Geflutete Strassen, Pflegeheim evakuiert Unwetter über Deutschland sorgen teilweise für «absolutes Chaos»

dpa

14.8.2024 - 05:03

Nach der Hitze nun der Starkregen: Vielerorts gibt es überflutete Keller und Strassen – und in Baden-Württemberg sogar eine überschwemmte Altstadt.

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  • Nach der Hitze sind Unwetter über Teile Deutschlands hinweggefegt.
  • Betroffen waren zunächst vor allem Regionen im Süden und Westen, später dann auch im Norden des Landes.
  • In Bayern blieb ein Eurocity liegen, in Baden-Württemberg wurden Autos weggespült und in Ostfriesland wurde ein Pflegeheim evakuiert.

Heftige Unwetter mit Starkregen und Hagel haben Einsatzkräften in verschiedenen Teilen Deutschlands am Abend und in der Nacht viel abverlangt. Besonders betroffen waren Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bayern – und Baden-Württemberg, wo in Bruchsal ein Fluss über die Ufer trat und die Altstadt des Stadtteils Heidelsheim überflutet wurde. Zwischenzeitlich habe das Wasser bis zu 1,50 Meter hoch gestanden, teilte die örtliche Feuerwehr mit. Nach Angaben der Hochwasserzentrale erreichte der Fluss Saalbach am Pegel Bruchsal gegen 2.30 Uhr mit gut 2,13 Metern den höchsten Stand und übertraf knapp die Marke für ein sogenanntes 100-jährliches Hochwasser von 2,10 Metern.

Auch in anderen Bundesländern meldeten die Einsatzkräfte vollgelaufene Keller und überflutete Strassen. Von Schwerverletzten oder gar Toten war zunächst nichts bekannt. Den Unwettern vorausgegangen war eine Hitzewelle, die mit bis zu 36,5 Grad am Dienstag im rheinland-pfälzischen Bad Neuenahr-Ahrweiler ihren Höhepunkt erreichte – nach vorläufigen Daten des Deutschen Wetterdienstes war es der bisher heisseste Tag des Jahres.

Wasser in Unterführungen und auf Strassen

In Baden-Württemberg war vor allem der Landkreis Karlsruhe von heftigen Unwettern betroffen. Es herrsche «absolutes Chaos», Autos würden von Wassermassen weggespült, sagte ein Feuerwehrsprecher am Abend über die Lage in Gondelsheim, etwa 15 Kilometer westlich von Karlsruhe. Die Hochwasserzentrale des Landes warnte am Dienstagabend, wegen lokal teils extrem heftigen Starkregens seien nicht nur in der Nacht, sondern auch im Verlauf des Mittwochs starke Anstiege der Wasserpegel an manchen Bächen und kleinen Flüssen möglich.

Landkreis Karlsruhe: Hochwasser überflutet im Landkreis Karlsruhe in Baden-Württemberg eine Strasse, während Fahrzeuge im hohen Wasser stehen. (13. August 2024)
Landkreis Karlsruhe: Hochwasser überflutet im Landkreis Karlsruhe in Baden-Württemberg eine Strasse, während Fahrzeuge im hohen Wasser stehen. (13. August 2024)
Bild: Keystone/dpa/Priebe

In Bruchsal wurde wegen der Hochwasserlage im Stadtteil Heidelsheim die Bevölkerung per Warn-App aufgefordert, Untergeschosse und Erdgeschosse in bestimmten Bereichen zu räumen und höhere Geschosse aufzusuchen. Zwei Helfer aus der Bevölkerung wurden laut Feuerwehrangaben verletzt – wie schwer, war zunächst unklar. Auch in der Kernstadt Bruchsal sei es zu Überflutungen gekommen, etwa von Unterführungen. An beiden Orten seien die Pegelstände aber wieder gesunken.

Die Karlsruher Polizei bat Menschen angesichts der Unwetterlage darum, auf nicht dringliche Fahrten zu verzichten. Der Kreisfeuerwehrverband des Landkreises teilte kurz vor Mitternacht mit, bis jetzt hätten die Feuerwehrleute mehr als 500 Einsätze abgearbeitet.

Umgestürzter Baum hindert Eurocity an Weiterfahrt

In Bayern kollidierte ein Eurocity nahe Bad Endorf mit einem in den Gleisbereich gestürzten Baum und blieb liegen. In dem Zug sassen rund 260 Menschen, die mit Kleinbussen nach Prien gebracht wurden, wie die Deutsche Bahn mitteilte. Laut Bundespolizei gab es keine Verletzten. Die Oberleitung sei beschädigt und müsse repariert werden, teilte die Bahn mit. Mit einer Freigabe des gesperrten Streckenabschnitts zwischen Bad Endorf und Prien nahe dem Chiemsee sei in den Morgenstunden zu rechnen. Fernverkehrszüge wendeten oder beendeten ihre Fahrt vorzeitig.

Auch im niedersächsischen Landkreis Ammerland kam es zu Behinderungen im Bahnverkehr: Aufgrund des Unwetters stürzte ein Baum auf eine Oberleitung, woraufhin der Zugverkehr am Bahnhof Augustfehn in Apen am späten Dienstagabend laut Feuerwehr komplett zum Erliegen kam. Ein Personenzug, der sich auf der Strecke befand, wurde gestoppt.

Etwa 25 Bewohner müssen Pflegeheim verlassen

Auch in Ostfriesland führten heftige Regenfälle zu Hunderten Feuerwehreinsätzen. Betroffen war vor allem die Stadt Aurich, wie ein Sprecher der Einsatzzentrale in Wittmund sagte. Aus einem Pflegeheim mussten rund 25 Bewohnerinnen und Bewohner abends in eine Sporthalle gebracht werden. In dem Heim hatten sich Deckenplatten gelöst. In einem Auricher Spital arbeiteten Feuerwehr und Technisches Hilfswerk daran, eine Evakuierung zu verhindern.

Überflutete Keller auch in Duisburg

Auch in Nordrhein-Westfalen hatten die Unwetter Folgen. «Alle verfügbaren Einsatzkräfte sind im Einsatz», sagte ein Sprecher der Duisburger Feuerwehr am Dienstagabend. Fast das ganze Stadtgebiet sei betroffen. Ganz klarer Schwerpunkt der Einsätze seien Probleme mit Wasser – Überflutungen in Kellern und Unterführungen. Die Polizei berichtete zudem von mehreren überfluteten Stellen auf der Autobahn 59 und Autobahn 42 in der Nähe von Duisburg und warnte vor Aquaplaning.

Hitze in Deutschland: Die einen schuften, die anderen chillen
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Hitze in Deutschland: Die einen schuften, die anderen chillen

STORY: Der Hochsommer hat Deutschland fest im Griff. Am Dienstag lagen die Temperaturen in weiten Teilen der Bundesrepublik bei deutlich über 30 Grad. Während die einen die Hitze geniessen, macht sie anderen Personen eher zu schaffen. In Bornheim in der Nähe von Bonn muss unter anderem der Dachdeckermeister Philip Ditscheid zusammen mit seinen Kollegen weiterarbeiten, trotz zum Teil schwieriger Bedingungen: Philip Ditscheid, Dachdeckermeister: «Ja, man kann die Materialien kaum noch anpacken. Es ist viel zu heiss. Man findet am Dach super selten irgendwie mal ein bisschen Schatten. Das, würde ich sagen, sind die Herausforderungen.» Laut Angaben des Deutschen Wetterdienstes vom Dienstag sollen auf die Hitze zunächst zum Teil heftige Gewitter folgen, die vom Westen herankommen. Es wird erwartet, dass sie schauerartige, teils gewittrige Niederschläge mit sich bringen. Daher warnt der Deutsche Wetterdienst auch vor erhöhter Unwettergefahr.

dpa