Italianità in der Schweiz Es muss nicht immer das Tessin sein – Südbünden ist auch schön

Von Oliver Kohlmaier

30.3.2024

Der imposante Piz Badile (rechts) und der Piz Cengalo (links) hinten im Val Bondasca im Bergell.
Der imposante Piz Badile (rechts) und der Piz Cengalo (links) hinten im Val Bondasca im Bergell.
Archivbild: KEYSTONE/GIANCARLO CATTANEO 

Kein Bett mehr im Tessin gefunden? Und auch keine Lust auf den Monsterstau am Gotthard? Was gern vergessen geht: Die Bündner Südtäler bieten Ferienhungrigen ebenfalls mediterranes Flair — und noch viel mehr.

Von Oliver Kohlmaier

30.3.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Es muss nicht immer das Tessin sein. Auch die Südtäler von Graubünden bieten alles, was es für einen tollen Oster-Trip braucht.
  • So bietet sich das Val Poschiavo/Puschlav, wo ausgedehnte Wanderrouten zum Spaziergang einladen, als Destination an.
  • Oder das Val Bregaglia/Bergell, dem prächtige Kastanienwälder ein südliches Flair verleihen.
  • Auch die unberührte Natur des Val Mesolcina/Misox und des Val Calanca gleich nebenan können es problemlos mit dem Tessin aufnehmen.

Jenen, die an Ostern auf die Alpensüdseite wollen, bieten sich fantastische Alternativen zum Tessin: Italienisches Flair finden potenzielle Gäste ebenso in den Bündner Südtälern Bergell, Puschlav und Misox.

Val Poschiavo / Puschlav

In das südlichste Tal Graubündens gelangt man am Besten mit der Rhätischen Bahn. Allein die Fahrt ein Erlebnis: Die Strecke ins Val Poschiavo ist die höchste Alpentransversale auf der Schiene, zudem ist sie mit bis zu sieben Prozent Neigung einer der steilsten Reibungsbahnen weltweit. Die Berninabahn verbindet das Tal auf ganzer Länge mit dem Engadin und wurde 2008 zum UNESCO-Welterbe erklärt.

Das Val Poschiavo und seine Seitentäler laden an den sonnigen Ostertagen  zu ausgedehnten Wandertouren ein. Vor allem das linke Seitental Val di Campo verzückt mit seinen landschaftlichen Reizen. Unbedingt einen Besuch wert ist dort der Lagh da Saoseo. Er befindet sich im einsamen Naturschutzgebiet des Tals zwischen Lärchenwäldern und eingebettet in ein malerisches Bergpanorama.

Der Hauptort des Tals ist Poschiavo, das mit seinen gut erhaltenen Patrizierbauten und den bunten Häusern des Spanolienviertels zum Flanieren einlädt. Nicht entgehen lassen sollten sich Besucher ausserdem die lokale Küche. Das Val Poschiavo ist bekannt für seine grosse kulinarische Vielfalt. Dazu gehören etwa Pizzoccheri, ein Nudelgericht aus Buchweizen- und Weizenmehl, das mit Gemüse und viel Käse zubereitet wird. Ausserdem wird hier das Ringbrot Brasciadela gebacken.

Blick von Sassal Mason in das Val Poschiavo mit dem Lagh da Palue.
Blick von Sassal Mason in das Val Poschiavo mit dem Lagh da Palue.
Keystone/Gian Ehrenzeller (Archivbild)

Val Bregaglia / Bergell

Die Tessin-Sehnsucht lässt sich im malerischen Bergell wohl am besten stillen. Dank des Klimas wachsen auch hier die aus dem benachbarten Kanton bekannten, dichten Kastanienwälder, gar den grössten Esskastanienhain Europas betreiben die Bergeller.

Das Bergell ist ein tief eingeschnittenes Tal zwischen den Rätischen Alpen im Norden sowie den Bergeller Alpen im Süden. Es wird von den mächtigen Dreitausendern Piz Cengalo und Piz Badile eingegrenzt. Vor allem an letzterem können sich erfahrene Alpinisten austoben — er gehört zu den bekanntesten Kletterbergen Europas.

Die Bergeller Gemeinde Soglio, wohl eines der schönsten Dörfer der Schweiz. 
Die Bergeller Gemeinde Soglio, wohl eines der schönsten Dörfer der Schweiz. 
KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER. (Archivbild)

Weitaus sanfter geht es auf der Via Bregaglia zu. Der Weitwanderweg beginnt in Maloja —dem Tor zum Bergell — und endet im malerischen Soglio, einem der schönsten Dörfer der Schweiz.

In dem geschichtsträchtigen Ort kommen auch Kulturliebhaber*innen voll auf ihre Kosten, Abkühlung in der Ostersonne gelingt am besten mit einem Kastanienbier aus lokaler Herstellung.

Val Mesolcina / Misox

Schon am San-Bernardino-Pass, der die Ostschweiz mit dem Tessin verbindet, bieten sich auf über 2000 Metern Meereshöhe traumhaufte Einblicke in das südlich gelegene Val Mesolcina. Das Tal erstreckt sich vom Pass Richtung Süden bis nach Grono, wo es sich mit dem Val Calanca vereinigt.

Wie die anderen beiden Bündner Südtäler besticht auch das Val Mesolcina durch die wunderschöne und teils unberührte Natur. Das Tal bietet Outdoor-Liebhabern ein dichtes Netz aus Wanderwegen — vom einfachen Spaziergang bis hin zur anspruchsvollen Bergtour.

Tourist*innen besuchen eine der Grotten in Cama im Misox-Tal.
Tourist*innen besuchen eine der Grotten in Cama im Misox-Tal.
Keystone/Ti-Press/Gabriele Putzu (Archivbild)

Sehenswert sind auch die Grotti von Cama, die restauriert wurden und teilweise der Öffentlichkeit zugänglich sind. Ursprünglich handelte es sich um natürliche Felshöhlen, in denen die Landbevölkerung Wein, Wurst oder Käse konservierte. Manche der Felsenkeller werden noch heute von den Eigentümern genutzt.

Das wild-romantische Val Calanca, ein Seitental des Misox, besticht durch seine einmalige, noch weitgehend unberührte Landschaft. Sie lässt sich am Besten währendd einer ausgedehnten Wandertour erkunden. Wer es sportlicher mag, kann sich in den Bouldergebieten austoben.

Auch Kulturliebhaber*innen kommen im Misox auf ihre Kosten — etwa in Roveredo mit seinen historischen Bauten oder in Mesocco, wo mit dem Castello di Mesocco eine der grössten Burganlagen der Schweiz besichtigt werden kann.

Transparenz-Hinweis: Dieser Artikel erschien das erste Mal an Ostern 2022.