«Sparen, sparen, sparen»: Mit Kontingenten und Verboten gegen Strommangel
Der Bundesrat will bei einer Strommangellage notfalls mit Verboten,
Kontingenten und Notabschaltungen reagieren. Ziel ist es, die
Netzstabilität und damit die Stromversorgung zu gewährleisten. Die
Massnahmen sollen kaskadenartig erfolgen.
23.11.2022
Die Bundesräte Albert Rösti und Guy Parmelin haben Bilanz zur Energieversorgung gezogen. Eine gute Vorbereitung, die enge Zusammenarbeit und der milde Winter hätten eine Mangellage verhindert.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Die Schweizer Energieversorgung ist über 70 Prozent vom Ausland abhängig.
- Weil die Energieimporte durch den Krieg in der Ukraine unsicherer geworden sind, stellt sich die Frage, wie eine lückenlose Energieversorgung gewährleistet werden kann.
- Die Bundesräte Albert Rösti und Guy Parmelin haben am Donnerstagnachmittag, Bilanz gezogen, wie die Situation bislang gemeistert wurde – und haben an das Energiesparen im kommenden Winter appelliert.
Am Treffen am Donnerstag in Bern nahmen Energieminister Albert Rösti und Wirtschaftsminister Guy Parmelin teil. Vertreten waren auch Kantone, Städte und Gemeinden, Wirtschaftsverbände und die Energiebranche. «Nach dem Winter ist vor dem Winter», lautete das Fazit an einer Medienkonferenz im Anschluss.
Nach Angaben des Bundesamtes für Energie (BFE) wurden in der Schweiz zwischen Oktober 2022 und März 2023 über 5800 Gigawattstunden Gas gespart. Das ist in etwa das Vierfache des jährlichen Gasverbrauchs des Kantons Basel-Stadt. Die freiwillige Gas-Einsparung von 15 Prozent sei damit übertroffen worden, schrieb das BFE.
«In Bereitschaft bleiben»
In den sechs Monaten wurden zudem rund 1250 Gigawattstunden (GWh) Strom gespart. Das entspricht dem jährlichen Verbrauch des Kantons Basel-Stadt. Allerdings wurde weniger Strom gespart als geplant; vom gesetzten Sparziel wurden rund 40 Prozent erreicht.
Dass die Schweiz in Sachen Energieversorgung glimpflich davongekommen ist, liegt an hohen Energiepreisen und am warmen Winter. «Er war einer der mildsten seit der Erhebung von Meteodaten», sagte Rösti. Die bereitgestellten Reserven stünden für den nächsten Winter zur Verfügung, und der werde nicht einfacher.
Im schneearmen Winter werde es weniger Schmelzwasser für Speicherseen geben, und eine Trockenperiode im Sommer sei nicht ausgeschlossen. In Deutschland seien die letzten drei Kernkraftwerke abgeschaltet worden. In Frankreich dauerten die technischen Probleme im Kernkraftwerk-Park an. «Es gilt, in Bereitschaft zu bleiben.»
Zweistoff-Anlagen mit Öl betrieben
Die nächste Energiespar-Kampagne will Rösti am Preis aufhängen, wie er ausführte. Es solle dargelegt werden, dass in diesem Sinn einen Nutzen habe, wer Energie spare. Ausserdem habe der letzte Winter gezeigt, dass Energiesparen ohne Komfortverlust möglich sei. Konzipiert sei die Kampagne aber noch nicht, sagte er.
Etwa 60 Prozent der rund 800 Betreiber von Zweistoffanlagen folgten der Empfehlung des Bundesrates, von Gas auf Heizöl umzuschalten, und das trug zum Erreichen des gesetzten Sparziels bei. Zudem habe die EU eine Flüssiggas-Infrastruktur ausgebaut, um russisches Gas zu kompensieren, führte Parmelin aus.
Aber auch beim Gas bleibe Sparen angesagt. Die Schweiz habe weder eigenes Gas noch Speicherkapazitäten und wolle auch im nächsten Winter eine Speicherreserve anlegen lassen. Unternehmen rief der Parmelin auf, sich mit Heizöl als Ersatz für Gas einzudecken.
Plädoyer für Strom-Mantelerlass
Swissmem-Präsident Martin Hirzel wand der Wirtschaft ein Kränzchen. Die Unternehmen hätten sich anpassungsfähig gezeigt, etwa beim Betrieb, mit Investitionen in Energieeffizienz und dem Umstellen von Zweistoff-Anlagen auf Öl. Die Tech-Industrie habe durchschnittlich zehn Prozent Strom und Gas eingespart, sagte er.
Unabdingbar für eine hohe Versorgungssicherheit sei der Ausbau der inländischen Stromproduktion, in einem technologieoffenen Umfeld, wie Hirzel anfügte. Ebenso nötig sei ein Stromabkommen mit Europa.
Ohne Ausbau der hiesigen Stromproduktion und der Netze, massiv mehr Energieeffizienz und enger Zusammenarbeit mit Europa werde jeder Winter zum Spiessrutenlauf, sagte Michael Frank, Direktor des Verbands Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen. Er plädierte für eine rasche Verabschiedung des Strom-Mantelerlasses, den das Parlament zurzeit berät.
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15.50 Uhr
Die Medienkonferenz ist beendet.
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15.33 Uhr
Frank: «Jeder Winter wird zum Spiessrutenlauf»
Martin Frank, Präsident des Verbands Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen, resümiert ohne enge Zusammenarbeit mit Europa und Ausbau der eigenen Energieproduktion wird jeder Winter zum Spiessrutenlauf und plädiert für eine zügige Umsetzung des Mantelerlasses.
Das Risiko einer Energiemangellage bleibe real, deshalb müsse man den Kontingentenhandel und die Zusammenarbeit unter den verschiedenen Akteuren stärken.
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15.27 Uhr
Schweizer Energiesektor ist resilient
Martin Hirzel, Präsident Swismem, würdigt die Resilienz der Schweizer Wirtschaft, Politik und der Bevölkerung während der vergangenen Monate, um Energiesparen zu können.
Und richtet den Blick auf den nächsten Winter. Deshalb brauche es ein geregeltes Verhältnis zu europa und einen innovativen Energiemarkt. Weiter brauche die Wirtschaft einen praktikablen Umgang mit Energiesparkontingenten.
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15.21 Uhr
Systematische Vorbereitung auf den nächsten Winter
«Wir bereiten uns systematisch auf die nächsten Winter vor», übernimmt Wirtschaftsminister Guy Parmelin.
Das Ziel sei, dass sämtlche getroffenen Massnahmen gar nie eingesetzt werden müsten. Dafür sei auch das Zusammenarbeiten mit den Vertretern der Energie-Allainz sehr wertvoll, sowie die Neuauflage der Energiesparkampagne und mahnt dazu, dass die Menschen weiter Energie sparen sollen.
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15.10 Uhr
Reservekraftwerke bis 2026 unter Vertrag
Deshalb brauche es Verbraucher- und produktionsseitig weitere Massnahmen, damit man für den nächsten Winter bereit ist, um einem Energieengpass vorzubeugen.
Produktionsseitig würden die drei Reservekraftwerke bis 2026 unter Vertrag bleiben sowie Wasserkraftwerke und Warmekraftkoppelungen in Betrieb genommen werden. Mit den zusätzlichen Massnahmen will die Schweiz auch die Abhängigkeit vom Ausland verringern.
Alles in allem sei die Schweiz gut aufgestellt, jedoch gelte es eine Energiemangellage um jeden Preis zu verhindern, so Rösti. Deshalb brauche es diese Massnahmen.
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15.05 Uhr
Mildes Wetter hat geholfen, dass Reserven nicht angezapft werden müssen
Albert Rösti resümiert, dass die Schweiz stabil und ohne grosse Engpässe durch den Winter gekommen sei. Das habe an einer guten Vorbereitung gelegen, anderseits hätte auch das milde Wetter geholfen: «Geholfen hat die warme Witterung, das muss man deutlich sagen», sagt Rösti.
Weiter bedankt sich Rösti beim Bundesamt für Energie, dass zusätzliche Energiereserven geschaffen hat, etwa die drei Reservekraftwerke sowie ein Wasserkarftwerks. Die Reserven hätten nicht angezapft werden müssen, aber Rösti hofft nicht darauf, dass das nächsten Winter wieder so sein werde.
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15 Uhr
Die Medienkonferenz beginnt.
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde durch die Leiterin Medien und Politik des Bundesamts für Energie, Frau Marianne Zünd, übernimmt Energieminister Albert Rösti.