654 Millionen MinusErster Verlust seit 15 Jahren – Swiss fliegt in die roten Zahlen
sda/awp/phi
4.3.2021
Seit 15 Jahren hatte die Swiss keine roten Zahlen mehr geschrieben, doch die Pandemie bringt die Fluggesellschaft in Turbulenzen. Ohne das Frachtgeschäft wäre es noch schlimmer gekommen.
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04.03.2021, 08:28
04.03.2021, 08:47
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Wegen der Corona-Pandemie ist die Swiss vergangenes Jahr tief in die roten Zahlen gestürzt. Operativ resultierte bei der Lufthansa-Tochter ein Verlust von 654 Millionen Franken.
2019, im Jahr vor der Pandemie, hatte die Fluggesellschaft noch einen operativen Gewinn von 578 Millionen Franken erzielt und 2018 mit 636 Millionen sogar das bisherige Rekordergebnis.
Doch dann machte die Seuche der Airline einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Viele Staaten verboten die Einreise von Passagieren aus dem Ausland, und die Unsicherheit wegen des Virus spiegelte sich in massiv sinkenden Passagierzahlen, die im April ihren Tiefpunkt erreichten.
Insgesamt begrüsste die Airline 2020 nur noch 4,8 Millionen Passagiere an Bord, im Vorjahr waren es noch über 18,5 Millionen gewesen. Die durchschnittliche Auslastung der Maschinen sank von 84 Prozent auf 57,9 Prozent, wie die Swiss am Donnerstag bekannt gab.
Cargotochter federt Sinkflug ab
In der Folge brach der Umsatz um 65,2 Prozent auf 1,85 Milliarden Franken ein. «Auch aufgrund des für die Luftfahrt üblichen hohen Fixkostenanteils hat uns die Krise deutlich stärker getroffen als andere Branchen», wird der neue Swiss-Chef Dieter Vranckx in der Mitteilung zitiert.
Immerhin trug laut der Mitteilung Swiss WorldCargo, die Frachtsparte der Airline, nicht zuletzt wegen der hohen Nachfrage nach Medikamenten und medizinischen Hilfsgütern überproportional stark zum Ergebnis bei.
«Dank der umgehend eingeleiteten drastischen Kostensparmassnahmen und des starken Beitrags von Swiss WorldCargo ist es uns gelungen, den Verlust im Rahmen zu halten», wird Swiss-Finanzchef Markus Binkert zitiert.
Weitere Restrukturierungsmassnahmen
Man habe dieses Ergebnis erwartet und in die Finanzplanung einkalkuliert. Doch weil die Situation auch seit Jahresbeginn nicht besser wurde, habe sich die Situation wider Erwarten verschärft. «Wir verlieren weiterhin rund zwei Millionen Schweizer Franken pro Tag und werden somit unsere Kostensparmassnahmen intensivieren müssen», so Binkert.
Bereits im vergangenen Jahr leitete die Swiss umfangreiche Kostensparmassnahmen ein. Mittels natürlicher Fluktuation, Frühpensionierungen und Teilzeit würden bis Ende 2021 so voraussichtlich 1000 Vollzeitstellen abgebaut, heisst es. Auch in den oberen Führungsebenen werde die Zahl der Mitarbeitenden um 20 Prozent reduziert.
Zudem verkleinert die Swiss ihre Geschäftsleitung von vier auf drei Mitglieder. Der operative Chef Thomas Frick trete dabei per Ende März 2021 planmässig von seiner Funktion zurück, werde aber noch projektbasiert für das Unternehmen tätig bleiben. Seine Funktion übernimmt in Personalunion der seit Januar amtierende Chef Vranckx.
Verbesserungen im dritten Quartal erwartet
Den vormals angekündigten Ausbau des Flugprogramms im zweiten Quartal legte die Swiss vorerst auf Eis, wie sie bereits Ende Februar mitteilte. Im März biete sie durchschnittlich noch ein Viertel des Angebots von 2019 an. In Genf wurde der Minimalflugbetrieb bis Ende Monat verlängert. Die Swiss rechnet damit, dass frühestens im Hochsommer mit einer Erholung der Reisetätigkeit zu rechnen ist.
«Seit Jahresbeginn hat sich die Ausgangslage massiv verschlechtert. Es zeigt sich in aller Deutlichkeit, dass sich die gesamte Airlinebranche strukturell verändern wird», wird Vranckx zitiert. Swiss werde deshalb eine stärkere Redimensionierung prüfen müssen als bislang vorgesehen. Eine Verkleinerung der Flotte würde sich auch das Streckennetz, die Kosten- und Organisationsstruktur auswirken. Eine Entscheidung dazu sei aber noch nicht gefallen.
Mit Fortschreiten der Impfungen und der aufgeschobenen Nachfrage gehe die Airline davon aus, im Laufe des dritten Quartals wieder rund 65 Prozent der Kapazitäten von 2019 anbieten zu können, heisst es.