Projekte laufenDer Schweizer Franken wird noch digitaler
sta
11.7.2023 - 00:00
Wird Geld verschoben, geschieht dies bereits heute überwiegend nur noch digital. Technologien wie die Blockchain könnten den Zahlungsverkehr aber laut Experten noch effizienter, kostengünstiger und vor allem sicherer machen. Auch in der Schweiz laufen dazu entsprechende Projekte.
Keystone-SDA, sta
11.07.2023, 00:00
SDA
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Der Schweizer Franken wird immer digitaler.
Künftig soll der Zahlungsverkehr kostengünstiger und effizienter.
In der Schweiz laufen mehrere Projekte, um den Franken weiter weniger analog zu machen.
Unlängst stellte die EU-Kommission die Weichen für einen digitalen Euro. Nun liegt der Ball bei der Europäischen Zentralbank (EZB). Im Oktober soll der Entscheid fallen, ob in Europa die Pläne zu neuem Digitalgeld weiterverfolgt werden. Mit der Einführung einer digitalen Gemeinschaftswährung auf europäischer Ebene wird aber frühestens 2026 gerechnet.
Digitale Notenbankwährung
Die EU plant somit eine digitale Notenbankwährung – Central Bank Digital Currency oder kurz CBDC – die Finanzdienstleister und Konsumenten nutzen könnten. Zu unterschieden gilt es dabei zwischen einer solchen «Retail-CBDC» für Privatpersonen und einer «Wholesale-CBDC», die ausschliesslich von Banken genutzt wird.
An Letzterem arbeitet auch die Schweizerische Nationalbank (SNB). SNB-Chef Thomas Jordan sprach jüngst im Rahmen der Fintech-Konferenz «Point Zero Forum» in Zürich über den Entwicklungsstatus einer solchen «Wholesale-CBDC» in der Schweiz. Ein Pilotprojekt zusammen mit der Schweizer Börse SIX und einer «begrenzten» Anzahl an Banken laufe, sagte er.
Ziel des Projekts auf Basis der Blockchain-Technologie – auch Distributed-Ledger-Technology oder kurz DLT genannt – sei es, herauszufinden, ob eine «Wholesale-CBDC» Kreditrisiken und Zahlungsausfälle verringern kann. Daher stehe die SNB dem Potenzial von CBDCs generell «offen gegenüber», bekräftigte Jordan frühere Aussagen der Nationalbank.
Der SNB-Präsident betonte indes auch, dass durch solche auch neue Risiken entstehen könnten und es daher vor allem darum gehe, regulatorische und rechtliche Aspekte im Auge zu behalten. Einer digitalen Währung für Private (Retail-CBDC) erteilte der SNB-Präsident hingegen erneut eine Absage.
Dass der Zahlungsverkehr fast nur noch digital abläuft, ist nicht neu: «Zentralbankengeld ist eigentlich schon seit vielen Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, in digitaler Form verfügbar», erklärt der Bankenexperte und Institutsleiter des IFZ der Hochschule Luzern, Andreas Dietrich. Die Frage sei nur, «ob es effizientere Methoden gibt.»
Schlussendlich gehe es darum, ob neuere Technologien wie die Blockchain die Abwicklung von Zentralbankengeld unter Finanzinstituten schneller und weniger fehleranfällig gestalten könnten. Klar sei derzeit, dass eine Wholesale-CBDC rechtlich erlaubt sei und in bestehende Kernbankensysteme und Prozesse von Geschäfts- und Zentralbanken integriert werden könnte.
«Der ganze Prozess ist aus meiner Sicht aber noch ergebnisoffen», fasst Dietrich zusammen. Er könne es sich aber «gut vorstellen», dass es in der Schweiz mittelfristig eine Wholesale-CBDC geben wird, sobald eine systemübergreifende Lösung mit anderen Ländern in Sicht sei.
Privatsphäre entscheidend
Auch für Fabian Schär, Blockchain-Experte an der Uni Basel, ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Wholesale-CBDC zeitnah Realität wird, «sehr gross». Für ihn wäre die Umsetzung der laufenden SNB-Projekte ein «konsequenter nächster Schritt».
Deutlich zurückhaltender beurteilt Schär indes den Umsetzungswillen für eine Retail-CBDC: «Selbst in Ländern, in denen man dem Thema offener gegenübersteht und solche Projekte vermeintlich weit fortgeschritten erscheinen, sind längst nicht alle technischen und ökonomischen Fragestellungen geklärt», hält der Professor fest.
Denn je nach Implementierung werde mit einer Retail-CBDC nicht nur ein elektronisches Zahlungsmittel geschaffen, sondern eine ganz neue Infrastruktur. Dies könnte etwa dazu führen, dass Vermögenswerte und Transaktionen viel leichter abzubilden und somit auch verfolgbarer seien.
«Damit wird die Frage der Governance und Kontrolle entscheidend sein», lautet seine Prognose. Damit einhergehend sei nicht zuletzt die Privatsphäre ein wichtiger Punkt, der einen «hohen Stellenwert haben sollte.»