Grund zur Sorge? Das Coronavirus meldet sich mitten im Hochsommer zurück

bas / tchs

19.8.2023

Es wird deutlich weniger getestet als zu den Hochzeiten der Pandemie, aber die Fallzahlen steigen in einigen Ländern wieder moderat an.
Es wird deutlich weniger getestet als zu den Hochzeiten der Pandemie, aber die Fallzahlen steigen in einigen Ländern wieder moderat an.
Bild: Uwe Anspach/dpa

Die Pandemie mag vorbei sein, doch das Virus bleibt: In mehreren Ländern steigen die Fallzahlen auf moderatem Niveau. Verantwortlich dafür ist vermutlich eine neue Subvariante, die WHO mahnt zur Wachsamkeit.

bas / tchs

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Das Coronavirus scheint sich in einigen Ländern wieder stärker auszubreiten – auch in Europa.
  • Die Subvariante Eris ist wohl für das Steigen der Fallzahlen auf niedrigem Niveau verantwortlich.
  • Die epidemiologische Situation ist aufgrund niedrigerer Testzahlen und weniger Nachverfolgung unklarer als zu Hochzeiten der Pandemie.

Trotz des Hochsommers scheint Covid-19 in mehreren Ländern, darunter auch Frankreich, wieder auf dem Vormarsch zu sein. Der Ausbruch war bislang moderat, aber es gibt dennoch Anlass zur Wachsamkeit. Auch aus den USA, Grossbritannien, Indien und Japan wird von einem Wiederaufflammen der Epidemie berichtet.

Nachdem das SARS-CoV-2-Virus nach mehr als drei Jahren Pandemie und mehreren Wellen aus dem Bewusstsein der meisten Menschen verschwunden war, hat es sich kürzlich bei einigen wieder ins Gedächtnis gerufen. Einige Indikatoren bestätigen eine solche Entwicklung: In der Woche vom 31. Juli bis zum 6. August stieg die Zahl der Notaufnahmen in Frankreich wegen Covid-19-Verdachts im Vergleich zur Vorwoche um 31 Prozent an und betraf 920 Patienten, wie aus den Daten der Santé publique France (SPF) hervorgeht.

«Effekte, die moderat bleiben», schätzte die öffentliche Gesundheitsbehörde ein. Schliesslich gingen die Wellen im Sommer oder Winter 2022 mit mehr als 4000 wöchentlichen Einlieferungen einher.

Die Subvariante Eris

Obwohl die WHO die Pandemie seit Anfang Mai nicht mehr als globalen Gesundheitsnotstand betrachtet, «zirkuliert das Virus weiterhin in allen Ländern, tötet weiterhin und verändert sich», betonte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Mittwoch auf einer Pressekonferenz.

Die Variante EG.5, von einigen Wissenschaftlern Eris genannt, ist derzeit die am meisten beachtete, da sie für den Anstieg der Zahlen verantwortlich sein könnte. Sommerliche Menschenansammlungen und eine nachlassende Immunität könnten nach Ansicht einiger Experten ebenfalls eine Rolle spielen.

Diese Untervariante der Omikron-Familie, ein Mitglied der XBB-Linie, scheint – wahrscheinlich aufgrund neuer genetischer Mutationen – übertragbarer zu sein als andere sich im Umlauf befindliche Varianten. Möglicherweise ist Eris in der Lage, der Immunabwehr besser zu entgehen.

«Man hat die Subvariante bereits in Indien identifiziert, aber auch in anderen asiatischen Ländern, in Nordamerika und in Europa, wo sie dazu neigt, die vorherigen dominanten Stämme zu verdrängen», erklärte Antoine Flahault, Direktor des Instituts für globale Gesundheit an der Universität Genf, der Nachrichtenagentur AFP.

«Dichter Nebel» über der epidemiologischen Situation

Zu diesem Zeitpunkt «deuten die verfügbaren Hinweise nicht darauf hin, dass EG.5 im Vergleich zu den anderen sich im Umlauf befindlichen Nachkommen-Linien von Omikron ein zusätzliches Risiko für die öffentliche Gesundheit darstellt», so die WHO. Aber «das Risiko bleibt bestehen, dass eine gefährlichere Variante auftaucht und zu einem plötzlichen Anstieg der Fälle und Todesfälle führt», erinnerte Tedros.

Die Verfolgung der epidemischen Schwankungen gestaltet sich jedoch komplizierter als früher, da es seit dem Einbruch der Testzahlen, der Sequenzierungen und der Einstellung von Verfolgungsinstrumenten an Daten mangelt.

«Der Nebel über der epidemiologischen Situation ist weltweit sehr dicht. Die Gesundheitsbehörden müssen dringend wieder ein zuverlässiges Covid-19-Gesundheitsüberwachungssystem einrichten», so Antoine Flahaut, der sich insbesondere für die Analyse von Abwässern in Europa einsetzt.

Im Laufe der Zeit und der Wellen hat sich die Auswirkung von Covid-19 auf Krankenhauseinweisungen und Todesfälle dank des hohen Immunitätsniveaus, das durch Impfungen und/oder Infektionen erworben wurde, stark verringert. Sie ist jedoch nicht null und die Problem mit Long Covid kommen hinzu.

Impfung bleibt entscheidendes Instrument

Laut Antoine Flahault sei die Frage, «ob immungeschwächte und ältere Menschen bei auch nur geringfügigen Symptomen Tests verschrieben bekommen, um von einer frühzeitigen antiviralen Behandlung zu profitieren, die wirksam ist, um das Risiko schwerer Formen zu verringern».

Unter anderem der US-Pharmabetrieb Pfizer arbeitet bereits an angepassten Impfstoffen. (Archivbild)
Unter anderem der US-Pharmabetrieb Pfizer arbeitet bereits an angepassten Impfstoffen. (Archivbild)
Bild: KEYSTONE/EPA/ROLEX DELA PENA

Die Impfung bleibt entscheidend und die WHO forderte am Mittwoch, «die Anstrengungen zur Erhöhung der Durchimpfungsrate zu verstärken». Die Impfstoffe gegen Covid-19 verlieren zwar im Laufe der Zeit an Wirksamkeit bei Infektionen, gelten aber immer noch als sehr schützend vor schweren Verläufen. Die Pharmakonzerne Pfizer/BioNTech, Moderna und Novavax bereiten aktuell Impfstoffe vor, die auf die XBB-Linie abzielen, um auf die Mutationen des Virus besser zu reagieren.

In mehreren Ländern, darunter auch Frankreich, sind für diesen Herbst Impfkampagnen geplant, die sich auf die am stärksten gefährdeten Personen konzentrieren und mit Impfungen gegen die Grippe gekoppelt sind.