Luxus-Jets für Superreiche So verdienen zwei Basler Flugzeugfirmen kräftig an Diktatoren-Aufträgen

Philipp Fischer

8.9.2024

Edles Design, hochwertige Materialien: Das Basler Unternehmen Jet Aviation sorgt für höchsten Komfort in den Flugzeuge seiner Kunden.
Edles Design, hochwertige Materialien: Das Basler Unternehmen Jet Aviation sorgt für höchsten Komfort in den Flugzeuge seiner Kunden.
Bild: X/Jet Aviation

Die beiden Basler Firmen Amac Aerospace und Jet Aviation bauen Flugzeuge nach dem Wunsch ihrer Auftraggeber um. Bei den Kunden handelt es sich häufig um Vertreter autoritärer Regime – und die lassen sich die Modernisierung ihrer Maschinen richtig was kosten.

Philipp Fischer

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Basler Firmen Amac Aerospace und Jet Aviation warten und modernisieren Flugzeuge.
  • Zu ihren Auftraggebern zählen auch Diktatoren und autoritäre Regime.
  • Das Geschäft mit diesem Kunden läuft einträglich – birgt aber moralische Zweifel.

Die Firma Amac Aerospace hat ihren Sitz am Euro Airport Basel Mulhouse Freiburg. Nur wenige Meter entfernt residiert das Unternehmen Jet Aviation, ein Tochterunternehmen des US-Rüstungskonzerns General Dynamics, am Euro Airport. Die Hangars der Flugzeug-Schmieden sind selbstbewusst gekennzeichnet. Der Schriftzug der Firmen prangt unübersehbar auf den Wartungshallen. 

Beide Unternehmen haben sich auf die Wartung und Modernisierung von Flugzeugen spezialisiert. Zu den Kunden zählen reiche Privatleute und Staaten. Genauso häufig aber auch Vertreter autoritärer Regime. Immer wieder werden Privat-Flugzeuge in die Hangars einfahren und verschwinden geschützt vor neugierigen Augen hinter den verschlossenen Toren. Dann werden Wartungsarbeiten durchgeführt. Regelmässig wird aber auch das Innere der Maschinen auf den neuesten Luxus-Stand gebracht und extravagante Wünsche der Besitzer verwirklicht. 

Experte deckt auf

Eine Recherche der «Wochenzeitung» (WOZ) und des Onlinemagazins «Das Lamm» gibt nun Einblicke in das Geschäft mit der Wartung und Modernisierung von Flugzeugen aus autoritären Regimen. So ist es kein Zufall, dass bereits im Jahr 2022 die Privatjets sanktionierter russischer Oligarchen in den Hallen der Flugzeugfirmen strandeten. Nach Inkrafttreten der Sanktionen gegen Russland und Belarus waren hier diverse Privatjets festgesetzt, berichtet die «Wochenzeitung».

Ein Privatjet glänzt nach der Modernisierung im Hangar von Jet Aviation in edlem Design.
Ein Privatjet glänzt nach der Modernisierung im Hangar von Jet Aviation in edlem Design.
Bild: X/Jet Aviation

Doch der Kundenstamm reicht noch viel weiter und erstreckt sich überwiegend auf Kundschaft aus autoritären Staaten und ihren Herrschenden. Der Journalist Emmanuel Freudenthal, ein Experte im Bereich Tracking von Flugbewegungen, berichtet auf der Website «Dictator Alert» über rund 190 Flugzeuge im Besitz autoritärer Regime, die von ihm observiert werden.

Autoritär geführte Staaten vorne

Die «Wochenzeitung» zitiert Freudenthal: «Seit einigen Jahren beobachte ich, dass der Euro Airport eine der wichtigsten Destinationen von Flugzeugen im Besitz von Diktaturen ist.» Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Maschinen an den Standorten von Amac Aerospace und Jet Aviation gewartet werden. Was jedoch genau an den Flugzeuge gemacht wird und wer daran verdient, sei jedoch unklar. «Das ist nun anders», so Freudenthal.

Seine Recherchen haben ergeben, dass die meisten Flugzeuge aus Golfstaaten wie Katar, Saudi-Arabien, Kuwait, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain oder Oman stammen. Aber auch die Herrschenden in Libyen, Gabun, Kamerun, Äquatorialguinea, dem Niger, Belarus, Aserbaidschan und Kasachstan zählen zum Kundenstamm. Ehemalige Mitarbeiter*innen sollen bestätigt haben, dass Amac Aerospace und Jet Aviation rund die Hälfte ihres Umsatzes von Auftraggebern aus den genannten Staaten generieren.

Nichts ist unmöglich

Neben der Wartung steht der Umbau des Innenlebens zu fliegenden Luxusmaschinen auf der Wunschliste der Auftraggeber. Und in diesem Aufgabengebiet sind Amac Aerospace und Jet Aviation wahrlich Meister ihres Fachs.

Ein Blick in die Wartungshalle von Jet Aviation am Standort Basel.
Ein Blick in die Wartungshalle von Jet Aviation am Standort Basel.
Bild: X/Jet Aviation

Sie liefern ein massgeschneidertes Kabinendesign aus hochwertigsten Materialien für ihre zahlungskräftige Kundschaft. Seien es Einsätzen aus Krokodilleder, Holzverkleidungen aus Kirschholz oder Mahagoni, edle Natursteinoberflächen oder Bildschirme mit organischen Leuchtdioden (OLED). Damit aber nicht genug. Personen, die nicht näher genannt werden wollen, berichten, dass in den vergangenen Jahren mehrfach auch Raketenabwehrsysteme der Firma Elbit Systems, sogenannte Jammer, in Flugzeuge eingebaut wurden.

Dubiose Geldquellen

Natürlich verdienen beiden Unternehmen kräftig an den Wünschen ihrer zwielichtigen Auftraggeber. Alle zwölf Jahre muss ein Flugzeug einem umfangreichem Check unterzogen werden. «Bei solchen Checks wird ein Flugzeug mehr oder weniger komplett auseinandergebaut, geprüft und wieder zusammengebaut», erklärt ein Informant gegenüber der «Wochenzeitung». Bei einem Airbus 340–300 aus Katar kommen bei so einem Routineauftrag über 11’000 Arbeitsstunden zusammen. Allein die Lohnkosten belaufen sich bei einem Stundensatz von 130 Franken auf eineinhalb Millionen Franken. Dazu gesellen sich die Materialkosten. Zusätzliche anderthalb Millionen Franken und mehr summieren sich hier schnell auf.

Aber: «Wir haben nichts zu verbergen», heisst es aus der Führungsetage von Jet Aviation. Auf die Frage, wie sie zu den Menschenrechtsverletzungen in Staaten stünden, die zu ihren Auftraggebern gehören, zeigen sich beide Firmen jedoch bedeckt. Anfragen zur Menschenrechtslage in den Ländern ihre Kunden wollen beide Unternehmen nicht beantworten.

Kritik an dem Geschäftsmodell hagelt es von Martin Hilti, Korruptions- und Geldwäschereiexperte bei der NGO Transparency International. Er betont die Bedeutung der Sorgfaltsprüfungs- und Meldepflicht bei Verdacht auf Geldwäscherei.  Schliesslich lässt es sich kaum abstreiten, dass viele Privatkunden aus Ländern stammen, die zu den korruptesten der Welt gehören. Dabei kritisiert der Experte auch die geltende Gesetzeslage in der Schweiz. «Dienstleistungen rund um Luxusgüter wie der Kauf und Verkauf oder die Wartung von Privatjets sollten unter das Geldwäschereigesetz fallen, was heute leider noch nicht der Fall ist», erklärt Hilti.