Studie Corona-Dunkelziffer wohl wesentlich höher als angenommen

tafu

26.3.2020

Laut einer Studie liegt die Dunkelziffer der mit Corona infizierten Menschen in China wesentlich höher, als bisher angenommen.
Laut einer Studie liegt die Dunkelziffer der mit Corona infizierten Menschen in China wesentlich höher, als bisher angenommen.
Bild: Keystone

Einer Studie zufolge sollen wesentlich mehr Personen in China mit dem Coronavirus infiziert sein, als bisher angenommen. Die Folge: Mehr Menschen wären dann inzwischen immun.

Man kann es durchaus als positive Nachricht sehen: 90 Prozent der Corona-Infektionen in China sollen unbemerkt geblieben sein. Das wäre insofern eine gute Nachricht, als dass nun viel mehr Menschen immun wären, als vorher angenommen – wenn diese Angaben stimmen.

Wie «Infosperber» berichtet, sei eine am 16. März in der renommierten Fachzeitung «Science» veröffentlichte Studie genau zu diesem Ergebnis gekommen. Allerdings sei sie fast unbemerkt geblieben, wie auch Professor Pietro Vernazza des Kantonsspitals St. Gallen bestätigt.

In einem Blogbeitrag geht der Infektiologe auf eben diese Studie ein. Darin habe man die Ausbreitung von COVID-19 in China untersucht und sei vor allem der Frage nachgegangen, wie oft Infektionen unentdeckt blieben.

Viele unbemerkte Infektionen

Dabei sei man zu folgendem Ergebnis gekommen: Etwa 85 Prozent aller Infektionen sind erfolgt, ohne dass jemand die Infektion bemerkt habe. Und rund 55 Prozent der Infizierten haben weitere Menschen angesteckt.



Diese Zahlen seien auf der Grundlage von seriösen Schätzungen entstanden, müssten aber noch mit repräsentativen Antikörpertest bestätigt werden.

Vermutet habe man das bereits länger. Denn sonst hätte man nicht erklären können, wie die Infektionszahlen in China nach einigen Wochen gegen Null gegangen sind. «Denn mit einer Immunitätsrate von weniger als einem Prozent der Bevölkerung kann man das nicht erklären», so Vernazza.

Auch in Grossbritannien höhere Zahlen

Es ist nicht die einzige These von Wissenschaftlern, welche in diese Richtung geht. Auch Forscher der Universität Oxford vermuten nach einem Bericht der «Financial Times», dass bereits die Hälfte der Bevölkerung Grossbritanniens mit dem Coronavirus infiziert ist. Wäre das tatsächlich der Fall, bedeutete das, dass von 1’000 Infizierten höchstens eine Person so starke Symptome bekäme, dass eine Einlieferung ist Spital notwendig sei, erklärt Professorin Sunetra Gupta von der Universität Oxford.



Gupta fordert, man müsse die Menschen nun repräsentativ auf Antikörper testen. Auch Vernazza hält COVID-19 Tests für nicht weiter zielführend. «Diese Tests nützen niemandem etwas, weil sie nur den kleinsten Teil der Ansteckenden entdecken», erklärt er weiter. Um eine Ausbreitung zu stoppen, brächten die Tests nichts. Stattdessen solle man im Anschluss an die jetzt durchgeführten Sofortmassnahmen besonnen über das weitere Vorgehen nachdenken.

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