Auch deutsche Tochter insolvent Wetten auf den Konkurs: Wer von der Thomas-Cook-Pleite profitiert

tmxh / dpa / AFP

25.9.2019

Passagiere besteigen am Flughafen von Kreta eine Maschine der Airline Thomas Cook. Von der Insolvenz des Unternehmens profitieren Spekulanten.
Passagiere besteigen am Flughafen von Kreta eine Maschine der Airline Thomas Cook. Von der Insolvenz des Unternehmens profitieren Spekulanten.
Source: Eurokinissi via ZUMA Wire/dpa

Nach der Pleite des britischen Mutterkonzerns haben nun die deutsche und die österreichische Tochter von Thomas Cook Insolvenzanträge gestellt. Einmal mehr werden einige am folgenreichen Konkurs verdienen.

Nach dem britischen Reisekonzern Thomas Cook hat am Mittwoch auch die deutsche Tochter-GmbH Insolvenz angemeldet. Der deutsche Veranstalter mit den Marken Neckermann Reisen, Öger Tours und Bucher Reisen sehe sich zu diesem Schritt «gezwungen», um sich aus den «finanziellen Verflechtungen und Haftungsverhältnissen» mit dem insolventen Mutterkonzern lösen zu können, erklärte die Thomas Cook GmbH. 

«Wir hätten diesen gerichtlichen Schritt natürlich lieber vermieden, doch leider liess sich auf dem Verhandlungsweg keine kurzfristige Lösung erreichen», erklärte Stefanie Berk.

Nach Unternehmensangaben soll vom Gericht ein «erfahrener Restrukturierer» eingesetzt werden, um die Neuausrichtung des Geschäfts im Rahmen eines Insolvenzverfahrens federführend zu begleiten. Ziel einer Sanierung sei es, «das profitable, aber schon länger durch das schwache Geschäft von Thomas Cook in Grossbritannien und den Brexit belastete Geschäft des deutschen Veranstalters selbständig fortzuführen.»

Wenig später wurde bekannt, dass auch die österreichische Tochter einen Insolvenzantrag gestellt hat. Das sagte Thomas-Cook-Austria-Sprecher Philipp Höll am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. 

Wie der Ferienflieger Condor hatte auch die deutsche Thomas Cook GmbH einen Antrag auf einen Überbrückungskredit beim deutschen Bund gestellt. Während Condor die Zusage über eine Bürgschaft von 380 Millionen Euro erhielt, gab es zu Thomas Cook bisher keine Entscheidung. Der Veranstalter hatte den Verkauf von neuen Reisen bereits am Montag gestoppt.

Wer profitiert von der Pleite?

Derweil gibt es auch einige, die von der historischen Pleite des Reiseunternehmens profitieren: «Das sind Investoren und Hedgefonds, die auf Pleiten von Firmen wetten», erklärte Wirtschaftsredaktorin Charlotte Jacquemart gegenüber SRF. «Einige verdienen nun Millionenbeträge dadurch, dass die finanzielle Restrukturierung von Thomas Cook nicht geglückt ist», so die Expertin.

Spekuliert werde dabei etwa mit sogenannten Credit Default Swaps (CDS), also mit Derivaten, «die wie Kreditausfallversicherungen wirken.» Man müsse die Schulden dabei nicht besitzen, um mit ihnen zu spekulieren.

Bekannt geworden ist diese Strategie während der letzten Finanzkrise. Im Fall von Thomas Cook seien CDS im Wert von 250 Millionen Dollar ausstehend, so Jacquemart: «Und weil der Konzern völlig pleite ist, werden rund 95 Prozent davon ausbezahlt an jene, die diese Derivate besitzen. Wer gleichzeitig auch Schulden abschreiben muss, verdient unter dem Strich weniger.»

Sind die Hedgefonds mitschuldig?

Es gebe sogar noch mehr Wege, vom Konkurs zu profitieren, sagt die Wirtschaftsexpertin: «Aktien können leer verkauft werden, das wird ‹shorten› genannt. Bei keiner Aktie der englischen Börse waren so viele Aktien leer verkauft worden wie bei Thomas Cook». Bei dem Reisekonzern seien «elf Prozent der Aktien leer verkauft worden. Und weil Thomas Cook konkurs ist, muss die Aktie nicht mal mehr zurückgekauft werden – man verdient also noch mehr.»

Eine etwaige These, wonach die daran beteiligten Hedgefonds mitschuldig am Thomas-Cook-Konkurs gewesen seien, hält Jaquemart jedoch für «übertrieben». Sie erklärt: «Einige Hedgefonds, die auch Gläubiger waren, sassen aber bei den Verhandlungen am Wochenende mit am Tisch, als es um die Rettungsaktion ging.»

Der deutsche Konzern Xaia habe ihr gesagt, «man hätte zum Rettungsdeal aber auch nicht Ja sagen können, weil die Details völlig unklar gewesen seien. Die Hedgefonds-Gläubiger hatten also ihre Hände mit im Spiel. Aber das Missmanagement über viele Jahre bei Thomas Cook kann man sicher nicht den Hedgefonds und Investoren anlasten.»

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