Corona-Pandemie Weckruf von Koch: «Jeder muss seine Verantwortung wahrnehmen»

Von Jennifer Furer

17.3.2020

Daniel Koch, Leiter Abteilung Übertragbare Krankheiten vom Bundesamt für Gesundheit (BAG), versucht den Ernst der Lage deutlich zu machen.
Daniel Koch, Leiter Abteilung Übertragbare Krankheiten vom Bundesamt für Gesundheit (BAG), versucht den Ernst der Lage deutlich zu machen.
Keystone

Während die Innenstädte menschenleer sind, geniessen etliche Menschen das schöne Wetter draussen. Die Vorgaben des Bundes scheinen sie wenig zu interessieren. Daniel Koch vom BAG appelliert an die Eigenverantwortung.

Die Botschaft, die Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit am Dienstag überbracht hat, war deutlich: «Die Lage ist ernst. Verhaltet euch so, als seid ihr selbst angesteckt.» Diese deutlichen und pointierten Aussagen von Koch kommen nicht von ungefähr.

Und auch der Bundesrat hat die Massnahmen am Montag nicht ohne Grund verschärft. Dafür verantwortlich sind wir selbst, weil sich einige auch nach zig Warnrufen nicht an die Regeln halten.

Es sind Bilder, die derzeit auf den sozialen Medien die Runde machen und aufhorchen lassen: Beispielsweise auf der Josefswiese in Zürich spielen, liegen und rennen Dutzende von Leuten. Zwei Meter Abstand halten? Fehlanzeige. Die Bilder unterscheiden sich wenig von jenen, die etwa in Bern, Basel und in St. Gallen aufgenommen wurden.

Viele Senioren unterwegs

Wer sich vor die Tür wagt, sieht vielerorts ein ähnliches Bild: Familien spielen Ping Pong und Jogger kreuzen sich nah. Auffällig: Viele ältere Menschen haben ihre Wohnung verlassen.

Dabei sind die Senioren besonders bedroht von den Folgen einer Erkrankung an Covid-19. «An irgendetwas muss ich sterben», hat die Nachbarin der Autorin vor Kurzem in gewohnt humoristischer Weise von sich gegeben. Ein anderer Nachbar aus demselben Wohnhaus sah nicht ein, warum er nicht einkaufen gehen solle. «Ich brauche nur wenige Sachen. Die Migros ist ja noch geöffnet.»



Eben solche Aussagen deuten darauf hin, dass der Ernst der Lage noch nicht bei Allen angekommen ist. Ob der Einzelne eine Erkrankung in Kauf nimmt, ist zweitrangig – zentral ist nun, die Zahl der Erkrankungen möglichst tief zu halten, um die Spitäler nicht zu überlasten. Darum ist nun Respekt vor den Hinweisen des Bundes gefragt.

Ist jemand infiziert, ist das Risiko gross, dass auch andere Menschen angesteckt werden. Und die Zahl der angesteckten Personen in der Schweiz steigt. Tag für Tag. Stunde für Stunde. Es ist keine Panikmache, wenn sich Menschen nun an die Regeln halten. Denn tun sie das nicht, wäre der nächste Schritt ein allgemeines Ausgehverbot, wie das andere Länder schon eingeführt haben.

Polizei greift durch

Die Stadtpolizei Zürich wird künftig härter durchgreifen, wie sie am Dienstag kommunizierte. Personenansammlungen von Gruppen mit 15 Personen würden nicht mehr toleriert.

«Wenn eine Polizeipatrouille auf eine Personengruppe trifft, die im öffentlichen Raum zusammensteht oder sitzt, zum Beispiel auf einer Treppe oder an der Seeuferanlage, aber auch bei Lebensmittel- und Getränkeläden, werden die Polizistinnen und Polizisten mit Augenmass reagieren und die Personen auffordern, ihre soziale Verantwortung wahr zu nehmen und sich freiwillig zu zerstreuen», heisst es.

Falls die Betroffenen dieser Anordnung nicht Folge leisten würden, müssten sie mit Wegweisungen und einer Verzeigung rechnen.

Koch vom Bundesamt für Gesundheit wählte am Dienstag klare Worte: «Wir müssen jetzt das umsetzen, was der Bundesrat gestern beschlossen hat.» Die Bevölkerung müsse sich an die Massnahmen halten, um die Infektionen einzudämmen und die Risikopatienten zu schützen.

«Wir können das Virus nicht stoppen. Aber wir können die Erkrankungswelle beeinflussen und so die Risikopatienten schützen sowie das Gesundheitssystem nicht überfordern.»

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