Genug vom Behördenchaos Italienisches Dorf fordert Anschluss ans Tessin

uri

1.11.2022

Das Dorf Monteviasco in der Lombardei will lieber zum nahegelegenen Kanton Tessin gehören.
Das Dorf Monteviasco in der Lombardei will lieber zum nahegelegenen Kanton Tessin gehören.
Screenshot Google Maps

Die Einwohner des Dorfes Monteviasco in der Lombardei wollen lieber zur Schweiz gehören: Seit Jahren leben sie isoliert, weil die Behörden es nicht schaffen, die Seilbahn wieder in Gang zu bringen.

uri

Das kleine Dorf Monteviasco liegt malerisch gelegen in der Lombardei, nicht weit entfernt zu Gambarogno zum Tessin. Und man möchte meinen, die Welt sei hier noch in Ordnung. Die wenigen Bewohner*innen des auf rund 1000 Meter Höhe gelegenen Dorfes sehen das aber komplett anders. Sie haben einen Hilferuf im Lokalblatt «La Prealpina» platziert, wo sie den Anschluss an die Schweiz fordern.

Der Grund: Im November 2018 kam es zum tödlichen Unglück bei einem Wartungsarbeiter der Kabinenseilbahn, die hinauf zum Dorf führt. Eine folgende Untersuchung brachte weitere Mängel ans Licht. Seither ist der Bahnbetrieb eingestellt und das Dorf isoliert. Wer nun von und nach Monteviasco will, der muss den im Jahr 1813 angelegten Fussweg mit 1442 Stufen nehmen.

Die Seilbahn im Jahr 2018. Seit bald vier Jahren ist sie nicht mehr in Betrieb.
Die Seilbahn im Jahr 2018. Seit bald vier Jahren ist sie nicht mehr in Betrieb.
CC BY-SA 4.0 CamFerVa

Vor dem Hintergrund, dass das einzige Transportmittel zum Dorf auch nach Jahren noch nicht wieder in Betrieb genommen werden konnte, weil die Behörden immer noch Haftungs- und Finanzierungsfragen nachgehen, fordern die Einwohner in einem offenen Brief: «Schliesst uns an das Tessin an.» Und weiter: «Das erscheint uns mittlerweile als einzige Möglichkeit, die Seilbahn wieder in Betrieb zu nehmen.» Nur so könne man den «italienischen bürokratischen Fesseln» entgehen, vermuten die Verfasser.

Ist man erstmal in Monteviasco angekommen, sind die Aussichten schön.
Ist man erstmal in Monteviasco angekommen, sind die Aussichten schön.
CC BY-SA 4.0 Flodur64

Beim Aufruf handelt es sich in erster Linie um einen ironischen Schritt. Dennoch spiegle er die Verzweiflung wider, die in Monteviasco herrscht, berichtet RTS. Man wolle hier weiter daran glauben, dass noch nicht alles verloren sei.

Ganz neu ist die Forderung der Lombarden indessen auch nicht. Bereits im Jahr 2014 wollte eine Initiative auf der italienischen Insel Sardinien aus ähnlichen Gründen eine Angliederung an die Schweiz erreichen. Als 27. Kanton hätte man sich dort den Namen «Canton Marittimo» gegeben.