Schweiz ohne Strategie Easyjet setzt auf Flugzeuge, die mit Wasserstoff fliegen

SDA/dor

26.9.2023 - 04:31

Der französische Präsident Emmanuel Macron (3.v.r.) und Airbus-CEO Guillaume Faury (r.) begutachten auf der International Paris Air Show ein Modell des Wasserstoff-Flugzeugs Airbus ZeroE. (19. Juni 2023)
Der französische Präsident Emmanuel Macron (3.v.r.) und Airbus-CEO Guillaume Faury (r.) begutachten auf der International Paris Air Show ein Modell des Wasserstoff-Flugzeugs Airbus ZeroE. (19. Juni 2023)
Bild: Keystone/AP Photo/Michel Euler, Pool

Der Chef der britischen Fluggesellschaft Easyjet will die Infrastruktur an Flughäfen für Wasserstoff-Flugzeugen voranbringen. Die Schweiz habe keine Strategie für diese Technologie, sagt Johan Lundgren in einem Interview. 

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Mit Wasserstoff betriebene Flugzeuge seien kein Luftschloss, sagte Easyjet-Chef Johan Lundgren im Gespräch mit der «Neuen Zürcher Zeitung» (Dienstagausgabe). Airbus wolle 2035 ein Wasserstoff-Flugzeug für die Kurzstrecke im Angebot haben. «Die technologische Entwicklung ist derzeit viel schneller als die Vorbereitung der Infrastruktur und Produktion», sagte Lundgren weiter. «Diese Dinge müssen geregelt werden, bevor das erste Wasserstoffflugzeug abhebt. Dabei ist es unsere Aufgabe, diese Diskussion zu lancieren – auch in der Schweiz, die keine Strategie für diese Technologie hat.

Die deutsche Regierung will beispielsweise Tempo machen beim Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur. Dafür setzte sich der deutsche Kanzler Olaf Scholz laut einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur am Montag bei der Nationalen Luftfahrtkonferenz in Hamburg ein. Klimaneutrales Fliegen solle nicht zu zulasten europäischer und deutscher Flughäfen und Airlines gehen, sagte Scholz. Perspektivisch sei sicherlich der Wasserstoffantrieb auch in Serienflugzeugen möglich.

Die Herausforderungen bei der Umstellung auf Wasserstoff seien gewaltig, bejahte Lundgren eine entsprechende Frage der «NZZ». Wasserstoff brauche an Bord viermal so viel Platz wie Kerosin, das heute in den Flügeln gelagert werde. «Aber mir scheint klar, dass man auf die Wasserstoff-Industrie setzen sollte, weil sie viele Einsatzmöglichkeiten auch ausserhalb des Flugbetriebs hat», sagte er.

«Von Flugscham nichts zu sehen»

Lundgren sieht es als Aufgabe der Fluggesellschaft, die Diskussion darum zu lancieren. Easyjet investiere seine Ressourcen in Flugzeuge, die mit Wasserstoff betrieben werden, sagte er. Ein Programm zur Kompensation des CO2 aller Flüge stellte die Fluggesellschaft vor einem Jahr ein. Es war laut Lundgren nur ein Übergangsinstrument.

Auf Kritik an Billig-Fluggesellschaften von Klimaaktivisten angesprochen, sagte Lundgren: Die Klimajugend ignoriere die Vorteile, die das Fliegen mit sich bringe. Es bringe nämlich Menschen zusammen. «Von Flugscham ist nichts zu sehen», sagte er zudem. Bei den Geschäftsreisen sei das Niveau von vor der Corona-Pandemie erreicht. Nur bei Städtereisen seien die Passagierzahlen noch nicht dort. Ferienreisende würden momentan lieber ans Meer fahren.