Brexit-Star in Interlaken «Wird Grossbritannien den Megxit überleben, Mister Bercow?»

Von Philipp Dahm und Nicolai Morawitz

16.1.2020

Für einmal «Out of Order»: Das vergebliche Warten auf John Bercow

Für einmal «Out of Order»: Das vergebliche Warten auf John Bercow

Mit seinen «Order»-Rufen liess der Sprecher das englische Unterhaus erzittern. John Bercow ist mittlerweile zurücktreten, doch in Interlaken zeigte er, dass er immer noch schwer zu knacken ist – zumindest für «Bluewin»-Reporter Philipp Dahm.

15.01.2020

«Ordaaaaa!» – John Bercow, bekanntester Ex-Speaker des englischen Unterhauses, zeigt in Interlaken, dass er immer noch schwer zu knacken ist. Dies und das liess sich ihm aber doch entlocken – apropos Meghan, Federer.

John Bercow ist als Parlamentssprecher mit seinen «Order»-Rufen berühmt geworden. Als der Politiker nun beim Alpensymposium in Interlaken aufgetreten ist, hat unser Team versucht, ihn zu stellen.

Bis zum November war John Bercow Sprecher des britischen Unterhauses: Während der kontroversen Brexit-Verhandlungen haben ihn seine «Order»-Ordnungsrufe weltberühmt gemacht. Nun sitzt der 56-Jährige an einem grossen Tisch vor einer grossen Runde Journalisten: «Round Table» nennen sich solche Pressekonferenzen, bei denen die Schreiberlinge abwechselnd im Plenum Fragen stellen dürfen.

Der Nachteil dabei: Die guten Fragen, die Sie selber stellen, werden auch von den Ohren der Mitbewerber vernommen. Und wenn Ihre Konkurrenz eigene Interessen hat, lauten die Antworten auch entsprechend, und Sie haben mitunter gar nichts davon. So fragt die Kollegin der Lokalzeitung natürlich nach, ob John Bercow schon mal in Interlaken war («Nein»), ob ihm die Stadt gefällt («Ja») und was er an ihr schätzt (die «Ruhe»).



Das ist für die «Bluewin»-Leser jedoch nur bedingt erfahrenswert, finden der Kameramann Nico Morawitz und ich, der Reporter Philipp Dahm. Und auch das nächste Thema ist unserer Meinung nach keines, mit dem man einen konservativen Politiker von Bercows Format behelligt: «Wird Grossbritannien den Megxit überleben?», fragt einer doch glatt. Ja, wird es, beruhigt Bercow.

Was denkt er über König Roger?

Und mit einer Art Royal geht es weiter: Bercow, der auch Tennisfan und -lehrer ist, soll seinen Senf zu König Roger abgeben, und er streichelt die Schweizer Seele, als er Federer auf seinen persönlichen Tennisthron hebt. Und natürlich darf und muss er auch das Wort wiederholen, das ihn bekannt gemacht hat: So viel «Order» muss wohl sein.

Selbst nach einem hochaktuellen Skandälchen fragen die Kollegen: Britische Boulevardblätter haben eine teure Taxirechnung ausgegraben. Bercow berichtet, die 1'000 Pfund teure Fahrt sei zustande gekommen, weil der Sicherheitsdienst des Parlamentes ihm damals Bercow abgeraten habe, den Zug zu nehmen, um Angriffe zu vermeiden.

Kein feiner Zug war dagegen die unverhoffte Ansage, Einzelinterviews würde es nicht geben, zumal Bercow, der Sohn eines rumänischen Taxifahrers, dann doch mit einer Kollegin im Nebenraum verschwindet.

Wir warteten vergebens mit zwei weiteren Kollegen darauf, bei Bercow noch einmal eine Chance zu bekommen, also Zitate einzuholen, die noch etwas knackiger oder substanzieller gewesen wären.

Zusammenfassend ist zu sagen: Wir kamen, hörten und warteten eben umsonst – und hatten dann irgendwann auch die Faxen dicke, wie Sie dem obigen Clip entnehmen können.

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