Deutschland Zu grell für die Strasse? Polizei legt goldenes Auto still

dpa/toko

14.10.2019

Der goldfarbene SUV wird nahe der Düsseldorfer Königsallee abgeschleppt.
Der goldfarbene SUV wird nahe der Düsseldorfer Königsallee abgeschleppt.
Source: Gerhard Berger/dpa

Glanz und Glitzer sind auf der Düsseldorfer Kö im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen nichts Ungewöhnliches. Ein mit Goldfolie beklebtes Auto, das durch die Herbstsonne fährt, ist der Polizei dann aber doch zu viel.

Als die Polizisten das Auto fotografierten, spiegelten sich ihre Uniformen in den Seitentüren. Der 30-jährige Fahrer des mit Goldfolie überzogenen SUV war sich keiner Schuld bewusst.

Dennoch wurde sein aussergewöhnliches Auto am Sonntag bei viel Sonnenschein in der Düsseldorfer City aus dem Verkehr gezogen. Der Wagen «blendete bei entsprechendem Sonnenlicht deutlich», teilte die Polizei am Montag mit. Das Goldmobil wurde sichergestellt, der Mann kassierte eine Anzeige.

Nicht der erste Fall von Glitzer-Tuning in Deutschland. Und dennoch lassen sich Fahrer immer wieder für viel Geld glänzende Folien aufziehen. «Solch eine Folierung kostet – wenn sie gut gemacht ist – 2500 bis 3000 Euro», sagte Harald Schmidtke, Geschäftsführer des Verbands der Automobil-Tuner, der Deutschen Presse-Agentur. «Ob sie zulässig ist, wird ein Gutachter entscheiden müssen», so Schmidtke. «Blendet sie andere Verkehrsteilnehmer, ist das allerdings ein K.-o.-Kriterium.»

Tatsächlich hat die Düsseldorfer Polizei nach eigenen Angaben bereits einen Sachverständigen eingeschaltet. Der Fahrer des BMW X5 sagte laut der Behörde, ihm sei überhaupt nicht bewusst gewesen, was verändert worden sein könnte. Allerdings «wies der X5 auch dunkel lasierte Rückleuchten sowie eine manipulierte Abgasanlage auf», so die Polizei. So schnell wird der Wagen damit nicht wieder auf der Strasse rollen.

In Hamburg war das – zunächst – anders, als die Polizei im April den Fahrer eines goldfolierten Porsches stoppte und verwarnte. Die Beamten forderten den Mann auf, die Folie abzuziehen. Wenige Tage später wurde der 31-Jährige aber wieder mit dem Gold-Porsche gestoppt. Diesmal schleppte die Polizei den Luxuswagen ab.

Der TÜV Rheinland kennt das Phänomen. In einem ähnlichen Fall hatte ein Gericht den TÜV-Experten Thorsten Rechtien zurate gezogen. Ergebnis damals, nach ausführlichen Untersuchungen: Die Folierung war nicht zulässig. «Über den aktuellen Fall sagt das allerdings nichts aus», so Rechtien. Hier müsse der Gutachter einzeln entscheiden. Grundsätzlich gelte Paragraf 30 der Strassenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO): Fahrzeuge müssen demnach «so gebaut und ausgerüstet sein, dass ihr verkehrsüblicher Betrieb niemanden schädigt oder mehr als unvermeidbar gefährdet, behindert oder belästigt».

Das bezieht sich natürlich nicht nur auf die Farbe von Autos, weshalb die Düsseldorfer Polizei schon vor mehr als einem Jahr die «AG Tuning» gründete. Die Ermittler bremsen regelmässig die «Auto-Poser»-Szene aus, die Wagen teilweise illegal tiefer legt, Motoren verändert oder unerlaubte Reifen aufzieht. An der bundesweit bekannten Düsseldorfer Königsallee (Kö) legen sich die Polizisten vor allem bei Sonnenschein und an Wochenenden auf die Lauer.

Die Kö zieht mit ihrem mondänen Charme offenbar Menschen an, die mit ihren Autos protzen wollen. Obwohl inzwischen bekannt ist, dass dort regelmässig kontrolliert wird, fischte die Polizei am vergangenen Sonntag neben dem goldenen BMW zwischen 12.15 Uhr und 18.45 Uhr noch 37 weitere verdächtige Fahrzeuge heraus. Neben dem Glitzer-Gefährt wurden drei weitere Autos und ein Harley-Davidson-Motorrad sichergestellt. Darüber hinaus erhoben die Beamten 17 Verwarnungsgelder und schrieben 25 Ordnungswidrigkeitsanzeigen, wie die Polizei mitteilte.

Woher der 30-Jährige den Gold-BMW eigentlich hatte, konnten die Beamten vorerst nicht sagen. Eventuell habe er ihn nur ausgeliehen, so die Polizei.


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