Nach Knochenfund in Frankreich Dunkle Vergangenheit von Émiles Grossvater wird bekannt

toko

2.4.2024 - 17:58

Im südfranzösischen Alpendorfs Le Vernet war Émile im vergangenen Sommer zu Besuch bei seinen Grosseltern.
Im südfranzösischen Alpendorfs Le Vernet war Émile im vergangenen Sommer zu Besuch bei seinen Grosseltern.
Christophe Simon/AFP/dpa

Nach dem Fund sterblicher Überreste hält der Fall Émile ganz Frankreich in Atem. Nun berichten Medien über die dunkle Vergangenheit von Émiles Grossvater, der den Jungen zuletzt in seiner Obhut hatte.

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  • Nach dem Fund von sterblichen Überresten des zweijährigen Émile in Frankreich werden Details über die Vergangenheit von dessen Grossvater bekannt.
  • Demnach stand Philippe V. 1993 wegen Vergewaltigung Minderjähriger unter Verdacht.
  • Er arbeitete damals in einem katholischen Internat für Buben in Riaumont. Mehrere Zeugen berichten von brutalen Methoden in der Einrichtung, in der Misshandlungen zum Erziehungsalltag gehörten.

Im Fall des vergangenen Sommer verschwundenen zweijährigen Émile in Frankreich sind Details über die Vergangenheit des Grossvaters bekannt geworden. Die Grosseltern hatten während Émile Verschwinden die Obhut über ihn, meldeten ihn am 8. Juli als vermisst. Am Samstag waren sterbliche Überreste des Kindes gefunden worden.

Wie der französische TV-Sender TF1 nun berichtet, stand Philippe V. 1993 wegen Vergewaltigung Minderjähriger unter Verdacht. Zu dieser Zeit war Émiles Grossvater Betreuer in der religiösen Gemeinschaft von Riaumont, einem Internat für Buben.

Der ehemalige Schüler Bruno Raout berichtet dem Sender über die Zustände in der Einrichtung: «Es gab Autoritätsmissbrauch. Leute, die glauben, dass sie sich alles erlauben können. Das konnte von einfacher Schikane bis hin zu Schlägen reichen: Ohrfeigen, Tritte, Faustschläge, Hammer, Gürtel. Das war die Art von Bestrafung, die wir hatten».

Die freie Journalistin Ixchel Delaporte sammelte dem Bericht zufolge zudem dutzende Zeugenaussagen ehemaliger Schüler. Einige der Befragten haben Philippe V. demnach der Gewalt bezichtigt.

Philippe V. räumt Ohrfeigen ein

Wie es weiter heisst, sei Philippe V. im April 2018 in Gewahrsam genommen und verhört worden. Er räumte ein, die Kinder hart bestraft und Ohrfeigen verteilt zu haben. Sexuelle Misshandlungen bestritt er jedoch. In weiteren Ermittlungen wurde er zudem als Zeuge geführt.

Wie es in dem Bericht weiter heisst, stellen die Ermittler derzeit keine Verbindung her zwischen der Affäre in Riaumont und Emiles Verschwinden. «Le Parisien» berichtet zudem unter Berufung auf eine Quelle aus der Justiz, das für Émile zuständige Ermittlerteam habe schon lange über die Vergangenheit von Philippe V. Bescheid gewusst.

Philippe V. wollte sich gegenüber TF1 nicht äussern, seine Anwältin teilte jedoch mit: «Ich bin der Meinung, dass die Unschuldsvermutung verletzt wird, mit dramatischen Folgen für die Familie. Diese Menschen sind am Boden zerstört. Die einzige Angst meines Mandanten ist, dass die Ermittler dadurch Zeit für Émile verlieren»

Noch immer 100 Einsatzkräfte vor Ort

Indessen geht die Suche nach Spuren drei Tage nach dem Fund von Knochen des Jungen weiter. Wie es von der Gendarmerie am Dienstag hiess, sind noch immer etwa 100 Einsatzkräfte rund um die Fundstelle nahe dem südfranzösischen Bergdorf Le Vernet vor Ort. Nähere Details auch zu eventuellen weiteren Funden nannte ein Sprecher nicht. Am Abend wollte sich die zuständige Staatsanwaltschaft Aix-en-Provence zu dem Fall zu Wort melden.

Am Wochenende waren in der Nähe des Dorfes Knochen entdeckt worden – laut Gen-Analyse seien es die Gebeine des seit knapp neun Monaten vermissten Émile, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Medien schrieben, gefunden worden sei der Schädel des Kindes.

Der zweieinhalb Jahre alte Junge war bei seinen Grosseltern in Le Vernet im Urlaub gewesen, als diese ihn am 8. Juli gegen Abend aus dem Blick verloren hatten. Zwei Zeugen hatten ausgesagt, gesehen zu haben, wie das Kind eine Strasse herunterlief. Die Fahnder ermitteln wegen Entführung und Freiheitsberaubung, schlossen aber auch einen Unfall nicht aus.

Mit Material von dpa.

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