Fleischverarbeiter Ganze Region nach Tönnies-Skandal wieder im Lockdown

dpa/phi

23.6.2020

Rund 7'000 Mitarbeiter vom Fleischverarbeiter Tönnies befinden sich in Quarantäne. 
Rund 7'000 Mitarbeiter vom Fleischverarbeiter Tönnies befinden sich in Quarantäne. 
Bild: Keystone

Nach dem massiven Corona-Ausbruch bei Deutschlands grösstem Fleischverarbeiter Tönnies schränken die Behörden das öffentliche Leben im Gebiet nun doch massiv ein. 370'000 Menschen sind betroffen. 

Erstmals wird in Deutschland ein gesamter Kreis wegen Corona-Infektionen wieder auf die strengen Pandemie-Schutzmassnahmen zurückgeführt, die noch vor einigen Wochen gegolten haben.

Das kündigte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet in Düsseldorf an. Für die grösste deutsche Fleischfabrik war zudem ein vorübergehender Produktionsstopp verhängt worden. Im Kreis Gütersloh leben rund 370'000 Menschen: Es handele sich um das bisher «grösste Infektionsgeschehen» in Nordrhein-Westfalen und auch deutschlandweit.

Die Massnahmen sollen zunächst bis zum 30. Juni gelten. Behörden im Landkreis verbieten ab Mittwoch unter anderem wieder Sport in geschlossenen Räumen zahlreiche Kulturveranstaltungen. Fitnessstudios würden im Kreisgebiet ebenso geschlossen wie Kinos und Bars.

Wo liegt eigentlich Gütersloh?
Wo liegt eigentlich Gütersloh?
Karte: Google Earth

Beim Schlachtbetrieb von Tönnies hatten sich mehr 1'550 Beschäftigte nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. Bis zum 30. Juni werde man mehr Klarheit haben, wie sich das Virus womöglich auch bei Menschen, die nicht bei Tönnies arbeiten, ausgebreitet habe, sagte Laschet. Bisher gebe es hier nur 24 nachgewiesene Infektionen. Die Behörden werden die Tests in der Bevölkerung nun massiv ausweiten, betonte der Regierungschef.

Polizei soll Quarantäne durchsetzen

Rund 7'000 Mitarbeiter stehen mitsamt ihren Familien seit einigen Tagen unter Quarantäne. Das Zentrum des Corona-Ausbruchs bei Tönnies liegt Laschet zufolge in der Fleischzerteilung. In dieser Abteilung gebe es die meisten Infizierten.

Tönnies-Werksgelände in Rheda-Wiedenbrück in Nordrhein-Westfalen.
Tönnies-Werksgelände in Rheda-Wiedenbrück in Nordrhein-Westfalen.
Archivbild: Keystone

Die Einhaltung der Quarantäne-Massnahmen gestaltet sich aber schwierig. Die nordrhein-westfälische Landesregierung habe drei Einsatzhundertschaften der Polizei in den Kreis Gütersloh geschickt. Die Polizisten sollten die Quarantäne der Mitarbeiter von Tönnies kontrollieren.

Bürger stehen in Gütersloh für den Corona-Test an.
Bürger stehen in Gütersloh für den Corona-Test an.
Bild: Keystone

Zur Not müssten die Behörden auch mit Zwang die Anordnungen durchsetzen. Es werde auch zusätzliche humanitäre Massnahmen zur Unterstützung der Betroffenen geben. Dolmetscher für Polnisch, Rumänisch und Bulgarisch seien auch dabei. Schulen und Kitas im Landkreis Gütersloh waren bereits geschlossen worden. 

Tönnies-Fleisch in der Schweiz

Wie zuvor bekannt wurde, ist Fleisch von Tönnies auch in den Schweizer Detailhandel gelangt. Demnach habe Migros bis vor zwei Wochen Schweinefleisch bei dem Deutschen eingekauft, es aber weiterverarbeitet und dabei erhitzt, weshalb keine Ansteckungsgefahr gegeben sei.

Migros, Coop und Aldi Suisse haben ausserdem Wurst der «Zur Mühle»-Gruppe aus den Sortiment genommen. Lidl Schweiz habe in diesem Zusammenhang bis vor Kurzem Tiefkühl-Köttbullar-Produkte von Tillmann angeboten.

Aldi Suisse bietet laut «nau» in der Romandie noch Spare Ribs mit Tönnies-Fleisch an, das aber vor dem Corona-Ausbruch produziert worden sei.

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