Wiener*innen berichten aus dem Flutgebiet «Viele sind geschockt»

vab

16.9.2024

Rund um Wien herrscht Katastrophenalarm. Österreichs Hauptstadt steht unter Wasser, der U-Bahn-Betrieb und Autoverkehr wurden stark reduziert. Die Wiener sind im Schockzustand, wie ein Augenzeuge berichtet.

Vanessa Büchel

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Viele Gebiete in Österreich haben mit Rekordregen und Hochwasser zu kämpfen. 
  • Niederösterreich wurde zum Katastrophengebiet erklärt, auch in Wien sind die Gewässer weit übers Normal angeschwollen. 
  • Der gut ausgebaute Hochwasserschutz in Österreichs Hauptstadt schützt die Wiener*innen. 
  • Ein Augenzeuge berichtet, dass das Hochwasser ausnahmslos noch im für Überschwemmungen vorgesehenen Bereich fliesse. 
  • Heute soll es nochmals heftig regnen.

In Österreich spitzt sich die Hochwasserlage stündlich zu. Das Bundesland Niederösterreich rund um Wien wurde zum Katastrophengebiet erklärt. In der Bundeshauptstadt selbst sei man noch «glimpflich» davongekommen, wie der Wiener Thomas Wistawel im Gespräch mit blue News berichtet. 

Heute solle es laut Wistawel nochmals heftig regnen, aber an allen Stellen, an denen das Wasser gefährlich hoch stand, sei die Situation inzwischen wieder entspannt. Das sei vor allem dem «jahrzehntelang ausgebauten Hochwasserschutz» zu verdanken.

Doch die Lage ist ernst: «Der Wienfluss, der von Westen durch das Wiental bis ins Zentrum der Stadt fliesst, ist normalerweise ein kleines Rinnsal, indem gerade noch Enten schwimmen können – der wurde tatsächlich zu einem reissenden Fluss», sagt der Wiener.

Angst vor dem Hochwasser hätten die Wiener*innen laut ihm keine. Wistawel, der sehr zentral mitten in der Stadt wohnt, sagt: «Ich war gestern früh noch unterwegs und natürlich waren nicht viele Menschen auf den Strassen, aber die Cafés waren gut besucht.»

Das Hochwasser fliesse aktuell und ausnahmslos noch im für Überschwemmungen vorgesehenen Bereich.

«Viele Wiener und Wienerinnen sind geschockt»

Von allen U-Bahn-Linien ist aktuell nur eine in Betrieb, der Autoverkehr wurde auf die wichtigsten Fahrten eingeschränkt, Schulen und Kindergärten sind geschlossen, so schildert das Wiener Ehepaar Walter und Anita Ross. Am Mittwoch sollen die U-Bahnen wieder regelmässig fahren.

Eine weitere Augenzeugin erläutert blue News, dass sie am Montag beim Einkaufen vor Herausforderungen gestellt wurde. «Manche Geschäfte sind geschlossen und die Lebensmittel logischerweise in Verzug», führt die Wienerin an. 

Damit sie alles von ihrer Einkaufsliste – Fleisch, Gemüse, Eier, Kaffee – bekommen konnte, musste sie in mehrere Geschäfte gehen, da viele Shops gerade nicht das ganze Sortiment im Angebot haben. «Viele Regale sind leer», betont die Wienerin, doch die Menschen würden jetzt zusammenhalten.

Die Rossens befinden: «Viele von den zwei Millionen Wiener und Wienerinnen sind geschockt, da eine solche Situation nicht vorstellbar war.» Das Ehepaar lebt südlich von Wien in Hetzendorf.

Bei einem Spaziergang entlang des Liesingbachs zeigte sich dem Ehepaar am Sonntag das Ausmass des vielen Regens. Für die beiden war es der erste Spaziergang nach drei Tagen. Walter Ross sagt: «Der Bach ist sonst zwei Meter breit und etwa 20 bis 30 Zentimeter tief, wurde jetzt aber in kürzester Zeit zweieinhalb bis drei Meter tief.»

Niederösterreich noch schwerer betroffen

Noch schwerer getroffen hat es allerdings Niederösterreich. «Dort ist die Situation sehr, sehr angespannt», meint Walter Ross.

Das Bundesland um Wien sei das Bundesland mit der grössten Weinanbaufläche. Der Wiener sorge sich nun um die Weinbauern, die die Lese noch nicht hinter sich haben. «Die müssen jetzt schauen, wie es weitergeht. Dabei wäre heuer ein sensationelles Weinjahr.»

Auch er berichtet, dass es heute zwischendurch immer wieder regnet und hinzu komme – falls morgen der Regen nachlässt und es wieder wärmer wird –, dass dann die Schneeschmelze eintritt und erneut Wassermassen die Flüsse füllen.

Der Wiener fügt an: «Aber hoffen wir, dass der Spuk bald ein Ende hat.» Thomas Wistawel ist derweil überzeugt, dass «morgen der Spuk vorbei» sein wird.


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