Hitze, Trockenheit und WaldbrändeIn diesen Ländern verdampft deine gute Ferienstimmung
Von den dpa-Korrespondenten/uri
29.7.2023
Camping in Italien, Ferienhaus in Spanien, Strand und Sonne in Griechenland: Klassische Reiseziele können derzeit unerträgliche Glutöfen sein. Dazu kommen verheerende Waldbrände. Wie sieht die Lage aus?
Von den dpa-Korrespondenten/uri
29.07.2023, 07:55
29.07.2023, 08:01
Von den dpa-Korrespondenten/uri
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Der Feriensommer 2023 in Südeuropa lässt erahnen, was die Erderwärmung noch bereithält.
Hitzewellen, Trockenheit und Waldbränden setzen etlichen Feriendestinationen zu.
Hier erfährst du, wie die Lage in deinem Ferienziel ist.
Beliebte Feriendestinationen in Südeuropa kämpfen in diesem Sommer mit extremen Hitzewellen und heftigen Waldbränden. Auf Mallorca, einer der europäischen Reisehochburgen schlechthin, stieg das Thermometer auf weit über 40 Grad. Andere Gebiete Südeuropas erreichten sogar über 45 Grad. Diese Lage dürfte sich mit zunehmender Klimakrise weiter verschärfen. Will man in diesen Regionen in einigen Jahren überhaupt noch Ferien machen?
«Man muss sich generell darauf einstellen, dass es noch heisser und tendenziell trockener wird», sagt der Klimaexperte Hans-Martin Füssel von der EU-Umweltagentur EEA in Kopenhagen. Zudem heizten sich viele der beliebten Städte im Süden besonders schnell auf, sodass deren Einwohner selbst an die Küsten oder in die Siesta fliehen. Wetterlagen hielten sich im Sommer in Europa auch immer länger. «Eine Hitzewelle ist dann nicht nach ein, zwei, drei Tagen vorbei, sondern hält deutlich länger an.» Hinzu kämen heftigere Regenfälle.
Der Mittelmeerraum erhitzt sich nach Daten des Weltklimarats IPCC schon jetzt stärker als der Durchschnitt der Erdregionen. Die Temperatur liege dort bereits 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau, was zu einem entsprechenden Anstieg bestimmter Extremereignisse geführt habe, berichtet er in einem Report von 2022. Im Erddurchschnitt seien es 1,1 Grad Erwärmung. «Vor allem im nördlichen Mittelmeerraum sind Dürren häufiger und intensiver geworden.» Im weiteren Verlauf des 21. Jahrhunderts werden laut IPCC die Luft- und die Meerestemperatur und daraus folgende Extreme im Mittelmeerraum wahrscheinlich weiterhin stärker als im globalen Schnitt ansteigen.
Ein aktueller Blick in einige der beliebtesten Reiseländer – und was die Klimakrise diesen Sommer mit ihnen macht:
Italien
Das Land war in diesem Sommer mit mehreren Hitzewellen konfrontiert, die ihm teils extrem hohe Temperaturen bescherten. Die Hochdruckgebiete Cerbero und Caronte führten in einigen Gegenden zu Temperaturen weit über 40 Grad – in Rom schwitzten Italiener und Touristen an einem Tag bei 41,8 Grad und auf Sizilien wurden gar über 46 Grad gemessen. Gepaart mit hoher Luftfeuchtigkeit, ist dies nicht nur extrem anstrengend, sondern kann auch gefährlich sein. Beim Höhepunkt von Caronte rief das Gesundheitsministerium für 23 von 27 grösseren Städten die höchste Alarmstufe für Hitze aus.
Für Italien ist das laufende Jahr geprägt von Wetterextremen. Im Frühjahr herrschte Trockenheit, darauf folgten heftige Regenfälle mit Überschwemmungen. Ende Juli teilt das Wetter das Land in zwei Teile: Unwetter und Hagelstürme im Norden und extreme Hitze und Waldbrände im Süden. Angesichts dieser extremen Wetterereignisse sagte kürzlich Zivilschutzminister Nello Musumeci, nichts sei mehr so wie zuvor.
Drei Todesopfer bei Bränden rund um Palermo auf Sizilien
Drei Menschen sind in Folge der Brände auf der italienischen Mittelmeerinsel Sizilien gestorben. Insbesondere in der Provinz Palermo im Norden der Insel kämpften Einsatzkräfte auch am Mittwoch gegen Wald- und Flächenbrände.
28.07.2023
Spanien
Bis Mitte Juli rollten schon drei Hitzewellen durchs Land. Auf Mallorca als liebster Ferieninsel der Deutschen gab es jüngst gleich mehrere Temperaturrekorde. In acht Gemeinden und Ortschaften der Mittelmeerinsel war es im Juli so heiss wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen, wie der nationale Wetterdienst Aemet mitteilte. Im südspanischen Andalusien liegen die Temperaturen teilweise noch höher. Und im vergangenen Sommer war es auch extrem heiss. 2022 war für Spanien zugleich das verheerendste Waldbrandjahr seit Beginn der Erfassungen des Europäischen Waldbrandinformationssystems EFFIS. Nach Messungen des Erdbeobachtungssystems Copernicus wurde voriges Jahr bei 493 grösseren Bränden eine Fläche von 306'000 Hektar zerstört – sie ist damit weit grösser als das Saarland.
Frankreich
2022 hatte Frankreich vielerorts Temperaturrekorde, und weil Regen ausblieb, war Wasser mitunter knapp. Hinzu kamen teils verheerende Waldbrände, die nur mühsam nach Tagen unter Kontrolle gebracht wurden. In diesem Sommer blieb Frankreich ein ähnlich dramatisches Schicksal bisher erspart. Ohnehin unterscheidet sich das Wetter in Frankreich von Ort zu Ort stark. Während es an der Mittelmeerküste im Sommer brutzelnd heiss werden kann, können Touristinnen und Touristen wie Einheimische in der nördlichen Normandie und der Bretagne meist etwas niedrigere Temperaturen geniessen. Und etwas kühler ist es auch für die, die es in die Höhe der französischen Alpen oder Pyrenäen zieht.
Auch in Hellas reiht sich eine Hitzewelle an die nächste, aktuell klettern die Temperaturen vielerorts wieder täglich auf über 40 Grad. Gänzlich ungewöhnlich ist das für die Griechen nicht. Das Meteorologische Amt erinnert an die Hitze 1958, die sechs Tage dauerte, mit Temperaturen von 44,8 Grad. Auch 1973, 1977 und 1987 kam es zu ähnlichen Hitzewellen. Doch Meteorologen sagen, dass die Hitzewellen zunehmend länger andauern, also bis zu zehn anstatt zwei oder drei Tage. Die diesjährige Hitzewelle ist dem Amt zufolge die bislang längste.
Wegen der ebenfalls lang anhaltenden Trockenheit steigt auch die Brandgefahr, die derzeit von der Feuerwehr für viele Teile des Landes mit der höchsten «Alarmstufe Rot» angegeben wird. Ein Beispiel dafür ist die Insel Rhodos, wo kürzlich Tausende Touristen vorsorglich aus Hotels und Pensionen in Sicherheit gebracht werden mussten, weil die Flammen immer näher kamen. Noch schlimmer brannte es im Sommer 2021 an vielen Stellen, unter anderem auf der Insel Euböa, wo ebenfalls Hotels evakuiert werden mussten. Vorstellbar ist, dass die Urlauber künftig die sehr heissen Monate Juli und August eher meiden und die Urlaubssaison dafür früher beginnt und sich bis in den Herbst zieht.
Leichte Entspannung der Lage in den griechischen Brandgebieten
Reporter auf den Ferieninseln in Griechenland berichteten am Mittwoch von einer deutlichen Entspannung in Bezug auf das Brandgeschehen. Die Brandgefahr bleibe jedoch aufgrund von Temperaturen von bis zu 47 Grad Celsius extrem hoch, warnten Katastrophenschutz und der Wetterdienst.
28.07.2023
Österreich
Die vergangenen Wochen wurden von Sommerhitze über 35 Grad und von heftigen Unwettern dominiert. Wie Marc Olefs von der staatlichen Klima- und Wetteranstalt GeosphereAustria erklärt, hat im Zuge des Klimawandels im Sommer nicht nur die Zahl der Hitzetage, sondern auch die Zahl der Tage mit starkem oder extremem Regen deutlich zugenommen. In höher gelegenen Alpenregionen ist die Hitze ein geringeres Problem. Doch über 2'600 Meter steigt wegen des tauenden Permafrosts für Bergsteiger die Gefahr von Steinschlägen. Als aus diesem Grund im Juni ein Berggipfel in Tirol abbrach, kam glücklicherweise niemand zu Schaden. Olefs geht davon aus, dass das Alpenland von der extremen Hitze in anderen Regionen profitieren kann. Es werde attraktiver, «sich an einem kühleren Alpensee aufzuhalten als im immer heisser werdenden Mittelmeer». Langfristig sieht der Klimatologe jedoch Probleme für den Wintertourismus.
Türkei
Der Sommer in der Türkei kam spät, doch dann mit aller Wucht. Im Juli waren die Temperaturen an der Westküste und am Mittelmeer dem Wetterdienst zufolge teils bis zu zehn Grad höher, als für die Jahreszeit üblich. So kamen sie etwa in der beliebten Urlaubsregion Antalya auf über 40 Grad. In der Millionenmetropole Istanbul, die wenige Grünflächen hat, heizte sich der Asphalt besonders auf. Die Extremtemperaturen erschwerten die Besichtigung von Kulturstädten wie der Hagia Sophia. Zwischen 11.00 und 16.00 Uhr sollte man bei dieser Hitze erst gar nicht vor die Tür gehen, empfehlen die Meteorologen. Hinzu kommt die extreme Trockenheit, wodurch sich Waldbrände schneller ausbreiten können und schwerer zu kontrollieren sind. Im Norden des Landes am Schwarzen Meer kämpft das Land dagegen mit einem anderen Extrem: flutartige Regenfälle. 2023 kam es bereits zu mehreren Überschwemmungen.
Waldbrände am Mittelmeer wüten weiter
STORY: In Algerien sind Dutzende Menschen durch Waldbrände ums Leben gekommen. Das Innenministerium sprach am Montagabend von mehr als 30 Toten, zehn von ihnen seien Soldaten gewesen, hiess es. Tausende Feuerwehrleute waren laut Behördenangaben im Einsatz. Mehrere Länder am Mittelmeer haben inmitten einer Rekord-Hitzewelle mit Waldbränden zu kämpfen. Auch in Griechenland wüten weiter heftige Feuer. Auf der bei Urlaubern beliebten Insel Rhodos mussten rund 20.000 Menschen in Sicherheit gebracht werden. Am Flughafen warteten zahlreiche Touristen darauf, ausgeflogen zu werden. Seit sieben Tagen kämpfen die Einsatzkräfte auf Rhodos bereits gegen die Flammen, unterstützt wird die lokale Feuerwehr von internationalen Teams, unter anderem aus der Türkei, der Slowakei oder Rumänien. Rumänische Feuerwehrleute erlebten am Montag einen kleinen Lichtblick. Ihnen gelang es, ein Kaninchen aus der Flammenhölle zu retten.
25.07.2023
Skandinavien
Auch in Skandinavien ist es im Frühsommer ungewöhnlich warm gewesen – an die Temperaturen in Südeuropa kommt man in den Nordländern aber nicht heran. Wenn manche südeuropäische Regionen hitzebedingt für Touristen wegfallen, dann könnten Deutschlands Nachbar Dänemark sowie gerade Norwegen und Schweden mit ihren vielen Fjorden, Wäldern und Seen noch beliebter werden. Ähnliches kann sich auch EEA-Experte Füssel vorstellen. Er sagt: «Klimatisch wird man sich vielleicht überlegen, ob Nordsee, Ostsee oder Skandinavien angenehmere Orte als eine südeuropäische Küste im Hochsommer sind.»