Die Messebetreiberin MCH Group reagiert auf die Kritik einer Aktionärsgruppe. Sie hat im Hinblick auf die ausserordentliche GV vom kommenden Mittwoch Fragen der Gruppe beantwortet, Fehler eingeräumt und konkretisiert, welche strategischen Optionen geprüft werden.
So komme auch der Einstieg neuer Investoren in Frage. Dies könne mit einer Kapitalerhöhung und strukturellen Veränderungen verbunden sein, heisst es in der Mitteilung vom Montag.
Weiterhin werde aber auch die Option geprüft, das Dienstleistungsgeschäft Live Marketing Solutions zu verkaufen. Denkbar sei aber auch eine Lösung, welche ein angemessenes Wachstum dieses Segments innerhalb der Gruppe ermögliche.
MCH hatte im September bekannt gegeben, «verschiedene Optionen» zu prüfen, darunter den Verkauf. Der mögliche Einstieg neuer Investoren wurde jedoch nicht erwähnt. Dies habe zu Missinterpretationen geführt und deshalb habe man das nun deutlicher machen wollen, erklärte ein MCH-Sprecher auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP.
Widerstand von Aktionärsgruppe
MCH will sich künftig auf die Entwicklung der klassischen Messen und Events fokussieren. Dazu soll in die Digitalisierung und in die Internationalisierung investiert werden. Diese Strategie und insbesondere der mögliche Verkauf des Dienstleistungsgeschäfts stösst bei Aktionären aber auf Widerstand.
So hat eine Aktionärsgruppe die Einberufung der ausserordentlichen Generalversammlung verlangt. Die Gruppe wird von der AMG Fondsverwaltung vertreten und meldete zuletzt einen Anteil von 10,55 Prozent. An der von ihr geforderten GV sollten die Einleitung einer Sonderprüfung, die Offenlegung von Geschäftsbüchern sowie die Änderung der Statuten behandelt werden.
Dabei warf die Gruppe 39 Fragen zu den verschiedenen Übernahmen, Engagements und Projekten auf, der Liegenschaftsstrategie sowie der generellen Strategie. Bei der Beantwortung dieser Fragen räumte der MCH-Verwaltungsrat nun ein, dass «aus heutiger Betrachtung Fehler gemacht» worden seien. Die Umsetzung der bis 2018 verfolgten Diversifikationsstrategie habe sich vor dem Hintergrund des sich sehr stark und sehr schnell verändernden Messe- und Marketinggeschäfts als grosse Herausforderung gestaltet.
Erfolgspotenziale überschätzt
Beispielsweise gesteht der Verwaltungsrat ein, dass das Erfolgspotenzial bei einzelnen Initiativen wie dem Engagement in Lausanne oder dem Projekt Grand Basel überschätzt worden seien. Der Integration und dem Controlling erworbener Gesellschaften sei teilweise zu wenig Beachtung geschenkt worden, und die notwendigen Portfoliobereinigungen seien zum Teil zu zögerlich umgesetzt worden.
Für das Engagement in Lausanne etwa summierte sich der Verlust in den Jahren 2010 bis 2019 auf 35,6 Millionen Franken. Hinzu komme die 2019 beschlossene Sanierung der Pensionskasse in der Höhe von 9 Millionen Franken. Künftige Abschlüsse sollen allerdings nicht mehr belastet werden: Für die verbleibende Dauer des Mietvertrages bis 2021 seien ausreichende Rückstellungen von 6,1 Millionen gebildet worden, so MCH.
Auch die Oldtimermesse Grand Basel kam MCH teuer zu stehen: Für die Jahre 2017 bis 2019 betrug der Verlust 27,8 Millionen Franken. Hinzu kommen ausserordentliche Abschreibungen der Standbauten in der Höhe von 6,8 Millionen. Das Projekt wurde inzwischen gestoppt.
Korrekturen eingeleitet
Der Verwaltungsrat habe die erforderlichen Korrekturmassnahmen eingeleitet und die wesentlichsten davon seien bereits umgesetzt, heisst es weiter. So habe das Gremium die Geschäftsleitung mit erfahrenen Führungskräften neu besetzt und die Führungsstruktur neu geregelt.
Zudem sei auf Basis einer umfassenden Analyse unter Einbezug der neuen Geschäftsleitung und mit Unterstützung durch erfahrene Experten die notwendige strategische Neuausrichtung des Unternehmens entwickelt und in Kraft gesetzt worden.
Bei der Beantwortung der Fragen und der Beurteilung der angesprochenen Sachverhalte holte sich MCH Hilfe bei der Anwaltskanzlei Homburger. die zuvor nicht für die MCH Group tätig war, wie aus der Mitteilung hervorgeht.
Die MCH Group kämpft seit einiger Zeit mit dem schwindenden Interesse von Ausstellern und Besuchern von Präsenzmessen und musste nach dem Rückzug des Uhrenkonzerns Swatch von der Baselworld das Geschäft restrukturieren und Abschreibungen vornehmen, wodurch rote Zahlen anfielen.
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