WohnungsmangelNachfrage nach Immobilien in der Schweiz ungebrochen
sda/toko
27.10.2022 - 20:22
Die Lage auf dem Schweizer Immobilienmarkt ist angespannt, die Nachfrage bleibt laut einer Studie gross. Auch im nächsten Jahr dürfte es schwer werden, Wohnungen zu finden.
27.10.2022, 20:22
27.10.2022, 20:32
SDA
Die Schweizer Wirtschaft bleibt dynamisch, doch sind die Aussichten aufgrund steigender Zinsen, einer drohenden Energiemangellage, hoher Inflation und wegen des Kriegs in der Ukraine zunehmend von Unsicherheit geprägt. Dies geht auch am Schweizer Immobilienmarkt nicht spurlos vorbei.
Die Nachfrage nach Wohnraum bleibt laut einer Studie vorerst weiterhin gross. Zwar habe die Bildung von zusätzlichen Haushalten durch die hiesige Bevölkerung im letzten Jahr etwas nachgelassen, schreibt die Immobilienberatungsfirma Wüest Partner in der Herbstausgabe ihres «Immo-Monitoring». Dagegen erlebe die Zuwanderung eine stärkere Dynamik.
Inzwischen mangelt es laut Wüest Partner an Wohnraum in der Schweiz und Wohnungen dürften auch im kommenden Jahr schwieriger zu finden sein. Denn es kämen wegen der geringeren Neubautätigkeit, vermehrten Anlagealternativen zum Immobilienmarkt, höheren Finanzierungskosten, weniger Bauland, schleppenden Verdichtungsbestrebungen und stark gestiegenen Baupreisen weniger neue Wohnungen auf den Markt.
Deutlich höhere Energiepreise geben zudem den Nebenkosten Auftrieb. Daher dürften die Bruttomieten 2023 im Schnitt um 5 Prozent steigen, so die Studie.
Trotz konjunktureller Eintrübung steigen die Beschäftigungszahlen und befeuern laut Studie die Nachfrage nach Büroflächen. Grund dafür sind unter anderem Aufholeffekte nach der Aufhebung der Pandemiemassnahmen, demografischer Wandel und in jungen Bereichen neu geschaffene Stellen – etwa zur Digitalisierung oder im Kampf gegen den Klimawandel.
Gleichzeitig bestätigt die neueste Befragung «Büroflächen-Barometer» von Wüest Partner, dass Arbeiten im Homeoffice eine Ergänzung und nicht als Ersatz der Arbeit im Büro gesehen wird. Daher würden die befragten Unternehmen ihre Büroflächen nur wenig reduzieren.
Parallel dürfte sich die Neubaudynamik auf vergleichsweise tiefem Niveau einpendeln. Vor allem innerhalb der begehrten Grossstädte werde weniger gebaut, was zu höheren Mieten führe. Durchschnittlich sei für 2023 mit einem Plus von 0,5 Prozent zu rechnen.
Anders im Detailhandel, wo die Umsätze wohl wegen der sich eintrübenden Konjunkturlage und der real gesunkenen Kaufkraft in den kommenden Monaten stagnieren dürften. Dies dürfte auf die Nachfrage nach Verkaufsflächen drücken. Zugleich würden auch Neubauten hochgezogen. Damit dürften die Mieten für Verkaufsflächen weiter sinken.
Die Baupreise steigen derzeit rasant, schreibt Wüest Partner weiter. Dies präge den Baumarkt und die kurzfristige Neubautätigkeit negativ. Ein Preisanstieg von 1 Prozent führt laut einer Studie zu einer Reduktion der realen Wohnbauinvestitionen um 0,37 Prozent im selben Jahr.
Allerdings werde ein Teil lediglich aufgeschoben und mittelfristig nachgeholt. Zudem nähmen die Baugesuche im Nachgang zu einer Baupreisteuerung ab, da Bauaktivitäten bei höheren Baupreisen weniger wirtschaftlich seien. Höhere Baupreise führten zu höheren Kosten, aber auch zu steigenden Bestandesmieten.
Wie sich eine Baupreisteuerung auf den Wert von Renditeliegenschaften auswirkt, hänge von der Stärke und von der Dauer der Teuerung und davon ab, wie gross der Anteil einer Baute am Grundstückswert sie und vom Lebenszyklus der Liegenschaft ab.