Schmuck für 38 Millionen Was mit dem eingefrorenen Vermögen Karimowas geschehen soll

jfk

4.10.2018

Gulnora Karimova, die Tochter des 2016 verstorbenen usbekischen Staatspräsidenten Islam Karimow, pflegte ein mondänes Auftreten. Über ihren derzeitigen Verbleib gibt es nur Gerüchte. 
Gulnora Karimova, die Tochter des 2016 verstorbenen usbekischen Staatspräsidenten Islam Karimow, pflegte ein mondänes Auftreten. Über ihren derzeitigen Verbleib gibt es nur Gerüchte. 
Bild: Getty Images/Archiv

In den Tresoren einer Genfer Bank findet die Polizei Wertgegenstände im Millionenwert, die Gulnora Karimowa, der Tochter des verstorbenen usbekischen Präsidenten gehören. Und Rechnungen, gerichtet an ein Unternehmen in Zug.

Als Ermittler der Bundeskriminalpolizei die Safes der Genfer Privatbank Lombard Odier öffnen, kommen unter anderem eine Halskette mit roten Rubinen, ein Ring mit einem roten Diamanten und Brillanten von Maison Boucheron zum Vorschein. Auch Rechnungen gehören zu dem Fund, und diese belegen, dass die für ihren luxuriösen Stil bekannte Gulnora Karimowa zwischen 2006 und 2009 in der Schweiz Schmuck und Uhren für umgerechnet 38 Millionen Franken erstanden hatte, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet.

Doch bezahlt hat die 46-Jährige nicht selbst. Die Rechnungen gingen dem «Tages-Anzeiger» zufolge an Zeromax, eine in Zug ansässige Firma. Das 2005 gegründete Unternehmen wickelte den Erdöl- und Gashandel Usbekistans ab und beauftragte die Errichtung von Prunkbauten wie dem 800 Millionen teuren «Weissen Haus» in Taschkent, der Hauptstadt des zentralasiatischen Staates. Die Firma ging 2010 in Konkurs und hinterliess eine gewaltige Schuldenmasse von 5,6 Milliarden Franken.

Gerüchte in Usbekistan

Die bis heute wichtige Frage ist, unter wessen Kontrolle die Zuger Firma tatsächlich stand. Der in Winterthur lebende usbekische Dissident Alischer Taksanow spricht laut «Tages-Anzeiger» von dauerhaften Gerüchten in Usbekistan, dass Zeromax Gulnara Karimowa gehört habe. Die Genfer Funde der Bundeskriminalpolizei stützen diese Behauptung. Gläubiger des Unternehmens hoffen immer noch darauf, aus dem in der Schweiz eingefrorenen Vermögen Karimowas, gegen die wegen des Verdachts der Geldwäscherei ermittelt wird, entschädigt zu werden.

Es ist von immerhin 800 Millionen Franken die Rede. Das Bundesstrafgericht hat jedoch geurteilt, dass Karimowa keine Kontrolle über Zeromax ausübte. Die einstige Diplomatin, die bis Ende 2013 die usbekische UNO-Mission in Genf leitete, ist in Usbekistan inzwischen in Ungnade gefallen und steht dort möglicherweise unter Hausarrest. Am 9. Mai 2018 entschied der Bundesrat vorläufig, ihr blockiertes Vermögen vollständig an Usbekistan zurückgegeben. Regimekritiker wie Taksanow haben Einwände gegen den Beschluss: An dem Kapital würde sich nur der Kreis um den Präsidenten bereichern, das von Karimowa gestohlene Geld würde noch einmal gestohlen werden.

Schweigendes Aussendepartement

Als Bundesrat Johann Schneider-Ammann im Sommer in Taschkent war, sind die gesperrten Vermögenswerte nur am Rande von usbekischer Seite erwähnt worden, wie die Medienstelle des Bundesrats verlauten liess. Von Schweizer Seite sei auf die noch hängigen Strafverfahren verwiesen worden.

Alischer Taksanow hat übrigens vorgeschlagen, Karimowas Millionen in eine Stiftung einzubringen, die unter Schweizer Kontrolle soziale Projekte in Usbekistan finanziert. Taksanow hat seine Idee auch dem Aussendepartement geschickt. Eine Antwort hat er bisher nicht erhalten.

Bilder aus der Schweiz
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