Der neu ernannte CEO der Überbank UBS, Sergio Ermotti (rechts), kurz vor der Medienkonferenz mit Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher (links) und dem noch amtierenden CEO Ralph Hamers.
Während seiner ersten Amtszeit als CEO der UBS erntete Ermotti Respekt in der Finanzbranche.
Ob er die UBS nach der Fusion mit der CS auf Kurs halten kann, wird sich zeigen. Im Bild: Ermotti posiert in St. Moritz Rennschlitten mit UBS-Logo.
Sergio Ermotti zurück bei der UBS
Der neu ernannte CEO der Überbank UBS, Sergio Ermotti (rechts), kurz vor der Medienkonferenz mit Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher (links) und dem noch amtierenden CEO Ralph Hamers.
Während seiner ersten Amtszeit als CEO der UBS erntete Ermotti Respekt in der Finanzbranche.
Ob er die UBS nach der Fusion mit der CS auf Kurs halten kann, wird sich zeigen. Im Bild: Ermotti posiert in St. Moritz Rennschlitten mit UBS-Logo.
Sergio Ermotti übernimmt ab April zum zweiten Mal das Ruder der UBS. Wie es dazu gekommen ist und wer der neue alte Kapitän an der Spitze der fusionierten Megabank ist – ein Überblick.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Mit Sergio Ermotti kehrt am 5. April ein Altbekannter an die Spitze der UBS zurück. Das hat die Bank am Mittwochmorgen mitgeteilt.
- Ermotti führte die UBS bereits von 2011 bis 2020.
- Laut Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher sei Ermotti der Richtige, die Übernahme der Credit Suisse erfolgreich umzusetzen.
Knapp drei Jahre nach seiner ersten Amtszeit bei der UBS (2011 bis 2020) kehrt Sergio Ermotti an die Spitze der Grossbank zurück. Damit könnte er definitiv in den Olymp der Schweizer Bankenwelt aufsteigen. Dies, sofern ihm die Transformation der alten UBS in die neue Überbank gelingen sollte, die durch die Vereinleibung der Credit Suisse entsteht.
Zuvor verdiente der Tessiner sich Respekt in der Finanzbranche, indem er die UBS von einer Universalbank in eine der weltgrössten Vermögensverwalterinnen umkrempelte.
Irgendwie überraschend, irgendwie auch nicht
Dass Ermotti das Amt des CEO übernimmt, kommt irgendwie überraschend, irgendwie auch nicht: Mit dem Iren Colm Kelleher als Präsident und dem Niederländer Ralph Hamers als Konzernchef wäre die neue UBS von einem Duo ohne Schweizer Pass geführt worden.
Dass das für eine Bank, die mit staatlichen Garantien in Milliardenhöhe ausgestattet wurde, keine besonders gute Idee wäre, war offenbar auch den Beteiligten klar.
Hamers sei bereit gewesen, im «Interesse der neuen Kombination, des Schweizer Finanzsektors und des Landes» zurückzutreten, heisst es denn auch in der am Mittwochmorgen verschickten Mitteilung der UBS.
Bereits am vorletzten Wochenende, als die Übernahme verhandelt wurde, wurde Ermottis Namen von gewissen Seiten ins Spiel gebracht. Offensichtlich brauchte es dann aber noch ein paar Tage, um erst seinen Rücktritt als Präsident der Rückversicherers Swiss Re zu organisieren, bevor er als neuer Super-CEO vorgestellt werden konnte.
Erste Analystenstimmen klingen positiv. Man begrüsse die Ernennung von Ermotti, heisst es etwa bei der Bank Vontobel. Auch die Märkte reagierten positiv auf den Chefwechsel. Die UBS-Aktie legte zu Beginn des Handelstages 1,9 Prozent zu.
Die UBS konsequent umgebaut
Während seiner ersten Zeit an der Spitze der UBS hat Ermotti vieles richtig gemacht. Die Bank war bei seinem Amtsantritt geschwächt von der Finanzkrise und von einem Skandal: Ein UBS-eigener Händler hatte der Bank einen Verlust von 2,3 Milliarden Franken beschert, was zum Rücktritt des damaligen Chefs Oswald Grübel geführt hatte.
In dieser Situation vertraute der UBS-Verwaltungsrat – damals noch unter Leitung von alt Bundesrat Kaspar Villiger – Ermotti die Geschicke der Bank an. Erst ad interim, zwei Monate später dann auch ohne diesen Zusatz.
Zunächst zögerlich, zwei Jahre nach dem Amtsantritt aber mit grosser Konsequenz, begann er mit dem Umbau der UBS hin zu einem führenden Vermögensverwalter. Viele Bereiche der Investmentbank, die der UBS früher hohe Gewinne, zum Teil aber auch riesige Verluste beschert hatten, wurden abgebaut oder verkauft.
Damit war der bald 63-Jährige mit seiner Strategie ein sogenannter First Mover in der Branche: Die UBS war die erste grosse Bank, die diesen radikalen Schritt wagte und auch so konsequent umsetzte.
Die Credit Suisse, die die Finanzkrise damals relativ gut überstanden hatte, verzichtete jedenfalls auf diesen Schritt. Dies dürfte mit ein Grund sein, dass sie am Ende nicht überlebt hat.
Mehr als 100 Millionen Franken verdient
Die Ernte aus dieser frühen Transformation – zumindest, was den Aktienkurs betrifft – konnte Ermotti allerdings nie einfahren. Das Umfeld nach der globalen Finanzkrise war nämlich plötzlich ein ganz anderes. Das Bankgeheimnis, das den Schweizer Banken über Jahrzehnte hinweg gutes Geld beschert hatte, machte schon bald dem sogenannten automatischen Informationsaustausch Platz und europäische Kund*innen zogen ihr Geld zum Teil ab.
Daneben machten die Notenbanken mit ihrer weltweit sehr expansiven Geldpolitik und den extrem tiefen Zinsen den Geschäftsbanken das Leben schwer, weil die Margen auf dem verwalteten Geld dadurch permanent unter Druck gerieten. Zudem brachte die Digitalisierung mit der damals neu entstehenden Fintech-Branche eine Konkurrenz für die herkömmlichen Banken ins Spiel, die diese zu Milliarden-Investitionen zwang.
All dies hatte zur Folge, dass die UBS nie ganz so rentabel wurde, wie Ermotti sich das vorgestellt hatte, und sich der Aktienkurs der UBS nicht immer in die von ihm gewünschte Richtung entwickelte.
Dennoch zählte Ermotti in seinen bisherigen Jahren bei der UBS immer zu den bestbezahlten Schweizer CEOs und verdiente jeweils einen zweistelligen Millionenbetrag. Insgesamt hat er über die neun Jahre seiner ersten Amtszeit weit mehr als 100 Millionen Franken verdient. Kritik an solch hohen Entschädigungen hörte er nicht gerne und beantwortete entsprechende Fragen von Journalist*innen jeweils eher mürrisch.
«Clooney» vom Paradeplatz»
Insgesamt war Ermotti in der Schweiz zwar nicht omnipräsent, aber er gehört aufgrund seiner Position automatisch zur hiesigen Prominenz. Er äusserte sich zwischendurch auch politisch und stellte gewisse Forderungen, was angesichts der staatlichen Rettung der Bank 2008 nicht überall auf Gegenliebe stiess.
Aber auch gesellschaftlich war er keine graue Maus. In Anspielung auf sein Äusseres – er tritt stets mit gut sitzender Frisur und adretter Kleidung auf – wurde er gelegentlich gar der «George Clooney vom Paradeplatz» genannt. Und er war sich auch zwischendurch für ein Spässchen nicht zu schade. So machte er 2014 für einen guten Zweck an der sogenannten Ice Bucket Challenge mit und schüttete sich dabei einen Kübel eiskaltes Wasser über den Kopf.
Auf Fussball folgt die Bank
Banker zu werden, sei nie sein Traum gewesen, hat Ermotti 2020 der «Schweizer Illustrierten» in einem Interview verraten. Vielmehr träumte er von einer Profikarriere als Fussballer. Bis heute soll er mit seinem Jugendverein FC Collina d'Oro verbunden sein.
Dafür, dass die Bankenlehre nur als Zwischenstation auf dem Weg zum Sportlehrer war, hat er es weit gebracht. Nach einigen Wochen habe er aber gemerkt, dass die Bank eigentlich ganz interessant sei, so Ermotti zur Zeitschrift.
Ermottis Karriere begann nach der Banklehre bei der Citibank, darauf folgten verschiedene Positionen für die Londoner Investmentbank Merrill Lynch, ehe er via Unicredit zur UBS kam. Von da wechselte er als Verwaltungsratspräsident zum Rückversicherer Swiss Re. Und nun folgt das Comeback bei der UBS.
Privat gibt sich der Banker zurückhaltend. Zuhause spreche er nicht über das Geschäft, das sei seine Art, die Familie zu schützen. Ermotti ist verheiratet und hat mit seiner Frau zwei Söhne. Sein Vermögen wird auf 150 bis 200 Millionen Franken geschätzt.