Ohne lästige Stäbchen Was taugt eigentlich ein Spucktest?

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12.2.2021

Daniel Steffen, Managing Director der Firma Checkport, demonstriert den Covid-Test per Speichelprobe am Flughafen in Zürich.
Daniel Steffen, Managing Director der Firma Checkport, demonstriert den Covid-Test per Speichelprobe am Flughafen in Zürich.
Bild: Keystone/Ennio Leanza

Einfach in ein Röhrchen spucken statt sich einem unangenehmen Abstrich unterziehen? Corona-Speicheltests könnten so manche Vorteile bieten – aber auch Nachteile.

Ein gewöhnlicher Corona-Test kann überaus lästig sein. Kratzt das Abstrichstäbchen hinten am Rachen, setzt bei vielen der Würgereflex ein. Die zweite Variante durch die Nase kann sogar zu Schmerzen und spontanen Niesanfällen führen.

Wie wäre es also, wenn es eine angenehmere Alternative gäbe? Gibt es: Spucktests werden auch hierzulande schon angewendet, insbesondere an Schulen, Flughäfen und in Unternehmen.

Das Prinzip ist schnell erklärt: Getestet wird eine Probe des sogenannten Sputums – eines Sekrets im hinteren Rachenraum. An dieses gelangt man entweder durch Räuspern und Husten, oder indem man mit einer Spüllösung gurgelt. Einmal in einen Behälter gespuckt, wird das Sekret mit einem besonderen Puffermittel vermischt. Anschliessend wird die Lösung wie bei einem herkömmlichen Schnelltest per Pipette auf den Teststreifen gegeben – oder als PCR-Test ins Labor.

Mehr Testungen, weniger Kosten

Welche Vorteile könnte ein Spucktest bieten? Kein Stäbchen muss eingeführt werden, was die meisten als angenehmer empfinden dürften. Zudem können grössere Gruppen, etwa Schulklassen und die Belegschaft von Unternehmen, schneller getestet werden – sogar, indem mehrere Personen in ein- und denselben Behälter spucken. Nur wenn das Ergebnis positiv wäre, wären anschliessende Einzeltests nötig. Es würden weniger Tests und Personal gebraucht, was die Kosten verringert. Und: Nicht zuletzt könnten Spucktests die Testbereitschaft erhöhen. 



Verwendet wird dieses oder ein ähnliches Verfahren hierzulande bereits bei Massentests an Schulen wie im Kanton Basel-Landschaft, bei Heimpersonal oder beispielsweise am Flughafen Zürich. Auch im Corona-Testzentrum in Pfungen werden Gurgeltests angeboten.

Ein St. Galler Unternehmen verkauft gar Speicheltests für zu Hause, die durch ein swissmediczertifiziertes Labor verifiziert wurden – Kostenpunkt: 157 Franken. Doch wie sicher ist das Verfahren, das noch recht selten eingesetzt wird?

Zunächst kommt es darauf an, ob es sich um einen PCR- oder einen Antigentest handelt. Wissenschaftler der Universität Zürich entwickelten bereits im Dezember einen PCR-Spucktest. «Der Nachweis im Speichel ist nicht ganz so sensitiv wie der klassische PCR-Test mit einer Probe aus dem Nasen-Rachenraum, aber schneidet besser als die Antigenschnelltests ab», sagte die verantwortliche Zürcher Virologin Alexandra Trkola damals dem «Tages-Anzeiger».

Bislang kein validierter Speichel-Schnelltest

Die Zuverlässigkeit der PCR-Spucktests wird auch vom deutschen Robert-Koch-Institut bestätigt: Zwar gebe es «wenige Veröffentlichungen», doch deuteten diese auf eine mit dem Abstrich vergleichbare Sensitivität der PCR-Tests hin – abhängig jedoch von Spülvolumen und -technik. In der Schweiz sind solche Spucktests, die anschliessend im Labor untersucht werden, zugelassen, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf Anfrage von «blue News» schreibt. 

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Und wie sieht es mit den Antigenspucktests aus? Laut BAG gibt es hierzulande bisher keinen validierten Schnelltest auf Basis von Speichel – man sei aber daran, verschiedene Optionen zu prüfen, und stehe diesbezüglich auch mit dem Pharmakonzern Roche in Kontakt. Das BAG betont jedoch, dass Schnelltests im Moment nur durch speziell geschultes Personal korrekt durchgeführt werden können. 

Einige Experten sehen Spucktests kritisch: So hätten gesunde Menschen oft Schwierigkeiten, den nötigen Auswurf zu produzieren, wie der SWR den stellvertretenden Direktor der Virologie an der Uni Mainz, Bodo Plachter, zitiert. Würde dann nur Speichel getestet, sei dies problematisch.

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