Jim DavisGarfields Schöpfer hat auch mit 75 Jahren nicht genug
dpa/twei
22.7.2020 - 10:45
Jim Davis erschuf den berühmtesten Comic-Kater der Welt – dabei hatte er zunächst eine Geschichte über eine Mücke im Sinn. Heute feiert der Zeichner seinen 75. Geburtstag.
Eigentlich hatte Jim Davis an Comics über eine Mücke gearbeitet, «Gnorm Gnat». Aber niemand zeigte Interesse daran. «Deine Witze sind super, aber Insekten – damit kann sich doch niemand identifizieren», habe ihm ein Zeitungsmanager gesagt, erinnerte sich Davis in einem Interview mit dem britischen «Guardian».
«Ich habe mir dann die damals existierenden Comics noch einmal alle ganz genau angeschaut. Ich sah, dass Hunde sich gut machen. Aber ich sah keine Katzen.» Also erfindet Davis 1978 selbst eine, benennt sie nach seinem Grossvater – und Garfield wird zur berühmtesten Comic-Katze der Welt.
Der orangefarbene Kater ist dick, faul, griesgrämig, liebt Lasagne und Fernsehen. Erfinder Davis, der am heutigen Dienstag 75 Jahre alt wird, schuf ihn nach den dutzenden Katzen, die über den Bauernhof im US-Bundesstaat Indiana streunten, wo er aufwuchs. Weil er als Kind an Asthma litt, verbrachte er viel Zeit im Haus und entdeckte seine Liebe zum Zeichnen. Später studierte er Kunst und arbeitete in einer Werbeagentur, bevor er 1969 einem Comic-Zeichner als Assistent zur Seite stand.
Um Garfield herum erfand Davis weitere Figuren: Herrchen Jon, Hund Odie, Tierärztin Liz und Katzenbaby Nermal. Immer mehr Zeitungen druckten die Comics – 1983 waren es schon rund 1'000. Inzwischen sind sie laut Guinnessbuch der Rekorde die weit verbreitetesten Comics der Welt. Zudem gibt es Garfield unter anderem auch noch als Bücher, Filme, TV-Serien, Musicals, Tassen, Kleidungsstücke, Spielzeuge und Stofftiere. Der dicke Kater hat seinem Erfinder ein kleines Comic-Imperium beschert.
Pfoten weg von Politischem
Davis' Erfolgsrezept ist simpel: Witz und Humor Garfields bleiben allgemein, damit sich jeder wiedererkennen kann. «In den ersten zwei oder drei Jahren habe ich all die offensichtlichen Katzenwitze aus dem Weg geräumt», sagt Davis. «Jetzt kann ich davon profitieren, dass die Menschen ihn kennen.» Soziales oder Politisches kommt dem Philosoph unter den Katzen nicht über die Lippen.
«Von allem Politischen halte ich mich bewusst fern, denn das steht ja im Rest der Zeitung. Die können damit besser umgehen», sagt Davis. «Ich kümmere mich um die grundlegenden Sachen: Essen und Schlafen – und ich sage voraus, dass auch in 40 Jahren jeder noch essen und schlafen wird.» Die Garfield-Comics sollten Frohsinn verbreiten und Menschen aufheitern, sagt Davis – und im Internet-Zeitalter ist sein Kater damit zum King of Cat Content geworden.
Noch immer erstellt Davis alle Comics selbst, unterstützt von einem Team und seit 2011 auf dem Computer. Der Garfield-Erfinder sei «dieser Tage in einer Phase des Übergangs in ein ruhigeres und privateres Leben» und gebe deswegen dieser Tage keine Interviews, sagte eine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur.
Garfield im Wandel der Zeit
Die «Katze im Menschenfell» mit der «perfekten Figur für ihr Gewicht» hat sich über die Jahre verändert, Mund und Augen sind grösser geworden, der Körper kleiner. «Wir leben in einer Zeit, in der wir uns schuldig dafür fühlen sollen, dass wir zu viel essen, zu viel schlafen und uns nicht bewegen. Garfield macht das nicht nur alles, sondern er findet es auch gut so. Auf eine Art nimmt er uns die Schuldgefühle. Er ist unser aller Alter Ego.»
Auch nach mehr als 40 Jahren werde ihm das Zeichnen von Garfield nicht langweilig, sagt Davis. «Ich versuche immer noch, es genau richtig hinzubekommen. Wenn man hin und wieder aus irgendeiner Ecke einen albernen Gag herzaubern kann, der die Leser amüsiert, das ist viel wert. Das ist es, worum es mir immer geht. Eines Tages würde ich gerne den Gag schreiben, der die ganze Welt zum Lachen bringt.»
40 Jahre Garfield hätten sich angefühlt «wie ein Schnips mit dem Finger», sagt Davis. «Ich möchte es noch so lange machen, wie ich das Gefühl habe, dass ich etwas beizutragen habe. Es gibt keine Ruhestandspläne, bis mir jemand auf die Schulter klopft und sagt: «Jim, du bist nicht mehr lustig.»