Berufung angekündigt Donald Trump wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt

dpa/dor

10.5.2023 - 04:23

Zivilklage: Trump wegen sexuellen Übergriffs zu Geldstrafe verurteilt

Zivilklage: Trump wegen sexuellen Übergriffs zu Geldstrafe verurteilt

New York, 09.05.23: Der ehemalige US-Präsident Donald Trump muss wegen eines sexuellen Übergriffs eine Entschädigung in Millionenhöhe zahlen. Das entschied eine Geschworenenjury am Dienstag in New York, wie ein dpa-Reporter aus dem Gerichtssaal berichtete. Der Vorwurf der Vergewaltigung wurde abgewiesen. Trump hat die Entscheidung der New Yorker Geschworenenjury gegen ihn scharf kritisiert. «Dieses Urteil ist eine Schande», schrieb Trump am Dienstag auf der von ihm mitbegründeten Plattform Truth Social. Es handele sich um eine Fortsetzung der Zitat «grössten Hexenjagd aller Zeiten», schrieb der aktuelle Präsidentschaftsbewerber. «Ich habe absolut keine Ahnung, wer diese Frau ist», erklärte er mit Blick auf die Klägerin E. Jean Carroll, die ihm vorgeworfen hatte, sie Mitte der 1990er Jahre in einem New Yorker Nobelkaufhaus vergewaltigt zu haben. Trump hatte die Anschuldigungen von Anfang an zurückgewiesen. Insgesamt muss er fünf Millionen US-Dollar – das sind rund 4,56 Millionen Euro – an Entschädigung und Strafe zahlen.

10.05.2023

Eine US-Autorin hat Donald Trump Vergewaltigung vorgeworfen. Soweit ging eine New Yorker Jury in einem Zivilprozess zwar nicht. Mit ihrer Entscheidung versetzt sie dem einstigen US-Präsidenten aber einen herben Schlag. Trump will das Urteil so nicht stehen lassen.

10.5.2023 - 04:23

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der ehemalige US-Präsident Donald Trump wurde von einer New Yorker Geschworenenjury dazu verurteilt, der US-Autorin E. Jean Carroll eine Entschädigung in Millionenhöhe zu zahlen.
  • Carroll hatte Trump vorgeworfen, er habe sie Mitte der 1990er Jahre in einem New Yorker Nobelkaufhaus vergewaltigt.
  • Trump will gegen seine Verurteilung in Berufung gehen. Er sprach einmal mehr von einer politisch motivierten «Hexenjagd».

Der ehemalige US-Präsident Donald Trump will gegen seine Verurteilung wegen sexuellen Missbrauchs in Berufung gehen. Das kündigte er nach einem verlorenen Zivilprozess am Dienstagabend (Ortszeit) per Videobotschaft an. «Die ganze Sache ist ein Betrug und (...) eine Schande für unser ganzes Land», wetterte der Republikaner, der 2024 wieder ins Weisse Haus einziehen will. Eine New Yorker Geschworenenjury hatte ihn dazu verurteilt, wegen des von einer US-Autorin angezeigten Sexualdelikts eine Entschädigung in Millionenhöhe zu zahlen.

Für Trump, der im kommenden Jahr als Kandidat der Republikaner in die Präsidentenwahl ziehen will, ist das Urteil eine weitere juristische Schlappe. Auch einige Parteikollegen äusserten sich nach der mit Spannung erwarteten Entscheidung kritisch mit Blick auf die Bewerbung des 76-Jährigen für das höchste Staatsamt.

Die Autorin E. Jean Carroll hatte Trump vorgeworfen, er habe sie Mitte der 1990er Jahre in einem New Yorker Nobelkaufhaus vergewaltigt. Der damals noch nicht als Politiker tätige Immobilienunternehmer wies die Anschuldigung stets zurück. Strafrechtlich sind die Vorwürfe verjährt, zivilrechtlich stand der heute 79-jährigen Carroll der Rechtsweg jedoch offen. Die Jury wertete den Vorfall nun unter anderem als sexuellen Missbrauch – den Vorwurf der Vergewaltigung wies sie zurück. Insgesamt muss Trump fünf Millionen US-Dollar (rund 4,56 Millionen Euro) an Entschädigung und Strafe zahlen.

Trump empört

«Ich habe diese Klage gegen Donald Trump eingereicht, um meinen Namen reinzuwaschen und mein Leben zurückzubekommen», zitierten US-Medien aus einer Stellungnahme Carrolls. «Heute kennt die Welt endlich die Wahrheit. Dieser Sieg ist nicht nur für mich, sondern für jede Frau, die gelitten hat, weil ihr nicht geglaubt wurde.»

Trump empörte sich nach der Urteilsverkündung in üblicher Manier über die Entscheidung und sprach in einem Video auf seinem Twitter-Ersatz Truth Social von einer politisch motivierten «Hexenjagd». Die liberale Ostküstenmetropole New York sei «wahrscheinlich der schlechteste Ort in den USA», um einen fairen Prozess zu bekommen.

Anfang April war Trump als erster ehemaliger US-Präsident in einem anderen Verfahren strafrechtlich angeklagt worden. Gegen ihn wird wegen einer Reihe möglicher Verbrechen ermittelt. Der Bezirksstaatsanwalt von Manhattan, Alvin Bragg, wirft ihm vor, mit Schweigegeldzahlungen an zwei Frauen versucht zu haben, seine Chancen bei der Präsidentenwahl 2016 zu erhöhen und damit gegen Wahlgesetze verstossen zu haben. Es laufen weitere Ermittlungen gegen ihn – etwa wegen seiner Rolle bei der Erstürmung des US-Kapitols wenige Wochen vor der Vereidigung seines demokratischen Nachfolgers Joe Biden als Präsident.

Zuletzt waren Trumps Umfragewerte in parteiinternen Befragungen gestiegen – er liegt darin deutlich vor anderen möglichen republikanischen Bewerbern, die 2024 US-Präsident Joe Biden herausfordern wollen. Trotz aller Vorwürfe gegen Trump stehen die Republikaner immer noch weitgehend geschlossen hinter ihm.

Ein Videostandbild zeigt Ex-US-Präsident Donald Trump bei seiner Aussage zu den Vergewaltigungsvorwürfen von Jean Carroll.
Ein Videostandbild zeigt Ex-US-Präsident Donald Trump bei seiner Aussage zu den Vergewaltigungsvorwürfen von Jean Carroll.
Bild: Keystone/AP/Kaplan Hecker & Fink

Mögliche Auswirkungen auf Wählbarkeit

Dennoch waren nach der Urteilsverkündung auch kritische Töne zu hören. «Die Republikaner sollten dies nicht abtun und sagen, dass dies nicht von Bedeutung ist», sagte der Ex-Gouverneur des Bundesstaates Arkansas, Asa Hutchinson. Er bewirbt sich ebenfalls um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner. Der republikanische Senator Kevin Cramer sagte, das Urteil sei nicht «disqualifizierend», habe aber Auswirkungen auf Trumps Wählbarkeit. «Das und einige andere Dinge lassen mich daran zweifeln, ob er der beste Kandidat für die Partei wäre», zitierte ihn der Sender CNN. Der Trump-Verbündete Kevin McCarthy als Vorsitzender des Repräsentantenhauses wollte das Urteil am Nachmittag auf Nachfrage nicht kommentieren.

Diverse Frauen haben Trump in der Vergangenheit sexuelle Belästigung vorgeworfen, was dieser stets zurückwies. Während seines Präsidentschaftswahlkampfes 2016 wurde eine alte Tonaufnahme publik, in der sich Trump anzüglich und herabwürdigend über Frauen äusserte – und darüber, dass man Frauen auch an ihren Genitalien anfassen könne, wenn man es wolle und ein Star sei wie er.

dpa/dor