Jude in Zürich niedergestochenTäter soll eingebürgert worden und tunesischer Herkunft sein
dmu/sda
4.3.2024 - 08:55
Am Samstag hat ein 15-Jähriger einen orthodoxen Juden in Zürich niedergestochen. Beim Täter soll es sich laut einem Medienbericht um einen eingebürgerten Schweizer tunesischer Herkunft handeln.
04.03.2024, 08:55
04.03.2024, 13:06
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Ein 15-Jähriger hat am Samstag einen 50-jährigen orthodoxen Juden in Zürich niedergestochen.
Der Täter soll gemäss einem Medienbericht eingebürgert worden sein und aus Tunesien stammen.
Am Montag hat sich zudem der Zürcher Kantonsrat mit dem Angriff beschäftigt und die Tat verurteilt.
«Ich bin hier, um Juden zu töten»: Diesen Satz soll gemäss dem jüdischen Magazin «Tachles» ein 15-jähriger Schweizer am Samstagabend gesagt haben, nachdem er einen orthodoxen Juden niedergestochen hat. Er wurde noch am Tatort festgenommen.
Nun sind weitere Details zum mutmasslichen Täter bekannt geworden: So soll es sich beim Jugendlichen um einen eingebürgerten
Bei dem Jugendlichen soll es sich um einen eingebürgerten Schweizer mit tunesischer Herkunft handeln, wie die «Weltwoche» berichtet. Zudem habe er sich hierzulande radikalisiert.
Die zuständige Jugendanwaltschaft der Stadt Zürich bestätigt die Angaben zur Herkunft des Täters auf Anfrage von blue News mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht.
Opfer ausser Lebensgefahr
Der Gesundheitszustand des Opfers hat sich leicht verbessert. Der 50-Jährige schwebt nicht mehr in Lebensgefahr. «Wir können mitteilten, dass das Opfer ausser Lebensgefahr ist», teilte Jonathan Kreutner, Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds (SIG), am Montagmorgen auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit. Der Mann müsse aber bis auf Weiteres intensiv betreut werden.
Der Mann wurde am Samstag mit lebensbedrohlichen Verletzungen ins Spital eingeliefert. Auch am Sonntag war sein Zustand gemäss Medienberichten zunächst noch kritisch.
In Zürich haben sich am Sonntagabend mehrere Hundert Menschen zu einer Mahnwache versammelt. Viele trugen gelbe Regenschirme. Sie gelten als Symbol gegen Antisemitismus.
Zürcher Regierungsrätin verurteilt Angriff
Am Montag hat sich auch der Zürcher Kantonsrat mit dem Messerangriff beschäftigt. Regierungsrätin Jacqueline Fehr (SP) und Kantonsrätinnen und Kantonsräte verschiedener Parteien verurteilten den Angriff.
Justizdirektorin Jacqueline Fehr (SP) kündigte am Montagmorgen im Kantonsrat eine volle Aufklärung des Verbrechens an. Hass und Ausgrenzung würden nicht toleriert. Bis alle Fakten vorliegen, sei aber Vorsicht geboten bei Teilinformationen, warnte sie.
Der brutale Angriff wurde auch von mehreren Parteien in Fraktionserklärungen verurteilt. Linke Parlamentarierinnen und Parlamentarier verliessen bei der Erklärung der SVP-EDU-Fraktion den Saal. Diese sprach davon, dass Antisemitismus heute nicht rechts, sondern bei Antikapitalisten und Muslimen zu finden sei.
«Nicht in unserem Namen»
Auch die Vereinigung der islamischen Organisationen in Zürich (VIOZ) hat den Angriff verurteilt. Zudem zeigte sich auch der Präsident des Dachverbands der Schweizer Muslime schockiert.
«Nicht in unserem Namen», hiess es in der Stellungnahme der VIOZ vom Sonntagabend. Der Verband reagierte damit auf verschiedene Medienberichte, laut denen der jugendliche Schweizer Täter ein antisemitisches Motiv sowie einen Migrationshintergrund aus einem islamischen Land haben soll.
«Wir erheben unsere Stimme und machen klar, dass dies nichts mit der muslimischen Gemeinschaft in Zürich zu tun hat», hiess es in der Stellungnahme weiter. Nichts rechtfertige einen Angriff auf Unschuldige. Man sei in Gedanken mit dem Betroffenen, seiner Familie und der ganzen jüdischen Gemeinschaft.
Auch Önder Güneş, der Präsident der Föderation Islamischer Dachorganisationen Schweiz (FIDS), zeigte sich schockiert von dem Vorfall in Zürich. «Es ist einfach schrecklich, eine solche Tat ist in keinem Falle tolerierbar und wir Muslime verurteilen sie aufs Schärfste», sagte er gegenüber «20 Minuten».
Der FIDS wolle das Gespräch mit dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund (SIG) suchen. Der Krieg im Gazastreifen dürfe nicht als Anlass dienen, um Hass und Zwietracht in der Schweizer Gesellschaft zu streuen.