Tessiner Politiker«Wie kann man die Toten so schnell vergessen?»
Von Julia Käser
22.5.2020
Der Stau am Gotthard blieb aus – trotzdem verbringt ein Teil der Bevölkerung das lange Wochenende im Tessin. Während die Regierung noch mehr Gäste anlocken will, zeigt sich ein Tessiner Politiker verärgert.
Auf rund zehn Kilometern staut es sich an Auffahrt alljährlich vor dem Nordportal des Gotthard-Tunnels. Nicht so gestern Donnerstag: Die Autoschlange blieb aus. Dafür stockte der Verkehr etwa im Berner Oberland und in der Zentralschweiz.
Viele scheinen das verlängerte Wochenende dieses Jahr anderswo zu verbringen als in der «Schweizer Sonnenstube» – dort sind seit Beginn der Coronavirus-Welle bekanntlich besonders viele Menschen erkrankt. Mittlerweile sind die Fallzahlen auch im Tessin stark rückläufig, am Freitag wurden noch drei Neuerkrankungen gezählt – und ein Todesfall.
Wie überall in der Schweiz haben Tessiner Restaurants, Geschäfte und viele Hotels deshalb am 11. Mai ihre Türen wieder geöffnet. Über Auffahrt blieben zahlreiche Hotelbetten trotzdem leer. Haben die Schweizerinnen und Schweizer etwa Angst vor der Reise in den Südkanton?
Schein des fehlenden Staus am Gotthard trügt
Keinesfalls, denn der Schein trügt, wie «Bluewin»-Redaktor und Tessiner Paolo Beretta weiss. Trotz Coronavirus würden sich Schweizer Touristen über das verlängerte Wochenende im Tessin aufhalten – anders als sonst jedoch nicht in Hotels oder Städten.
«Die Nachfrage nach Ferienwohnungen explodierte. Im Maggia-, Verzasca- und gar im Onsernonetal sind die allermeisten Appartements ausgebucht», sagt Beretta. Die Gäste blieben beim Wohnen und Essen lieber isoliert und hielten sich vermehrt in der Natur auf. Das erklärt, weshalb sich selbst die Gassen des sonst so beliebten Ortes Ascona an Auffahrt fast menschenleer präsentierten.
Auch aufs Abendessen im Restaurant haben laut Beretta deshalb viele verzichtet. Für die Tessiner Wirtinnen und Wirte sei das gravierend.
Dass der Gotthard-Verkehr dieses Jahr nicht stockt, liegt gemäss dem Tessiner Journalisten einerseits daran, dass die Grenzen zu Italien nach wie vor geschlossen seien. Andererseits gebe es im Tessin viele Campingplätze, die ebenfalls noch nicht wieder geöffnet seien.
Regierung will Tourismus wiederbeleben
Wie viele Schweizerinnen und Schweizer zu Auffahrtsbeginn tatsächlich durch den Gotthard ins Tessin fuhren, ist noch nicht bekannt. Die ausgewerteten Daten würden Mitte der nächsten Woche vorliegen, heisst es beim Bundesamt für Strassen (ASTRA) auf Anfrage.
Klar ist: Im Tessin ist man darauf angewiesen, dass die Gäste nach und nach zurückkehren, der Kanton ist wirtschaftlich stark vom Tourismus abhängig – und ein Zehntel der Beschäftigten arbeitet in diesem Sektor.
Kürzlich hat die Tessiner Regierung deshalb zusammen mit dem Tourismusverband eine Kampagne lanciert, um den Tourismus in der Region wieder in Schwung zu bringen. Mit dem Slogan «Safe and Clean» und Übernachtungsgutscheinen will man das Vertrauen der Gäste bis spätestens zum Sommerbeginn wieder für sich gewonnen haben.
Doch nicht alle zeigen sich in Bezug auf das Wiederbeleben des Tourismus im italienischsprachigen Kanton euphorisch. Die Angst, dass das Social Distancing bei steigender Gästezahl zunehmend in Vergessenheit gerate, sei bei einigen omnipräsent, sagt Beretta.
Eindringliche Warnung vor zweiter Welle
Dass solche Befürchtungen nicht gänzlich aus der Luft gegriffen sind, zeigt ein Facebook-Post von Marco Borradori, dem Gemeindepräsidenten von Lugano, vom Donnerstag. Der Eintrag ist mittlerweile knapp 700-mal geteilt worden und hat weit über 1'000 Reaktionen hervorgerufen.
«Wie kann man die zwei Monate zu Hause, die Toten und den Druck aufs Gesundheitswesen so schnell wieder vergessen?», fragt sich Borradori darin. Zum Text stellte er ein Foto, das eine Flussmündung des Luganersees zeigt, wo sich Menschen auf engstem Raum sonnen.
Der Lega-Politiker warnt eindringlich vor einer zweiten Welle. Seine Wortwahl drückt auch Ärger aus. Die Gefahr sei noch nicht vorbei. Schlimmstenfalls müsse die Regierung sämtliche Lockerungsschritte wieder rückgängig machen – auf Kosten der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung, die nach wie vor Vorsicht walten lasse.
Bauchschmerzen bereiten dürfte Borradori demnach der nächste Punkt auf dem Öffnungsfahrplan des Bundesrats. Steigt die Infektionsrate nicht wieder an, sollen per 8. Juni unter anderem Bergbahnen und Campingplätze den Betrieb wieder aufnehmen können. Es ist davon auszugehen, dass dies den Tessiner Tourismus jeweils merklich ankurbeln wird.
Evakuierungsaktion bei der Seilbahn Lungern-Turren in Lungern im Kanton Obwalden: Wegen einer technischen Panne mussten rund 27 Personen mit dem Helikopter gerettet werden.
Bild: KEYSTONE
Zu zweit durch dick und dünn – und durch heiss und eiskalt: Dieses Liebespaar sprang am Valentinstag in Hamburg ins kalte Wasser.
Bild: Georg Wendt/dpa
Fasnächtliche und farbenfrohe Puppen zieren das Dorf Seelisberg im Kanton Uri über die Fasnachtstage. Die Fasnacht 2021 ist im Kanton Uri aufgrund der Corona-Ppandemie praktisch verboten, es duerfen maximal nur 5 Personen unterwegs sein, aber als einer der wenigen Kantone ist in Uri das Spielen von Musikinstrumenten erlaubt. (13.02.2021)
Bild: KEYSTONE/Urs Flueeler
Die Pandabären-Geschwister Paule (r) und Pit (l) spielen in ihrem Gehege im Zoo Berlin im Schnee. (13.02.2021)
Bild: Kira Hofmann/dpa-Zentralbild/dpa
Halb Euroopa friert. Diese Heidschnucken in Braunschweig jedoch lassen sich von den frostigen Temperaturen nicht beeindrucken. (13.02.2021)
Bild: Stefan Jaitner/dpa
Sahara-Sand färbt Schnee und Himmel orange im Skigebiet Anzère in der Schweiz.
Bild: Keystone/Laurent Gillieron
Menschen drängen sich in der Einkaufsstrasse Via del Corso in Rom nachdem die Corona-Massnahmen gelockert wurden.
Bild: Cecilia Fabiano/dpa
Irgendwo dort versteckt sich die A7: Nahe Hannover herrscht dichtes Schneetreiben auf der Autobahn.
Bild: Julian Stratenschulte/dpa
Eine Replik der Saffa-Schnecke fotografiert vor der Schweizer Nationalbank während einer Jubiläumsaktion organisiert von Bern Welcome, zu 50 Jahren Frauenstimm- und -wahlrecht. (06.02.2021)
Bild: Anthony Anex/Keystone
Ein Porträt von Elisabeth Vischer-Alioth wartet darauf, an eine Hauswand geklebt zu werden, während der Vorbereitungen zur Ausstellung «Hommage 2021: Porträts von mutigen Frauen in der Berner Altstadt». (06.02.2021)
Bild: Anthony Anex/Keystone
Abgeschirmte Speisekuppel. So geht es auch. Im israelischen Jerusalem speisen Restaurantbesucher abgeschirmt von anderen Gästen in einer Kuppel. Israel plant trotz anhaltend hoher Infektionszahlen erste Lockerungen einleiten. (06.02.2021)
Bild: Muammar Awad/XinHua/dpa
Ein überfluteter Platz beim Flussufer in Saint-Ursanne. Der Fluss Doubs trat nach starken Regenfällen über die Ufer. (31.1.2021)
Bild: Keystone
Während einer Demonstration gegen die Inhaftierung von Kremlkritiker Nawalny führen russische Polizisten einen Mann ab. (31.1.2021)
Bild: Aleksander Khitrov/AP/dpa
Imposante Kulisse: In Los Angeles können sich die Menschen unter anderem auf dem Parkplatz des Dodger Stadium gegen Corona impfen lassen. (31.1.2021)
Bild: Damian Dovarganes/AP/dpa
Mehr als zwei Kilometer durch den eiskalten Bodensee: Der Extremschwimmer Paul Bieber hat mit seinem Versuch den deutschen Rekord im Distanz-Eisschwimmen gebrochen. Der 37-Jährige schwamm bei unter fünf Grad Wassertemperatur 2210 Meter weit. 43,03 Minuten brauchte er dafür. (30.1.2021)
Bild: Felix Kästle/dpa
Gleich zwei Mal binnen 48 Stunden gab es in Raron im Kanton Wallis infolge der Schlechtwettersituation in den letzten Tagen Felsstürze. (30.1.2021)
Bild: KEYSTONE/Laurent Gillieron
Vor einem pittoresken Wolkenhimmel zeigt Max Ross auf einer Slackline im Hillcrest Park im kalifornischen Fullerton sein Können. (30.1.2021)
Bild: Mark Rightmire/The Orange County Register/dpa
Ein internationales Forscherteam hat auf Madagaskar eine neue Chamäleonart entdeckt, bei der das Männchen lediglich 13,5 Millimeter lang ist. Obwohl das männliche Tier das kleinste unter rund 11‘050 Reptilienarten ist, verfügt es in Relation zur Körpergrösse über die die grössten Genitalien. Der Grund: Eine erfolgreiche Paarung mit den bedeutend grösseren Weibchen wäre sonst nicht möglich. (28.1.2021)
Bild: Frank Glaw/SNSB-ZSM/dpa
Und dann hatte Hamburg eine Mülldeponie mehr: Im Stadtteil Norderstedt der Hansestadt türmt sich in einem Gewerbegebiet bis zu sechs Meter Müll wie Bauschutt, Teerpappe, Dämmstoffe, Asbest und anderes. Der Unternehmer, der dort bestimmte Stoffe nur zwischenlagern durfte, ist verschwunden. Die Staatsanwaltschaft sucht nun nach ihm. (27.1.2021)
Bild: Christian Charisius/dpa
«Minor Canyon»: Schwere Regenfälle haben im kalifornischen Monterey County zu Schlammlawinen, Überschwemmungen und zu dieser beeindruckenden Mini-Schlucht geführt. (28.1.2021)
Bild: Noah Berger/AP/dpa
Gedenken: Die New Yorker Verkehrsbetriebe ehren 136 Mitarbeiter, die am Coronavirus gestorben sind, mit einer digitalen Gedenkstätte an 107 U-Bahn-Stationen – wie hier in der Moynihan Train Hall im New Yorker Stadtteil Manhattan. (29.1.2021)
Bild: John Minchillo/AP/dpa
Schlange an der Notaufnahme: Rettungssanitäter warten vor dem Santa Maria Krankenhaus in Lissabon, um Covid-19-Patienten zu übergeben. Portugal gehört momentan zu den Ländern mit den weltweit höchsten Neuinfektionszahlen im Verhältnis zur Einwohnerzahl. (28.1.2021)
Bild: Armando Franca/AP/dpa
Feuer an der Tankstelle: Die deutsche Rastanlage Hunsrück Ost an der Autobahn A61 ist einer nur knapp einer Katastrophe entgangen, nachdem hier ein Kleintransporter beim Betanken in Vollbrand geriet. Erst die Feuerwehr konnte das Feuer löschen – zuvor hatte der Kassier allerdings richtig reagiert und per Notschalter die ganze Tankanlage ausser Betrieb genommen. (28.1.2021)
Bild: Keystone
Strand ohne Leben: Ein Bademeister arbeitet am leeren Strand von Palma auf Mallorca. Derzeit gibt es Corona-bedingt kaum Touristen auf der Ferieninsel. (28.1.2021)
Bild: Mar Granel Palou/dpa
Da kann man auch grosse Augen machen: Auf einer österreichischen Landstrasse ist eine Waldohreule mit einem Auto zusammengestossen. Der Vogel überstand den Crash mit dem Bruch eines Flügels und wird derzeit auf einer Greifvogelstation aufgepäppelt. (28.1.2021)
Bild: APA/Keystone
Phantompatienten: An der Universität Leipzig warten Dummys mit einem Metallkopf, in den künstliche Gebisse hineingeschraubt werden können, auf Zahnmedizinstudenten. (28.1.2021)
Bild: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa
Winston hat das Coronavirus besiegt: Der Gorilla erholt sich im Zoo von San Diego nach einer umfangreichen medikamentösen Behandlung von einem schweren Verlauf seiner Corona-Infektion. Bei dem 48-jährigen Silberrücken Winston waren im Zuge der Infektion eine Lungenentzündung und Herzprobleme aufgetreten. Er wurde daraufhin mit einer Antikörper-Therapie, Herzmedikamenten und Antibiotika behandelt. (26.1.2021)
Bild: Ken Bohn/San Diego Zoo Global/dpa
Auf glühenden Kohlen: Ein Mann produziert im Gaza-Streifen beim dort grössten Produzenten Holzkohle. Als bestes und teuerstes Holz für diesen Zweck gilt das von Zitrusbäumen, aber auch das von Olivenbäumen wird gerne verwendet. (26.1.2021)
Bild: Keystone
Von Ruhe auf einer Parkbank kann hier nicht die Rede sein: Möwen und Tauben schwirren und fliegen um eine Frau in Tokio umher. (26.1.2021)
Bild: Eugene Hoshiko/AP/dpa
Schnack beim Snack: Fischer Willy Rivas scherzt im peruanischen Lima mit einem Freund beim Essen in der Fischerbucht in Chorrillos. (26.1.2021)
Bild: Rodrigo Abd/AP/dpa
Banger Blick zum Horizont: Ein freiwilliger Helfer benutzt sein Walkie-Talkie, während er den Vulkan Mount Merapi während einer Eruption überwacht. Der Vulkan, der als einer der gefährlichsten der Welt gilt, ist erneut ausgebrochen und spukte mehrere Stunden glühende Asche und Gestein. (27.1.2021)
Bild: Slamet Riyadi/AP/dpa
Stausee verkommt zu «fliessenden Müllhalde: Ein Mann geht an Tonnen von Müll vorbei, die am Fusse des Wasserkraftwerks am Potpecko-Stausee in Serbien schwimmen. Vor allem Plastikabfälle gelangen durch Nebenflüsse in den Stausee und sammeln sich hier an. Eine serbische Zeitung schrieb bereits von einer «fliessenden Müllhalde». (26.1.2021)
Bild: Darko Vojinovic/AP/dpa
Dickschädeltest: Stirn an Stirn messen zwei Rinder im deutschen Naturschutzgebiet Boberger Niederung ihre Kräfte. (25.1.2021)
Bild: Daniel Bockwoldt/dpa
Nasskaltes Ende: Zwischen Frauenfeld und Matzingen ist eine 33-jährige Wagenlenkerin bei Glatteis von der Strasse abgekommen und im Murgkanal gelandet. Die Frau wurde mit leichten Verletzungen ins Spital gebracht. (26.1.2021)
Bild: Kapo TG
Opfer der Zerstörungswut: Ein Mann räumt in einem Fast-Food-Restaurant in Rotterdam auf. Die Niederlande sind erneut von sogenannten Corona-Krawallen erfasst worden. Hunderte gewaltbereite Jugendliche hatten nach Polizeiangaben in mehreren Städten randaliert und dabei auch die Polizei angegriffen. (25.1.2021)
Bild: Peter Dejong/AP/dpa
Auf den Hund gekommen: Vierbeiner der Indian Railway Protection Force zeigen anlässlich des indischen Nationalfeiertags ihre Kunststückchen.
Bild: KEYSTONE
Galionsfigur mit Kettensäge: Im ungarischen Szilvásvárad streckt sich ein Feuerwehrmann auf dem Dach eines Zugs, um einen Ast abzusägen, der unter der Schneelast heruntergebrochen ist und die Bahnstrecke blockiert. (25.1.2021)
Bild: Keystone
Und sie tun es immer noch: In Rio De Janeiro tummeln sich grosse Menschenmengen auf engem Raum am Strand von Ipanema in Rio de Janeiro. Und das obwohl Brasilien nach wie vor sehr hohe Corona-Fallzahlen hat.
Bild: Bruna Prado/AP/dpa
Himmlische Hilfe: Feuerwehrfrau Tegan Rayner von der Belair Brigade CFS freut sich über den Regen, während sie nach Löscharbeiten der Buschbrände in Cherry Gardens in der Nähe von Adelaide, Australien, steht. (25.1.2021)
Bild: Brenton Edwards/ADELAIDE ADVERTISER/AAP/dpa
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