Von der eigenen Mutter entführt Britischer Bub taucht nach sechs Jahren in Südfrankreich auf

afp/dpa/toko

15.12.2023

Dieses undatierte Foto der Polizei von Greater Manchester zeigt den vermissten britischen Schüler Alex Batty, der vor sechs Jahren von seiner Mutter entführt worden sein soll und nun in Frankreich gefunden wurde.
Dieses undatierte Foto der Polizei von Greater Manchester zeigt den vermissten britischen Schüler Alex Batty, der vor sechs Jahren von seiner Mutter entführt worden sein soll und nun in Frankreich gefunden wurde.
Greater Manchester Police via AP/ Keystone

Sechs Jahre lang suchte seine Grossmutter nach ihm, nachdem ihr Enkel in Spanien zusammen mit seiner Mutter verschwand. Nun ist heute 17 Jahre alte Alex überraschend aufgetaucht. Die Hintergründe sind abenteuerlich.

afp/dpa/toko

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Vor sechs Jahren wurde ein britischer Junge in Spanien als vermisst gemeldet. Nun taucht er überraschend in Südfrankreich auf.
  • Der heute 17 Jahre alte Alex Batty war mit seinem Grossvater sowie seiner Mutter in Spanien im Urlaub, als diese der Grossmutter ankündigte, nicht mehr nach Grossbritannien zurückzukehren.
  • Seitdem hatte die Grossmutter, die das Sorgerecht für den Buben hat, vergeblich nach ihrem Enkel gesucht.
  • Nach Berichten der französischen Zeitung «Dépêche du Midi» hatten die drei sich einer Gruppe von Aussteigern angeschlossen, die in den Pyrenäen in Zelten, Wohnwagen oder Hütten lebten.
  • Alex Batty soll in Kürze zurück nach Grossbritannien gebracht werden.

Ein seit sechs Jahren vermisster junger Brite ist überraschend in Frankreich aufgetaucht. Der heute 17 Jahre alte Alex Batty soll in Kürze zurück nach Grossbritannien gebracht werden, wie ein Sprecher der britischen Polizei heute mitteilte. «Wir sind erleichtert und überglücklich», fügte er hinzu. Alex habe am Vorabend zum ersten Mal seit seinem Verschwinden mit seiner Grossmutter gesprochen, die das Sorgerecht für den Jungen hat.

Alex Batty war elf Jahre alt, als er mit seiner Mutter und seinem Grossvater in Spanien im Urlaub war. Am Ende des Urlaubs erhielt die Grossmutter ein Video, in dem ihre Tochter ihr ankündigte, nicht mehr nach Grossbritannien zurückzukehren. Seitdem waren die drei unauffindbar.

Nach einem Bericht des Senders France 3 hätten sie eigentlich ein Kontaktverbot zu dem Jungen gehabt. Die Grossmutter war es demnach, die ihr Enkelkind als vermisst meldete. Der Junge sei in der Zwischenzeit noch mehrfach in Marokko und Spanien gesichtet worden. Vor einigen Tagen habe der Jugendliche sich entschieden, die Gruppe zu verlassen und sei mehrere Tage lang zu Fuss herumgeirrt, so France 3.

Lieferant entdeckt den Jugendlichen

«Dies ist eine komplexe und langwierige Untersuchung, und wir müssen weitere Nachforschungen anstellen und geeignete Schutzmassnahmen ergreifen», sagte eine Polizeisprecherin der Polizei in Manchester am Donnerstag.

Britische Medien mutmassten, dass sie sich nach Marokko abgesetzt haben könnten. «Sie lehnten meinen Lebensstil und meine Überzeugungen ab, (...) sie wollten nicht, dass Alex auf eine Schule geht», sagte die Grossmutter später in einem Interview. Immer wieder rief sie vergeblich in britischen Medien dazu auf, dass Alex sich melden solle.

Nach Berichten der französischen Zeitung «Dépêche du Midi» hatten die drei sich einer Gruppe von Aussteigern angeschlossen, die in den Pyrenäen in Zelten, Wohnwagen oder Hütten lebten.

«Ein bisschen seltsam drauf»

Vor einigen Tagen entdeckte ein französischer Lieferant den Jugendlichen, der allein im Regen mit einer Taschenlampe und einem Skateboard unterwegs war. Er bot ihm an, ihn bis in den nächsten Ort mitzunehmen und erfuhr unterwegs dessen haarsträubende Geschichte.

«Er erzählte mir, dass seine Mutter ihn vor Jahren entführt hatte und dass er in einer Art spirituellen Gemeinschaft in den Bergen gelebt hatte», berichtete Fabien Accidini. Seine Mutter sei «ein bisschen seltsam drauf». Der Lieferant suchte den Namen des Jugendlichen im Internet und stellte fest, dass dieser seit Jahren als vermisst galt.

Die Pyrenäen zwischen Frankreich und Spanien sind beliebt bei Aussteigern.
Die Pyrenäen zwischen Frankreich und Spanien sind beliebt bei Aussteigern.
imageBROKER/alimdix/xArterrax/xPhilippexClément

Rückzugsort für Aussteiger

«Wir haben die Gendarmerie angerufen, die haben uns abgeholt», sagte Accidini. «Es ging ihm gut, er war bloss sehr müde und ist auf der Polizeiwache direkt eingeschlafen.» Der Junge sei nicht misshandelt worden, er habe lediglich sein eigenes Leben führen und zu seiner Grossmutter zurückkehren wollen.

Die Staatsanwaltschaft von Toulouse bestätigte, dass der Jugendliche in Frankreich an einen sicheren Ort gebracht worden sei. Seine Grossmutter werde ihn abholen. Die Mutter und der Grossvater des Jungen werden weiterhin gesucht.

Die teilweise schwer zugänglichen Täler in den französischen Pyrenäen sind traditionell ein Rückzugsort für Aussteiger. Insbesondere im Département Ariège gibt es viele Menschen, die sich von der Konsumgesellschaft abgewandt haben und andere Lebensstile pflegen.