Australien Mehr tödliche Haiattacken – kein Grund zur Panik

SDA/dpa/twei

28.12.2020 - 08:45

ARCHIV - Ein Schild mit der Aufschrift «Warning shark sighting» (dt. Achtung Hai gesichtet) ist in der Nähe von Prevelly Beach aufgestellt. Foto: Rebecca Le May/AAP/dpa
ARCHIV - Ein Schild mit der Aufschrift «Warning shark sighting» (dt. Achtung Hai gesichtet) ist in der Nähe von Prevelly Beach aufgestellt. Foto: Rebecca Le May/AAP/dpa
Keystone

Erhöhte Hai-Warnstufe in Down Under: 2020 ist die Anzahl an tödlichen Attacken der Raubtiere auf Menschen deutlich angestiegen. Panik ist laut Experten trotzdem nicht angebracht.

Ob Weisse Haie, Tigerhaie, Bullenhaie und Hammerhaie: Rund 180 Arten der Raubfische leben in den Gewässern Australiens. Die Unterwasserräuber haben einen Ruf als kaltblütige Killer. Dennoch war die Gefahr, von einem Hai getötet zu werden, lange Zeit überraschend gering. Fünf Jahrzehnte lang gab es auf dem Fünften Kontinent durchschnittlich nur eine tödliche Attacke pro Jahr. 2019 verlor in Down Under sogar kein einziger Surfer oder Schwimmer durch einen Hai sein Leben.

2020 hat die Zahl der tödlichen Haiattacken jedoch stark zugenommen. Acht Menschen haben Angriffe der Raubfische nicht überlebt, und zwar sowohl an der West- als auch an der Ostküste des Landes. «So viele Haibisse mit tödlichen Folgen haben wir in Australien seit 1934 nicht mehr gesehen», sagte die Haiexpertin Phoebe Meagher vom Taronga Zoo in Sydney der Deutschen Presse-Agentur.

Experten sagen trotzdem, es gebe für Schwimmer und Surfer in Down Under keinen Grund zur Panik. Denn was die Zahl nicht provozierter Angriffe betreffe, sei 2020 eher ein durchschnittliches Jahr gewesen, so Meagher. Im letzten Jahrzehnt habe die jährliche Zahl immer im Bereich zwischen 15 und 25 gelegen, 2020 waren es 20. Allerdings endeten mehr Attacken tödlich.

2020 kam es in Australien zu deutlich mehr verhängnisvollen Begegnungen zwischen Menschen und Haien als in den Jahren zuvor.
2020 kam es in Australien zu deutlich mehr verhängnisvollen Begegnungen zwischen Menschen und Haien als in den Jahren zuvor.
Bild: Keystone/EPA

Trotz Angriffen: Haie sind keine Monster

Forscher sagen, es könne derzeit noch nicht endgültig festgelegt werden, ob die hohe Zahl von Angriffen mit Todesfolge auf ein verändertes Verhalten der Tiere zurückzuführen ist oder purer Zufall war. «Das war schon irre. Jeder dachte: ‹Oh nein! Die Haie spielen verrückt!›», sagt Culum Brown, Meeresbiologe an der Macquarie Universität in Sydney. In den vergangenen Jahren hätten viele Verletzte schlicht Glück gehabt, weil sie von Notfallteams schnell versorgt werden konnten.



«Es gibt wirklich nur zwei Faktoren, die wichtig sind, wenn Sie von einem Hai gebissen werden: Wo er Sie beisst und wie schnell Sie Hilfe bekommen können.» In diesem Jahr sei in beiden Punkten sehr viel Pech im Spiel gewesen. Zwischen 1791 und 2019 sind in Australien lediglich 37 Fälle registriert worden, bei denen Menschen teilweise oder völlig verzehrt wurden. Manche Leichenreste wurden dabei nie gefunden, es wird aber angenommen, dass die Vermissten von einem Hai verschlungen wurden.

Haie seien keine Monster, obwohl sie oft so dargestellt würden, so Meagher. Menschen stünden eigentlich gar nicht auf ihrem Speiseplan. Obwohl sich rund um Down Under Tausende von ihnen tummelten, gebe es nur wenige Zwischenfälle. «Es ist viel wahrscheinlicher, an unseren Stränden zu ertrinken als durch einen Hai zu sterben.»

Hainetze als Präventionsmassnahme umstritten

Um Haiangriffen vorzubeugen, sind parallel zum Ufer vielerorts Hainetze angebracht, die mehrere Hundert Meter lang sein können. Allerdings sind diese umstritten, weil sie auch für andere Bewohner der Ozeane tödlich sein können, so für Delfine oder Meeresschildkröten. Zudem sind die Netze für Haie nicht undurchdringlich: Sie können teilweise unter ihnen hindurch oder um sie herum schwimmen. Zusätzlich sind Helikopter und Drohnen im Einsatz, um das Meer auf mögliche Gefahren abzusuchen.



Die tödlichen Vorfälle haben sich in diesem Jahr sowohl vor der Westküste als auch vor Queensland und New South Wales im Osten des Landes ereignet. Einen echten Hotspot gab es nicht. Das erste Opfer dieses Jahres war Anfang Januar ein 57-Jähriger Taucher, der nahe Esperance südöstlich von Perth angegriffen wurde, das letzte ein 55-Jähriger, der Ende November am Cable Beach bei der Stadt Broome mit einem Bodyboard im Wasser war.

Zurück zur Startseite

SDA/dpa/twei