Belgier leisten Pionierarbeit Forscher tüfteln mit künstlicher Intelligenz an perfektem Bier

twei

27.3.2024

Wenn es nach belgischen Forschern geht, hält beim Bierbrauen bald die künstliche Intelligenz Einzug. (Symbolbild)
Wenn es nach belgischen Forschern geht, hält beim Bierbrauen bald die künstliche Intelligenz Einzug. (Symbolbild)
Bild: Angelika Warmuth/dpa

Dank Wissenschaft zum perfekten Bier: Mit diesem kühnen Ziel sind belgische Forscher dem unfehlbaren Hopfengenuss auf der Spur. Den Weg zur idealen Rezeptur soll ausgerechnet künstliche Intelligenz ebnen.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Müssen Bierverkoster um ihre Jobs fürchten? Belgische Forscher sind jedenfalls gerade drauf und dran, mittels künstlicher Intelligenz (KI) Aromen, Gerüche und Gewürze zu kategorisieren.
  • Die Wissenschaftler erhoffen sich, einzelne Konsumentenwünsche so passgenauer erfüllen zu können.
  • In ersten Geschmackstests zeigt sich: Das KI-Bier kommt gut an.

Bierverkoster – für so manchen Menschen ist das wohl ein Traumberuf. Doch ihr Einsatz ist für Hersteller nicht ganz günstig. Forscher sehen in Geschmacksberatung durch künstliche Intelligenz neue Chancen.

Mit der Hilfe der fortschrittlichen Technik wollen Forschende mit neuen Bieren Konsumenten begeistern. Bisher sei es nur begrenzt möglich, über solche Verbrauchertests herauszufinden, welche alkoholischen und alkoholfreien Geschmacksrichtungen vom Markt gut angenommen werden, erläutert das Team aus Belgien im Fachjournal «Nature Communications». Die neue Methode könne Lebensmittelherstellern helfen, spezifische Verbraucherwünsche effizienter und kostengünstiger zu erfüllen.

Der Geschmack von Bier sei «eine komplexe Mischung aus Aromastoffen», schilderte Michiel Schreurs, einer der Autoren der Studie. «Es ist unmöglich vorherzusagen, wie gut ein Bier ist, indem man nur eine oder mehrere Verbindungen misst. Wir brauchen die Leistungsfähigkeit von Computern.»

KI-Biere überzeugen in Geschmackstests

Gängig sei der Einsatz geschulter Verkoster, was aber hohe Kosten verursache. Online-Bewertungsdatenbanken wiederum seien fehleranfällig, weil sich dort etwa auch Faktoren wie der Preis oder der aktuelle Kult-Status eines Produktes niederschlügen.

Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen erfassten deshalb nun über 200 chemische Eigenschaften von 250 belgischen Bieren, die zu 22 verschiedenen Bierstilen wie Blond, Tripel und Lager gehören.

Um Bier zu brauen, braucht es eine Menge Wissen über Aromenstoffe.
Um Bier zu brauen, braucht es eine Menge Wissen über Aromenstoffe.
Bild: Christoph Soeder/dpa

Diese wurden mit beschreibenden sensorischen Profildaten eines geschulten Verkostungsgremiums aus 16 Menschen etwa zu Hopfen-, Malz- und Hefearomen, Nebengerüchen und Gewürzen sowie Daten von mehr als 180'000 Konsumentenbewertungen aus einer Online-Bierbewertungsdatenbank verknüpft. Mit dem entstandenen Datensatz wurden zehn maschinelle Lernmodelle trainiert und getestet, die dann Geschmack und Wertschätzung von Verbrauchern vorhersagten.

Und tatsächlich: Bei Blindverkostungen schnitten die KI-Biere überzeugend ab: Sie hätten sogar eine bessere Gesamtbewertung der Tester erhalten als bei herkömmlich hergestelltem Bier, hiess es.

Auch eine alkoholfreie Variante ist in der Mache

Den Forschern kommt es aber nicht nur auf den Geschmack des Bieres an. Das Team verbindet seine Studie auch mit einer Warnung: KI-Ansätze sollten nicht dazu führen, das Abhängigkeitspotenzial alkoholischer Getränke zu steigern. 

Deswegen tüfteln die Wissenschaftler auch an einer alkoholfreien Variante – und das mit Erfolg. «Mit unserem Modell ist es uns bereits gelungen, einen Cocktail aus natürlichen Aromastoffen zu kreieren, der den Geschmack und Geruch von Alkohol nachahmt, ohne dass die Gefahr eines Katers besteht», erklärte Kevin Verstrepen vom Forschungsteam.