signa Holding des Tiroler Immobilieninvestors René Benko verschärft sich: Sie musste am Mittwoch am Handelsgericht Wien einen Insolvenzantrag einreichen.
Das hat auch Folgen für die Schweiz: Benko ist Mitbesitzer der Globus-Gruppe.
Ausserdem hält sein Firmenimperium über 600 Millionen Franken an Krediten der Privatbank Julius Bär.
Was sind die unmittelbaren Folgen für die Schweiz? Ein Überblick.
Welche Auswirkungen die Pleite der Signa Holding auf das gesamte Firmengeflecht haben wird, ist derzeit noch unklar. Das Imperium besteht aus über 1000 ineinander verschachtelte Gesellschaften, Untergesellschaften und Einzelimmobilien.
In der Schweiz ist neben dem Warenhaus Globus auch die Bank Julius Bär von der Entwicklung betroffen. Noch halten sich die Auswirkungen aber in Grenzen.
Ist die Signa-Gruppe jetzt Konkurs?
Die Signa Holding des österreichischen Immobilieninvestors Rene Benko hat am Mittwoch am Handelsgericht Wien einen Insolvenzantrag eingereicht. Aber formell ist das kein Konkursverfahren. Die Signa habe ihre Bücher noch nicht deponiert, sondern beantrage ein offizielles Sanierungsverfahren, stellt die «Handelszeitung» klar.
Aber: Die Lage ist trotzdem ernst. Die Turbulenzen rund um das Signa-Imperium schlägt schon seit einigen Wochen hohe Wellen. Die Gruppe sucht dringend neue Geldgeber – bis Mitte 2024 werden laut dem «Handelsblatt» Darlehen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro fällig.
Was passiert mit Globus?
Benko hatte Globus im Februar 2020 gemeinsam mit der thailändischen Central-Gruppe je hälftig von der Migros übernommen. Zum Deal gehören sowohl die Warenhäuser als auch acht Globus-Immobilien an bester Lage in den Städten Zürich, Basel, Bern und St. Gallen.
Wie es mit Globus weitergeht, ist noch offen. SRF-Wirtschaftsredaktor Matthias Pfander schreibt in einer Analyse: «Für die Schweizer Verästelungen dieser Mega-Pleite geht das Bangen weiter.» Mit dem Insolvenzverfahren allein sei noch nichts gewonnen.
Beruhigend sei immerhin, dass der zweite Globus-Eigentümer erst kürzlich eine Durchhalteparole durchgegeben habe. «Unabhängig von der Position unseres Joint-Venture-Partners, beabsichtigt Central Group all ihre europäischen Luxusgeschäfte, einschliesslich Globus, zu unterstützen», hielt die thailändische Gruppe am Mittwoch gegenüber der Nachrichtenagentur AWP fest. Die Central Group «wird sicherstellen, dass sie die notwendige Unterstützung erhalten, um ihren Betrieb wie gewohnt weiterführen zu können.» Die Gruppe sei ein «langfristiger Eigentümer und Investor für all ihre Geschäfte».
Bereits vor einer Woche hatte das Unternehmen, hinter der die schwerreiche Familie Chirathivat steht, dem Schweizer Warenhaus in einem Bekenntnis den Rücken gestärkt.
Am Rohbau des Elbtowers in Hamburg mussten zuletzt die Bauarbeiten eingestellt werden, weil Signa nach Angaben der Baufirma nicht rechtzeitig zahlte. Kürzlich kam es auch an der Alten Akademie in München zu einem Stillstand der Bauarbeiten. An der Globus-Baustelle in Basel wird dagegen weitergearbeitet. Dies berichtet die Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Was sind die Folgen für Julius Bär?
Nebst Globus ist auch die Privatbank Julius Bär eng mit dem Investor René Benko verbandelt. Dessen Signa-Holding steht bei der Schweizer Bank mit 606 Millionen Franken in der Kreide. Es handle sich um den grössten an einen einzelnen Kunden vergebenen Kredit, teilte Julius Bär am Montag mit, ohne Namen zu nennen. Doch es ist laut Medienberichten ein offenes Geheimnis, um wen es sich dabei handelt.
Julius Bär hatte bereits vor einigen Wochen 70 Millionen Franken auf ausstehende Benko-Kredite abgeschrieben. Und die Bank schliesst weitere Abschreiber nicht aus. Nach Ansicht von Analyst*innen ist daher die entscheidende Frage, welche Sicherheiten Signa geben musste.
Das wackelnde Engagement bei Benko sei durch «mehrere Pakete von Sicherheiten in Verbindung mit Gewerbeimmobilien und Luxuseinzelhandel» abgesichert, betonte Julius Bär in dem Communiqué. Und die Bank habe Massnahmen ergriffen, um den Wert der gestellten Sicherheiten zu erhalten.
«Es drohen also noch mehr Abschreiber für Julius Bär», hält SRF-Wirtschaftsredaktorin Benita Vogel in einer Einschätzung fest. Aber: «Finanziell dürfte sie das verkraften.» Nur dem wiedergewonnenen Ruf der Bank als solide Vermögensverwalterin werde das schaden.
Sitzen auch Schweizer Investoren mit im Boot?
Ja. Zu den Investoren und Geschäftspartnern von Benko zählen zahlreiche Prominente aus Politik und Wirtschaft, und darunter finden sich auch einige in der Schweiz. So ist beispielsweise der Milliardär Klaus-Michael Kühne, Mehrheitseigner des Logistikers Kühne+Nagel, ein Geschäftspartner von Benko.
Ebenso zählt Ernst Tanner, Verwaltungsratspräsident von Lindt & Sprüngli, zu den frühen Investoren bei Signa. Er sitzt auch im Beirat der Signa Holding ein.