Überlastung und Burn-out So leiden SBB-Mitarbeiter unter dem Personalmangel

tsha

3.10.2019

Die SBB kämpfen mit akutem Personalmangel. Darunter leiden auch die Angestellten. (Archivbild)
Die SBB kämpfen mit akutem Personalmangel. Darunter leiden auch die Angestellten. (Archivbild)
Bild: Keystone

Die SBB haben ein Personalproblem. Das könnte auch für Passagiere gefährlich werden, warnen Kritiker.

Es ist ein Teufelskreis: Weil die SBB unter akutem Personalmangel leiden, fühlen sich immer mehr Bähnler überfordert – und werden krank. Das Problem verschärft sich dadurch immer weiter.

Wie «Blick» recherchiert hat, befinden sich die SBB derzeit personell am Limit. Lokführer müssten Überstunden leisten, Personalplaner kämen immer wieder an ihre Grenzen. SBB-Sprecher Reto Schärli bestätigt dem Blatt: «Die Belastung beim Lokpersonal ist hoch.» Es gäbe immer wieder Fälle von Mitarbeitern, die aufgrund der anspannten Arbeitssituation gesundheitliche Probleme bekämen.

Hubert Giger, Chef des Berufsverbands VSLF, berichtet laut «Blick» in einem internen Newsletter von Kollegen, die mit Burn-out-Symptomen arbeitsunfähig geworden seien. Ein SBB-Angestellter habe wegen akuter Überlastung sogar mit der Ambulanz abgeholt werden müssen. Giger warnt davor, dass unter den Extrembedingungen nicht nur die Mitarbeiter leiden müssten; er glaubt auch, dass das Unfallrisiko dadurch steige. Es stelle sich bei «Fehlhandlungen die Frage der Verantwortlichkeit», sollten Lokführer zu viel und zu unregelmässig arbeiten, so Giger.

Kritik an Sparmassnahmen

Die SBB geben an, das Problem erkannt zu haben. Man unterstütze die Angestellten und nehme ihre Sorgen ernst. Es gebe eine Stelle, die sich um Mitarbeiter mit Burn-out kümmere, so SBB-Sprecher Schärli.

Laut «Blick»-Recherchen fehlen bei den SBB jeden Tag rund 30 Lokführer, vor allem unter der Woche. Das Unternehmen zahle seinen Mitarbeitern 80 Franken, wenn sie Zusatzschichten annehmen. Angesichts dieser Situation mache sich unter den Einsatzplanern Verzweiflung breit, da es ihr Job ist, die Personallücken zu stopfen und somit den Bahnbetrieb aufrechtzuerhalten. Besonders angespannt sei die Lage beim Tochterunternehmen SBB Cargo; hier sei es bereits zu einzelnen Zugausfällen gekommen.

Manuel Avallone von der Gewerkschaft des Verkehrspersonals kritisiert die SBB scharf. Das Unternehmen habe über Jahre Fehlentscheidungen getroffen. Sparmassnahmen hätten die Bahn «nicht fit, sondern schwach und anfällig gemacht».

Bilder aus der Schweiz

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