Chefwechsel bei Roche Thomas Schinecker wird CEO, Severin Schwan Präsident

SDA/uri

21.7.2022 - 08:05

Severin Schwan wechselt ins Präsidium von Roche. (Archiv)
Severin Schwan wechselt ins Präsidium von Roche. (Archiv)
Bild: Keystone

An der Spitze des Basler Pharma-Konzerns kommt es zu einer Rochade: CEO Severin Schwan soll ins Präsidium wechseln. Sein Nachfolger soll Thomas Schinecker werden. Vor dem Führungswechsel rücken die Halbjahreszahlen in den Hintergrund.

Beim Basler Pharma-Konzern Roche kommt es im nächsten Jahr zu grossen Veränderungen. Verwaltungsratspräsident Christoph Franz tritt an der Generalversammlung im März 2023 zurück. Als sein Nachfolger soll der gegenwärtige CEO Severin Schwan vorgeschlagen werden.

Neuer operativer Chef soll per 15. März 2023 dann der bisherige Leiter der Division Diagnostika, Thomas Schinecker, werden, schreibt Roche am Donnerstag in einer Mitteilung.

Abschied nach zwölf Jahren

Christoph Franz präsidiert Roche seit dem Jahr 2014, dem Verwaltungsrat gehört er seit 2011 an. «Ich habe mich entschieden, nach zwölfjähriger Tätigkeit im Verwaltungsrat, davon neun Jahre als Präsident, nicht mehr zur Wiederwahl zum Verwaltungsratspräsidenten zur Verfügung zu stehen», wird Franz zitiert. Nach dem 125. Geburtstag des Unternehmens und dem Erreichen wichtiger Meilensteine sei dies der richtige Zeitpunkt für einen Wechsel an der Unternehmensspitze.

Der Verwaltungsratspräsident von Roche, Christoph Franz, tritt an der kommenden Generalversammlung nicht mehr zur Wiederwahl an. Seine Nachfolge soll der aktuelle CEO Severin Schwan übernehmen. (Archivbild)
Der Verwaltungsratspräsident von Roche, Christoph Franz, tritt an der kommenden Generalversammlung nicht mehr zur Wiederwahl an. Seine Nachfolge soll der aktuelle CEO Severin Schwan übernehmen. (Archivbild)
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André Hoffmann, Vizepräsident des Verwaltungsrates und Sprecher des Familienpools Oeri und Hoffmann, dankt dem zurücktretenden Präsidenten mit warmen Worten: «Christoph Franz hat unser Unternehmen mit seiner strategischen Weitsicht souverän und erfolgreich durch anspruchsvolle Zeiten gesteuert. Er hat einen grossen persönlichen Anteil am anhaltenden Erfolg von Roche.»

Bekannt wurde Franz in der Schweiz als Chef der Airline Swiss. Er leitete diese von 2004 bis 2009 und wechselte danach zum Mutterkonzern Lufthansa, erst als Leiter des Passagierbereichs, ab 2011 dann als Vorstandsvorsitzender der Geschäftsleitung. Franz sitzt als Vizepräsident im Verwaltungsrat der Zurich Versicherung und hat ein Verwaltungsratsmandat bei Stadler Rail.

Interne Nachfolgelösungen

Die Nachfolge an der Roche-Konzernspitze wird intern geregelt. So soll den Aktionären der aktuelle CEO Severin Schwan als neuer Präsident des Verwaltungsrates vorgeschlagen werden. Schwan ist ein Roche-Urgestein: Bereits seit 2006 gehört er der Konzernleitung an, seit 2008 leitet er das operative Geschäft als CEO.

Schwan ist seit 2013 auch bereits Mitglied des Verwaltungsrates. Er hat Jahrgang 1967, ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Neben der österreichischen und der deutschen Staatsbürgerschaft hat er inzwischen auch den Schweizer Pass.

Und auch an der operativen Spitze setzt Roche auf eine interne Lösung. Neuer CEO wird per 15. März 2023 Thomas Schinecker. Er leitet aktuell die kleinere Diagnostik-Division. Für Roche arbeitet er bereits seit 2003 in verschiedenen Führungsfunktionen.

Thomas Schinecker hat Jahrgang 1975 und ist promovierter Molekularbiologe. Er besitzt die österreichische und deutsche Staatsbürgerschaft.

Umsatzerosion schwächt sich ab

Mit Blick auf die Zahlen zeigt sich, dass die Absatzdynamik mit Corona-Tests und -Medikamenten im zweiten Quartal wie erwartet nachgelassen hat. Als Folge davon hat sich das Wachstumstempo nach sechs Monaten deutlich verlangsamt.

Den Konzernumsatz für die ersten sechs Monate 2022 beziffert der Pharmariese in einer Mitteilung vom Donnerstag auf 32,3 Milliarden Franken, was einem Plus von 5 Prozent entspricht. Zu konstanten Wechselkursen legten die Verkäufe ebenfalls um 5 Prozent zu und damit deutlich weniger stark als nach drei Monaten, als noch ein Plus von 11 Prozent erreicht wurde.

Zum Konzernumsatz steuerte die Pharma-Sparte 22,4 Milliarden Franken bei (+3 Prozet). Hier hielt die Umsatzerosion durch Nachahmerprodukte für die altgedienten Blockbuster Avastin, Herceptin und MabThera/Rituxan zwar an, schwächt sich indes aber wie erwartet weiter ab. Gleichzeitig leisteten die wichtigsten neueren Mittel wie das Blutermedikament Hemlibra, das MS-Mittel Ocrevus und Evrysdi zur Behandlung von SMA einen massgeblichen Beitrag zum Wachstum.

Die kleineren Diagnostik-Sparte weist für die ersten sechs Monate einen Umsatz von 9,9 Milliarden Franken aus, was um 10 Prozent über dem Vorjahreswert liegt. Hier habe sich insbesondere das Basisgeschäft weiter stark erholt, teilte Roche mit. Vor allem das Geschäft mit Tests für Herzkrankheiten sei stark gestiegen. Aber auch das Geschäft mit Covid-Tests legte gegenüber dem Vorjahreszeitraum nochmals zu.

Unter dem Strich blieb ein Konzerngewinn nach IFRS von 9,1 Milliarden übrig, ein Plus von 12 Prozent zur Vorjahresperiode. Hierin enthalten sei ein positiver Effekt aus der Beilegung eines Patentstreits in Japan sowie aus dem Rückkauf der eigenen Aktien vom Konkurrenten Novartis. Der operative Kerngewinn, auf den Analysten vornehmlich schauen, stieg um 9 Prozent auf 12,7 Milliarden.

Die ausgewiesenen Zahlen liegen überwiegend knapp über den Analystenschätzungen.

Ausblick bestätigt

Für das Geschäftsjahr 2022 bleibt das Roche-Management bei seinem vorsichtigen Ausblick. Zu konstanten Wechselkursen peilt der Konzern ein Verkaufswachstum im stabilen bis niedrigen einstelligen Prozentbereich an. Der Kerngewinn je Titel soll im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen. Ausserdem bleibt die Gruppe bestrebt, die Dividende in Schweizer Franken zu erhöhen.

Gleichzeitig wiederholte das Management die Erwartung, dass die Verkäufe von Covid-19-Medikamenten und -Diagnostika im Gesamtjahr um rund 2 Milliarden auf etwa 5 Milliarden Franken sinken werden. So dürfte im dritten Quartal die Nachfrage nach Covid-19-Tests voraussichtlich rückläufig sein. In den ersten sechs Monaten erzielte Roche mit dem gesamten Covid-19-Portfolio Verkäufe von insgesamt 3,1 Milliarden nach 2,5 Milliarden in der Vorjahresperiode.

Die Verkaufsrückgänge durch Biosimilars wiederum dürften sich 2022 auf rund 2,5 Milliarden belaufen. Zum Vergleich: Im Geschäftsjahr 2021 gingen dem Konzern wegen Nachahmerprodukten 4,5 Milliarden verloren.

SDA/uri