50 Meter tief Methan reisst Loch in die Tundra – «kolossale Kräfte der Natur»

phi

1.9.2020

Per Zufall ist ein TV-Team im Nordwesten Sibiriens auf ein enormes Erdloch gestossen. Ursache dafür ist wohl der Klimawandel: Methan dürfte den Krater in den Boden gerissen haben.

Das Team von «Vesti Yamal TV» staunt nicht schlecht, als es im Juli 2020 nach einem Dreh zurückkehrend über die Jamal-Halbinsel fliegt: Sie passieren einen riesigen Krater, der vorher nicht da gewesen ist. Ein Schacht mitten in der sibirischen Tundra, der 50 Meter tief ist.

Seit 2014 ist das Phänomen jener Erdlöcher in der arktischen Region bekannt. Sie werden in der Reihenfolge ihrer Entdeckung benannt: Der neueste Fund heisst deshalb «Nummer 17». Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Krater von riesigen Methanblasen aus der Erde gerissen werden, die sich durch die Klimaerwärmung lösen und entweichen.

«Was wir heute sehen, ist bemerkenswert, was die Grösse und Erhabenheit angeht», zitiert die «Siberian Times» Ewgeni Chuwilin vom privat geführten Skolkovo Institute of Science and Technology in Moskau. «Es sind kolossale Kräfte der Natur, die solche Objekte erschaffen.» Nummer 17 sei das grösste der bisher bekannten Methan-Löcher in der Tundra.

Forscher am Erdloch Nummer 17.
Forscher am Erdloch Nummer 17.
Screenshot: Vesti Yamal TV

«Das Objekt ist einzigartig», ordnet Wasili Bogojawlenski vom Moskauer Institut für Öl und Gas bei «Vesti Yamal TV» das Phänomen ein. «In ihm stecken zusätzliche wissenschaftliche Informationen, auf die ich noch nicht näher eingehen kann. Das sind Inhalte für wissenschaftliche Publikationen.»

Eine Expedition von Forschern hat Nummer 17 bereits in Augenschein genommen. «Wir müssen alles analysieren und dreidimensionale Modelle bauen», sagte Professor Bogojawlenski.

Der Klimawandel hat in der Arktis dramatische Folgen. Die russische Stadt Chatanga in Nordsibirien, die hinter dem Polarkreis liegt und normalerweise im Frühling und Frühsommer Temperaturen um den Gefrierpunkt hat, erreichte im Mai 25 Grad, weiss «Emerging Europe».

Weiter südlich wurden weitere Rekorde gebrochen: Werchojansk im Fernen Osten, das gut 110 Kilometer hinter dem Polarkreis liegt, brachte es am 20. Juni auf satte 38 Grad. Kein Wunder, dass Ende August die Waldbrände in entlegenen Gebieten den Behörden zufolge ein Areal von 2,7 Millionen Hektar umfassen. Greenpeace Russland sprach dagegen von 3,3 Millionen Hektar. Zum Vergleich: Die Schweiz misst 4,1 Millionen Hektar.

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