Auch Arme profitieren Oligarchen scheffeln mit dem Krieg trotz Sanktionen Milliarden

Philipp Dahm

11.7.2024

Trotz Sanktionen floriert die russische Wirtschaft: Alleine durch Dividenden wächst das Vermögen von 12 Oligarchen um über 10 Milliarden Franken. Doch auch die Ärmsten profitieren von Putins Kriegswirtschaft. Noch.

Philipp Dahm

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Im Jahr 2023 und dem ersten Quartal 2024 haben zwölf russische Oligarchen laut «Bloomberg» Dividenden in Höhe von 10,23 Milliarden Franken kassiert.
  • Die Zahl zeigt, wie gut die Wirtschaft trotz Sanktionen läuft: Im ersten Quartal wuchs sie um 5,4 Prozent.
  • 2023 legte der russische Handel um 6,8 Prozent zu.
  • Die Weltbank klassifiziert Russland neu als Land mit hohem Einkommen.
  • Auch Ärmere profitieren offenbar von der Kriegswirtschaft.

Die Kriegswirtschaft zahlt sich für Russlands Oligarchen aus: Zwölf Geschäftsmänner haben im Jahr 2023 und im dem ersten Quartal 2024 Dividenden in Höhe von über eine Billion Rubel oder 10,23 Milliarden Franken kassiert.

Das berichtet «Bloomberg», das die Summe dieser 15 Monate durch öffentlich zugängliche Informationen errechnet hat. Viele dieser Oligarchen stünden Putin nahe – und einige fänden sich auf den Sanktionslisten des Westens wieder, heisst es weiter. Die drei Top-Verdiener findest du oben in der Bildergalerie. 

Kriegswirtschaft ermöglicht sozialen Aufstieg

Dass Dividenden in Milliardenhöhe fliessen, zeigt, dass die russische Grossindustrie trotz der westlichen Sanktionen immer noch glänzende Profite macht. Insgesamt ist die Wirtschaft im Vergleich zum Vorjahr im ersten Quartal um 5,4 Prozent gewachsen. Es geht ökonomisch aufwärts: Im Jahr 2023 lag der Wert im Durchschnitt bei 3,6 Prozent.

Der Rohstoff-Export hält die Wirtschaft über Wasser: Öl-Tanker im türkischen Dortyol, wo auch Schiffe aus Russland ihre Ladung löschen.
Der Rohstoff-Export hält die Wirtschaft über Wasser: Öl-Tanker im türkischen Dortyol, wo auch Schiffe aus Russland ihre Ladung löschen.
Bild: IMAGO/CTK Photo

Die Wirtschaft läuft so heiss, dass die Weltbank Russland inzwischen als ein Land mit hohem Einkommen klassifiziert, nachdem das Bruttonationaleinkommen den Wert von 14'250 Dollar pro Person erreicht hat. Dazu habe 2023 insbesondere das Plus beim Handel (6,8 Prozent), im Finanzsektor (8,7 Prozent) und beim Bau (6,6 Prozent) beigetragen.

Von dem aktuellen Boom profitieren also nicht nur die Bosse: «Einige Sekotern und Regionen sind die Gewinner von Russlands neuer Kriegswirtschaft», analysiert das Centre for Economic Policy Research (CEPR). «Das trifft gerade auf einige von Russlands ärmsten Regionen zu, wo der Krieg vielen Menschen den sozialen Weg nach oben ermöglicht hat, der in den vorherigen Dekaden der russischen Reintegration in die globale Wirtschaft verschlossen war.»

Überhitzung befürchtet

Doch laut dem CEPR heisst das nicht, dass alles in Ordnung ist: Weil die Wirtschaft am Anschlag sei, würde eine weitere Steigerung der Produktion mit einer höheren Inflation einhergehen. Die ist mit aktuell 8,3 Prozent schon relativ hoch: Ziel ist eigentlich sie bei unter 4 Prozent zu halten. Die Zinsen seien mit derzeit 16 Prozent und könnten wegen der Inflationsgefahr weiter steigen, was Schuldner ruinieren könnte. 

Angst vor Inflation: Black-Friday-Sale am 24. November in Moskau.
Angst vor Inflation: Black-Friday-Sale am 24. November in Moskau.
Bild: Keystone

Wie es da weitergeht, entscheidet sich in der nächsten Sitzung der Zentralbank am 26. Juli. Das CEPR befürchtet ausserdem, ein weiteres Wachstum könnte zulasten der zivilen Wirtschaft gehen. Im Moment steckt der russische Staat 29 Prozent seines Budgets ins Militär.

Das wirtschaftliche Wachstum Russlands wird von Experten deshalb auch mit Sorge betrachtet. Stimmen mehren sich, die vor einer ökonomischen Überhitzung warnen, der eine Abkühlung folgen würde, die Wladimir Putin Probleme bereiten könnte.


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