Sotheby's versteigert KI-Werk Dieses Gemälde aus Roboterhand kostet mindestens 120'000 Dollar

Stefan Michel

25.10.2024

«A. I. God. Portrait of Alan Turing (2024)»: Das erste Gemälde einer virtuellen Kunstschaffenden, das versteigert wird.
«A. I. God. Portrait of Alan Turing (2024)»: Das erste Gemälde einer virtuellen Kunstschaffenden, das versteigert wird.
Ai-Da / Sotheby's

Das Londoner Auktionshaus versteigert am 31. Oktober ein Bild, das die humanoide Roboterdame Ai-Da gemalt hat. Das Bild könne für 120'000 bis 180'000 Dollar versteigert werden, sagen die Verantwortlichen.

Stefan Michel

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Ai-Da ist ein Roboter mit dem Gesicht einer Frau, der Bilder malt.
  • Das Londoner Auktionshaus versteigert zum ersten Mal ein Bild, das nicht von einem Menschen geschaffen wurde: «A. I. God. Portrait of Alan Turing (2024)» von Ai-Da.
  • Das zum Verkauf stehende Gemälde stellt Alan Turing dar, einen britischen Mathematiker, der als Vater der künstlichen Intelligenz gilt.
  • Sotheby's erwartet, dass das Bild für 120'000 bis 180'000 Dollar verkauft wird.

Ai-Da trägt einen Pagenschnitt und eine Jeans-Latzhose. Ihr Äusseres passt in ein Kunstatelier, es fehlen nur noch mit Farbe bekleckerte Hände. Ai-Das Arme sehen aber eher nach Terminator aus als nach Frida Kahlo oder Georgia O’Keeffe. 

Die Menschen hinter der malenden Roboterdame Ai-Da haben nicht bloss eine Maschine gebaut und programmiert, die Kunst schafft, die zumindest Laien nicht von jener aus Menschenhand unterscheiden können. Ai-Da soll offensichtlich auch als Persönlichkeit wahrgenommen werden, wenn auch als virtuelle.

Und so gibt Ai-Da auch Interviews und erklärt einer CNN-Reporterin beispielsweise, der Wert ihrer Arbeit liege darin, dass sie als Katalysator für den Dialog über neu entstehende Kapazitäten dienen könne. Mit scharfem Blick fügt sie an: «Wenn das kein Wert ist, dann weiss ich auch nicht weiter.»

Hinter Ai-Da steht der englische Galerist Aidan Meller. Er erkärt, ihre Kunst beleuchte das Verhältnis der Gesellschaft zur Technologie. Kunst repräsentiere schon lange gesellschaftlichen Wandel. So ist die malende Maschine an sich als Kunstwerk zu sehen und nicht nur ihre Gemälde.

Mindestens 120'000 Dollar für das Werk des Roboters

Wie der Kunstmarkt auf die neue Kategorie kreativen Schaffens reagiert, wird die erste Auktion eines Werks zeigen, das von einer Anwendung der künstlichen Intelligenz stammt.

Das Londoner Auktionshaus Sotheby's schätzt den Wert des Bilds «A. I. God. Portrait of Alan Turing (2024)» auf 120'000 bis 180'000 Dollar. Die Galerie akzeptiere auch Kryptowährungen, schreibt CNN.

Am 31. Oktober kommt das Gemälde unter den Hammer. Nicht bekannt ist, ob es Zufall ist, dass das Bild des Albtraums mancher realen Künstler*innen am Tag von Halloween versteigert wird.

Gemälde mit brisantem Motiv

Das Gemälde ist ein Porträt von Alan Turing. Die Forschung des britischen Mathematikers gilt als eine der Grundlagen der künstlichen Intelligenz, oder genauer, der Algorithmen, die ihr zugrunde liegen. Manche bezeichnen ihn auch als Vater der Informatik und des Computers. 

Mit Turing hat Ai-Da auch einen Menschen als Motiv gewählt, der bewundert und zugleich beargwöhnt wurde. Als Held wurde er verehrt, nachdem er im Zweiten Weltkrieg massgeblich dazu beigetragen hatte, die Verschlüsselung der Funksprüche der Wehrmacht zu knacken. Juristisch verfolgt wurde er in der Folge, weil er homosexuell war, was damals in Grossbritannien illegal war. 1954 hat er Selbstmord begangen.

Ob und wie Ai-Da mit der sicherlich noch länger anhaltenden Kritik an ihrer Existenz und Arbeit umgeht, hängt davon ab, welche Persönlichkeitszüge die Programmierer*innen ihr verpasst haben.