Schweizer auf LesbosFlüchtlingskrise: «Dem Virus ist es egal, wer welchen Pass hat»
Von Jennifer Furer
20.3.2020
Auf der griechischen Insel Lesbos bahnt sich eine Katastrophe an. Ein Schweizer Helfer warnt: Sollte sich das Coronavirus auch unter den dort gestrandeten geflüchteten Menschen verbreiten, drohe eine Tragödie.
Die Nachrichten rund um das Coronavirus überschlagen sich. Es bleibt kaum Zeit, sich über die eigene Landesgrenze hinweg zu informieren. Dabei spitzt sich fernab der breiten Öffentlichkeit die ohnehin prekäre Lage auf der griechischen Insel Lesbos weiter zu.
Dort warten über 20'000 geflüchtete Menschen darauf, auf das europäische Festland übersiedeln zu können. Im Flüchtlingslager Moria, das eigentlich nur für rund 3'000 Menschen ausgelegt ist, harren jetzt knapp siebenmal so viele Frauen, Männer und Kinder aus.
Die restriktive europäische Migrationspolitik schränkt ihre Möglichkeit ein, Schutz vor Verfolgung zu beantragen. Täglich kommen mehr Menschen auf der Insel an. Die Situation in den Flüchtlingslagern wird immer prekärer.
Der Schweizer Fabian Bracher war bis zum Montag auf der Insel. Er ist Vorstandsmitglied der NGO «One Happy Family». Bracher zeigt sich im Interview besorgt um die tausenden geflüchteten Menschen und befürchtet eine Katastrophe, sollte das Coronavirus die Insel erreichen.
Zur Person
zvg
Fabian Bracher ist Vereinspräsident von «One Happy Family». Die nicht gewinnorientierte Organisation mit Sitz in Burgdorf BE leitet und unterstützt seit 2017 ein Gemeinschaftszentrum auf der Insel Lesbos.
Die Menschen sind unsicher, die Atmosphäre ist angespannt. Ich bin seit 2015 immer wieder in Lesbos und habe mich in den Ort verliebt. Aber dieses Mal war es anders: Ich fühlte mich zum ersten Mal auch selber unsicher.
Warum?
Die Situation auf Lesbos hat sich in den letzten Wochen verschärft. Immer mehr Geflüchtete leben auf den griechischen Inseln in menschenunwürdigen Bedingungen. Die einheimische Bevölkerung fühlt sich alleingelassen, und rechtsradikale Gruppierungen üben vermehrt Angriffe auf geflüchtete Menschen, aber mittlerweile auch auf Hilfsorganisationen und Journalisten aus. Die Polizei schaut weg. Es ist eine Art rechtsfreier Raum entstanden, in dem man sich nicht mehr sicher fühlen kann.
Eine weitere Bedrohung ist das Coronavirus. Nun soll es auch imFlüchtlingslager Moriabestätigt worden sein.
Wir beobachten diese Entwicklung mit grosser Sorge. Die medizinischen Organisationen vor Ort probieren alles, um einen Ausbruch im Flüchtlingslager zu verhindern.
Wie wäre das möglich?
Durch eine Evakuierung der geflüchteten Menschen aus dem Camp. Aber im Moment geschieht Gegenteiliges: Die Flüchtlingslager werden geschlossen, stehen unter Lockdown. Geflüchtete Menschen können die Camps nur sporadisch verlassen. Momentan dürfen 100 Leute pro Stunde raus. Sprich: Jeder darf alle 16 Tage das Camp verlassen.
Heute sind die Menschen also noch stärker in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Schockierend dabei ist, dass diese Massnahme einen Tag nach einem grossen Brand im Flüchtlingslager ergriffen wurde, bei dem ein sechsjähriges Mädchen ums Leben kam.
Was haben Schliessungen der Camps denn für Folgen?
Die Menschen werden ihrem Schicksal überlassen. Man lässt sie im Stich. In den Flüchtlingslagern herrschen fatale Zustände. Schon allein deshalb, weil sie nicht für eine so grosse Anzahl Menschen ausgelegt sind. Der Zugang zu sanitären Anlagen, Nahrungsmitteln und medizinischer Versorgung ist massiv eingeschränkt. Es gibt für 1'000 Personen nur einen Wasserhahn, an dem sich die Geflüchteten die Hände waschen können. Menschen stehen bis zu fünf Stunden für ihr Essen an. Wer am Schluss dran kommt, hat praktisch nichts mehr. Es gibt auch fast keine Möglichkeiten, Kleider zu waschen.
Was könnte den geflüchteten Menschen auf Lesbos helfen?
Eine Dezentralisierung und besserer Zugang zu Medizin, Nahrungsmitteln und sanitären Anlagen wäre jetzt angebracht. Es wäre wichtig, alle Menschen an verschiedene Orte zu bringen, an denen sie besser vor dem Virus und diesen engen und unhygienischen Zuständen geschützt sind.
Ein Migrant versucht, sich am 3. März beim Dorf Skala Sikaminias auf der Insel Lesbos aufzuwärmen: Mehr Flüchtende erreichen dieser Tage die Ägäisinsel, nachdem die Türkei verkündet hat, sie werde syrische Flüchtende auf ihrem Weg nach Europa nicht mehr aufhalten.
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Dieses Flüchtlingsboot erreicht Lesbos am 2. März, doch ein Kleinkind überlebt an diesem Tag die Überfahrt von der türkischen Küste nicht. Dort leben derzeit rund 3,7 Millionen Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien.
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Migranten passieren bei Edirne am 2. März die Grenze zur EU: Griechenland hat angekündigt, alle Asylverfahren einen Monat lang auszusetzen, nachdem die Türkei bekundet hat, Flüchtende nicht mehr aufzuhalten.
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Im zentralen Flüchtlingslager Moria auf Lesbos herrschen prekäre Zustände. Polizisten versuchen, am 2. März Migranten zu zerstreuen, die freie Weiterreise fordern.
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Afrikaner warten an der türkischen Küste am 3. März auf die Gelegenheit, nach Lesbos überzusetzen. Dort werden sie schlechterdings von rechtsradikalen Griechen empfangen, die sich auf der Insel gesammelt haben, um Fremde abzuwehren und Journalisten und NGO-Mitarbeiter zu jagen.
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Migranten sammeln sich bei Edirne in einem Feld, um nach Griechenland weiterzuziehen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach am 2. März von «Hunderttausenden», die nun Richtung EU strömten.
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Hinter Stacheldraht: Flüchtende auf der türkischen Seite der Grenze zu Griechenland am 2. März. Zur Zahl der Migranten und Flüchtlinge, die im Gebiet zwischen dem Grenzposten Kastanies und dem eigentlichen Grenzverlauf ausharrten, lagen zunächst keine gesicherten Angaben vor.
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In der Nacht zum Dienstag nahmen griechische Sicherheitskräfte 45 Menschen fest, die illegal von der Türkei über die Grenze gekommen waren, wie der griechische Staatssender ERT berichtete. Im Bild: Flüchtende bei Edirne am 3. März.
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Die Menschen stammten demnach hauptsächlich aus Afghanistan, Pakistan, Marokko und Bangladesch. Darüber hinaus sei die illegale Einreise von mehr als 5'000 Menschen verhindert worden. Im Bild: Griechische Soldaten halten am 3. März Flüchtende beim Dorf Mandra unweit der Grenze auf.
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Flüchtende bei Edirne: Gleichzeitig verschlimmerte sich die humanitäre Lage in Nordsyrien. 950'000 der 3 Millionen Einwohner der Region sind nach Uno-Angaben auf der Flucht.
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Steht die Schweiz in der Pflicht?
Natürlich. Alle EU-Länder und Mitgliedstaaten des Schengen/Dublin-Abkommens stehen jetzt in der Pflicht. Es ist nicht nur die Aufgabe von Griechenland, den Geflüchteten Zugang zu menschenwürdigen Bedingungen zu gewähren. Die Menschen aus Lesbos müssen jetzt grossflächig an verschiedene Länder verteilt werden.
In Zeiten des Coronavirus machen die Länder ihre Grenzen zunehmend dicht oder verschärfen die Kontrollen drastisch.
Das mag sein, aber genau jetzt müssten alle Länder reagieren und den Menschen auf Lesbos helfen. Die Schweiz beispielsweise hat noch viel Platz in Asylzentren. Im Moment steht aber die Bürokratie im Weg.
Inwiefern?
Die Schweiz kann Griechenland Kontingente zur Übernahme der geflüchteten Menschen anbieten. Damit dies aber gut funktioniert, muss es möglichst unbürokratisch und schnell geschehen. Ansonsten hat Griechenland wiederum einen erhöhten administrativen Aufwand – was schlussendlich wieder keine Entlastung bringt.
Macht die Schweiz zu wenig?
Ja, bisher hat sie eigentlich nichts gemacht. Bundesrätin Karin Keller-Sutter wollte unbegleitet Kinder in die Schweiz holen. Das ist meines Wissens bis jetzt nicht geschehen. Nicht nur die Aufnahme von geflüchteten Menschen ist jetzt wichtig: Die Schweiz müsste jetzt ihre diplomatische Gewalt nützen und sich dafür einsetzen, dass die Menschenrechte und Abkommen wie die Genfer Flüchtlingskonvention eingehalten werden.
Hat die Schweiz im Moment nicht genug mit sich selbst zu tun?
Das Coronavirus ist nicht nur medizinisch gefährlich. Es bringt auch den Egoismus mancher Menschen und Länder ans Tageslicht. Man ist momentan um sich selbst und um die eigenen Bürger besorgt. Es wird nicht mehr an Menschen gedacht, die sich ausserhalb der Landesgrenze befinden. Die fehlende Unterstützung für die geflüchteten Menschen in Zeiten des Coronavirus kann zu einer grossen humanitären Katastrophe führen.
Inwiefern?
Wenn das Coronavirus in den Flüchtlingslagern grassiert, wird es nicht mehr aufzuhalten sein. Menschen mit starken Symptomen wie Atembeschwerden kann dort nicht geholfen werden. Ich befürchte eine Tragödie.
Was kann der einzelne Bürger tun, um zu helfen?
Petitionen und Initiativen wie «Leave no one behind» oder «Europe must act» unterstützen. Diese fordern, dass in der Coronakrise niemand zurückgelassen wird. In diesen Zeiten muss an alle Menschen gedacht werden. Dem Virus ist es egal, wer welchen Pass hat.
Wie helfen Freiwillige vor Ort?
In Griechenland wird die Verbreitung des Virus immer stärker. Noch ist die Ansteckungsgefahr aber nicht so hoch wie in der Schweiz. Bereits jetzt wird aber diskutiert, den Flugbetrieb einzustellen. Viele sind verunsichert und kehren nach Hause zurück. Jene, die vor Ort bleiben, versuchen zu tun, was sie noch können beziehungsweise dürfen.
Das von Ihrer Organisation betriebene Flüchtlingsgemeinschaftszentrum ist am 7. März komplett ausgebrannt. Wird es trotz der angespannten Situation auf Lesbos wieder aufgebaut?
Mit angezogener Handbremse. Zum einen wegen des Virus und zum anderen wegen der angespannten Atmosphäre. Wir gehen im Moment vorsichtig vor und haben erst ein lokales Bauunternehmen mit Reparaturarbeiten beauftragt. Wir würden uns aber wünschen, dass durch eine Evakuierung der Geflüchteten ein schneller Wiederaufbau gar nicht nötig würde.
Wissen Sie schon, wer oder was für den Brand verantwortlich ist?
Nein, wir warten den Bericht der Feuerwehr und Polizei ab.
Werden Sie wieder auf Lesbos zurückkehren?
Ja, ganz bestimmt. Im Sommer, wenn ich mein Studium in sozialer Arbeit abgeschlossen habe, werde ich wieder vor Ort sein.
1. Dezember 2019: Ein Patient, der sich später als erster dokumentierter 2019-nCov-Fall erweisen soll, wird von Medizinern in Wuhan, China, untersucht.
Bild: Keystone (Symbolbild)
2. Januar 2020: Es wird bestätigt, dass 41 der Krankenhauspatienten in Wuhan, China, unter dem 2019-nCoV leide. 27 Patienten waren direkt dem Huanan Seafood Wholesale Market ausgesetzt.
Bild: Keystone
9. Januar.: Die Weltgesundheitsorganisation WHO bestätigt, dass das neuartige Coronavirus von einer Person erfolgreich isoliert werden konnte.
Bild: WHO/www.who.int
20. Januar: Sprunghafter Anstieg der neuartigen Lungenkrankheit: Die Krankheit hat sich erstmals auch ausserhalb China verbreitet. Drei Menschen sind daran bereits gestorben. Auch Südkorea meldet den ersten Fall.
Bild: Keystone/EPA/EPA/Stringer China Out
31. Januar: Zehn Schweizer möchten China verlassen. Das BAG informiert über den «logistisch herausfordernden» Rückflug der Schweizer aus Wuhan.
Bild: Keystone
7. Februar: Der Arzt Li Wenliang stirbt. Er war bekannt, weil er offenbar schon am 30. Dezember vor der neuen Coronavirusvariante (Rückkehr von SARS) gewarnt hatte.
Bild: dpa/SDA
21. Februar: Italien bestätigt 17 Fälle, womit sich die Gesamtzahl Infizierter auf 20 erhöht. Die Behörden meldet auch den ersten Todesfall, ein 78-jähriger Mann stirbt an Covid-19.
Bild: Keystone
25.Februar: «Es war nur eine Frage der Zeit, jetzt ist es so weit»: Ein 70-jähriger Mann aus dem Tessin ist positiv auf das neue Coronavirus getestet worden, wie die Behörden informieren.
Bild: Keystone/Bluewin
28. Februar: Bundesrat untersagt alle Grossanlässe: Der Bundesrat verbietet wegen des grassierenden Coronavirus alle öffentlichen Grossveranstaltungen mit mehr als tausend Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Das Verbot gilt laut dem Departement des Innern bis zum 15. März und wurde aufgrund der besonderen Lage verhängt.
Bild: Keystone
29. Februar: Erster Covid-19-Toter in den USA. US-Vizepräsident Mike Pence leitet den dortigen Krisenstab.
Bild: Screenshot Bluewin
1. März: Die Session der eidgenössischen Räte geht mit einigen Einschränkungen los. Nationalratspräsidentin Isabelle Moret (FDP/VD, rechts) verbietet den Ratsmitgliedern, darunter Magdalena Martullo-Blocher (SVP/GR, links) das Tragen von Masken.
Bild: Keystone/Alessandro Della Bella
5. März: Der erste Coronavirus-Todesfall in der Schweiz: Eine 74-jährige Frau, die im Universitätsspital Lausanne behandelt wurde, verstirbt. Sie litt an einer chronischen Krankheit.
Bild: Keystone/Laurent Gilliéron
8. März: Um die Verbreitung des Virus einzudämmen, erlässt Italien beispiellose Massnahmen. Im Norden des Landes gilt vorerst bis April ein grundsätzliches Ein- und Ausreiseverbot. Betroffen ist auch die Wirtschaftsmetropolen Mailand (im Bild der Hauptbahnhof der Stadt).
Bild: EPA/Mourad Balti Touati
9. März: Die Börsen befinden sich weltweit im Sinkflug, in New York wurde gar der Handel ausgesetzt. Es entstehen Verluste in Milliardenhöhe.
Bild: Keystone
11. März: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Verbreitung des Coronavirus als Pandemie eingestuft. Angesichts der weltweiten Ausbreitung des Erregers sei er «tief besorgt» über das «alarmierende Niveau der Untätigkeit» im Kampf gegen das Virus, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus in Genf.
Bild: Keystone
13. März: Die UEFA hat den Spielbetrieb in der Champions League und in der Europa League wegen der Coronavirus-Krise vorerst ausgesetzt. Sämtliche Partien der nächsten Woche wurden abgesagt, wie die UEFA mitteilte.
13. März: Der Bundesrat verschärft die Massnahmen im Kampf gegen das Coronavirus deutlich. Neu sind Veranstaltungen mit mehr als 100 Teilnehmenden verboten, zudem wird in allen Schulen der Präsenzunterricht vorerst bis Anfang April gestoppt.
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15. März: Die eidgenössischen Räte brechen ihre Frühjahrssession angesichts der schnellen Ausbreitung des Virus ab.
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17. März: Nachdem der Bundesrat die Situation in der Schweiz tags zuvor als «ausserordentliche Lage» einstuft, befindet sich die Schweiz ab 0 Uhr praktisch im Ausnahmezustand. Läden, Restaurants, Bars, Unterhaltungs- und Freizeitbetriebe werden bis zum 19. April geschlossen. Ausgenommen die Gesundheitseinrichtungen und die Lebensmittelläden. Öffentliche und private Veranstaltungen sind verboten.
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An den Schweizer Grenzen zu Deutschland, Österreich und Frankreich gibt es seit 17. März wieder Kontrollen. An den Grenzen zu Italien wurden solche bereits am Freitag, 13. März eingeführt. Auch die EU macht die Aussengrenze dicht.
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18. März: Die Abstimmung über die Zuwanderungsinitiative ist wegen der Coronavirus-Pandemie verschoben worden. Der Bundesrat hat beschlossen, auf die Durchführung der für den 17. Mai geplanten eidgenössischen Volksabstimmungen zu verzichten. (Symbolbild)
Bild: KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT
19. März: Italien hat im Zuge der Coronavirus-Pandemie mehr Todesfälle als China gemeldet und ist damit das Land auf der Welt mit den meisten offiziell gemeldeten Toten. Bisher seien 3'405 Menschen gestorben, teilte der italienische Zivilschutz am Donnerstag in Rom mit. Die Zahl der Toten in Italien stieg innerhalb eines Tages um 427.
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20. März: Im öffentlichen Raum – also etwa auf der Strasse, am Seeufer oder in Parks – sind neu jegliche Menschenansammlungen von mehr als fünf Personen verboten. Bei Nichtbeachtung dieser Regelung hat man mit Ordnungsbussen zu rechnen.
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22. März: Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel muss sich in der Corona-Krise selbst in häusliche Quarantäne begeben. Sie hatte Kontakt zu einem infizierten Arzt.
Bild: KEYSTONE/DPA/Michael Kappeler
23. März: Mehr als 15'000 Tote und immer striktere Ausgangsbeschränkungen für rund 1,7 Milliarden Menschen rund um den Globus – weltweit breitet sich angesichts der Coronavirus-Pandemie zunehmend ein Gefühl von Panik aus. Mehr als 50 Länder und Gebiete schränken deshalb die Bewegungsfreiheit ihrer Bürger ein.
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24. März: Die Olympischen Spiele in Tokio werden wegen der Corona-Pandemie ins Jahr 2021 verschoben. Darauf einigten sich das Internationale Olympische Komitee und die japanischen Gastgeber am Dienstag, wie das IOC mitteilte.
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25. März: Als zweites Land in Europa meldet Spanien mit 3'434 Fällen mehr Tote als in China erfasst wurden. Der US-Senat beschliesst ein Konjunkturpaket in Billionenhöhe, um die wirtschaftlichen Folgen der Krise zu mindern.
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29. März: Mit über 140'000 sind in den USA jetzt mehr Infektionen bekannt als in jedem anderen Land der Welt offiziell erfasst wurden.
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5. April: Queen Elizabeth II. hat in einer Fernsehansprache ihr Volk zum Durchhalten und zu eiserner Disziplin in der Coronavirus-Pandemie aufgerufen. Abgesehen von den Weihnachtsansprachen war es erst die vierte solche Rede der seit 1952 amtierenden Königin.
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7. April: Der britische Premierminister Boris Johnson wird wegen seiner Covid-19-Erkrankung jetzt auf der Intensivstation eines Londoner Krankenhauses behandelt.
Bild: KEYSTONE/AP/Andrew Parsons10 Downing Street
8. April: In der Schweiz werden die Massnahmen gegen die Pandemie um eine Woche verlängert und dauern nun bis 26. April. Für die Zeit danach stellt der Bundesrat (im Bild: Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga, Gesundheitsminister Alain Berset) erste Lockerungen in Aussicht.
Bild: KEYSTONE/PETER KLAUNZER
9. April: Die Zahl der weltweit nachgewiesenen Sars-CoV-2-Fälle hat die Marke von 1,5 Millionen überschritten. Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet wegen der Coronavirus-Pandemie mit den schlimmsten wirtschaftlichen Auswirkungen seit der Weltwirtschaftskrise 1929.
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12. April: Der britische Premier Boris Johnson ist aus dem Spital entlassen worden. «Ich habe heute das Krankenhaus nach einer Woche verlassen», berichtete er in einer über Twitter verbreiteten Videobotschaft. Der staatliche Gesundheitsdienst NHS (National Health Service) habe sein Leben gerettet.
Bild: Keystone/Pippa Fowles/10 Downing Street via AP
14. April: Österreich wagt den ersten Schritt zurück in die Normalität. Kleinere Geschäfte und Baumärkte dürfen wieder öffnen, Kunden müssen allerdings einen Mund-Nasen-Schutz tragen.
Bild: Keystone/epa/Christian Bruna
15. April: US-Präsident Donald Trump stoppt die Beitragszahlungen für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und wirft ihr «schlechte Handhabung und Vertuschung» vor.
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16. April: Einen Monat nach Ausrufen der ausserordentlichen Lage stellt der Bundesrat erste Lockerung des Lockdowns vor. Ab 27. April dürfen Spitäler wieder sämtliche Eingriffe vornehmen, Coiffeure, Baumärkte, Gartencenter, Blumenläden und Gärtnereien öffnen unter Hygieneauflagen wieder.
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17. April: Die chinesische Stadt Wuhan korrigiert die Zahl der Corona-Toten überraschend um rund 50 Prozent nach oben. Demnach sind in der zentralchinesischen Metropole, in der die Pandemie ihren Ausgang genommen hatte, weitere 1'290 Menschen an Covid-19 gestorben. Die Gesamtzahl der Toten in Wuhan erhöht sich auf 3'896 Tote.
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18. April: Laut Experten dürften Ferien im Ausland in diesem Jahr kaum möglich sein. Christian Laesser, Professor für Tourismus an der Universität St. Gallen, geht davon aus, dass es noch bis 2021 Einschränkungen bei Auslandsreisen geben werde.
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19. April: Das Institut für Virologie in Wuhan wehrt sich gegen US-Vorwürfe, Schuld an der Coronavirus-Pandemie zu sein. Die US-Geheimdienste hegen den Verdacht, dass das Viruds nicht von einem Wildtiermarkt in Wuhan auf den Menschen überging, sondern aus einem ausserhalb der Millionen-Metropole gelegenen Bio-Labor stammt.
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21. April: Nun fällt auch das Münchner Oktoberfest der Coronapandemie zum Opfer: Das grösste Volksfest der Welt wird in diesem Jahr abgesagt.
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22. April: Neu empfiehlt das BAG Tests für alle Patienten mit Symptomen von Covid-19. Bisher wurden nur Menschen mit Vorerkrankungen und Spitalpatienten getestet sowie Gesundheitspersonal. Die erweiterten Kriterien seien Teil einer neuen Teststrategie während der schrittweisen Öffnung des Lockdowns ab dem 27. April.
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23. April: Die Coronakrise brockt der Schweiz den stärksten Einbruch der Wirtschaftsaktivität seit 1975 ein. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) rechnet mit einem Absturz des Bruttoinlandproduktes (BIP) im laufenden Jahr um 6,7 Prozent, wie es mitteilt. Das wäre der stärkste Rückgang seit der Ölkrise 1975.
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24. April: US-Präsident Donald Trump ermuntert Forscher bei einer Pressekonferenz im Weissen Haus unter anderem dazu, im Kampf gegen das Coronavirus Möglichkeiten zu prüfen, Menschen direkt Desinfektionsmittel zu spritzen.
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27. April: Bereits wenige Minuten nach der ersten Wiedereröffnung nach dem Lockdown haben sich vor einigen Baumärkten in der Schweiz lange Schlangen gebildet. In Niederwangen BE musste der Zugang mit Autos zur Bauhaus-Filiale kurz nach sieben Uhr wieder gesperrt werden.
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28. April: Dass die Coronakrise die Steuerzahler noch jahrelang belasten wird, liegt fast schon auf der Hand. Für dieses Jahr rechnet Finanzminister Ueli Maurer mit einem ausserordentlichen Defizit von bis zu 55 Milliarden Franken.
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29. April: Der Bundesrat lockert im Sport die Massnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Ab 11. Mai 2020 sind – unter Voraussetzungen wie Schutzkonzepte und Hygienevorschriften – wieder Trainings möglich. Vorgesehen ist ausserdem, in den Profiligen den Spielbetrieb unter Ausschluss der Öffentlichkeit ab 8. Juni 2020 zuzulassen.
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2. Mai: Die USA erlauben den begrenzten Einsatz des Ebola-Wirkstoffs Remdesivir bei Covid-19-Patienten in Spitälern. Die Ausnahmegenehmigung sei angesichts der Coronavirus-Pandemie «in Lichtgeschwindigkeit» zustande gekommen.
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4. Mai: Die Eidgenössischen Räte beginnen die ausserordentliche Session: Sie findet aus Platzgründen auf dem Berner Messegelände statt, um die vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) verordneten Abstand- und Hygieneregeln einzuhalten. Der Nationalrat genehmigte am ersten Tag Kredite im Umfang von rund 57 Milliarden Franken
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4. Mai: Eine globale Allianz gegen das Coronavirus hat 7,4 Milliarden Euro (rund 7,8 Milliarden Franken) für die Suche nach Impfstoffen und Medikamenten gesammelt. Die Schweiz stellte laut Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga einen Beitrag von total 400 Millionen Franken in Aussicht.
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5. Mai: Ab dem 11. Mai – und damit deutlich früher als ursprünglich geplant – können Beizen wieder öffnen. Doch müssen Schweizer Wirte und Gastrounternehmer ein striktes Schutzkonzept umsetzen und zum Beispiel sicherstellen, die Kontaktdaten der Gäste aufnehmen zu können
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7. Mai: Der Schweizer Arbeitsmarkt hat im April die Folgen der Coronakrise zu spüren bekommen. Die Arbeitslosenquote stieg auf 3,3 Prozent, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) mitteilte.Der Bund erwartet im Jahresverlauf sogar bis zu fünf Prozent.
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7. Mai: Die Stimmung in der Bevölkerung kippt offenbar nach sieben Wochen Corona-Notrechtsregierung durch den Bundesrat: Nur noch 15 Prozent der im Auftrag der SRG Befragten bezeichneten sie als gut, und die wirtschaftliche Lage beurteilten erstmals mehr als die Hälfte (57 Prozent) als schlecht bis sehr schlecht.
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11. Mai: In der Schweiz öffnen Restaurant und alle Geschäfte wieder – allerdings mit Einschränkungen. So dürfen maximal vier Personen oder eine Familie an einem Tisch sitzen, zwischen den einzelnen Gruppen muss ein Mindestabstand eingehalten werden. Manche Gastronomen behelfen sich mit Trennscheiben aus Plexiglas.
Bundesrat verteidigt sein Vorgehen gegen Indiskretionen
Der Bundesrat tut laut seiner parlamentarischen Aufsicht zu wenig gegen Indiskretionen. Die Landesregierung widerspricht nun: Sie habe bereits viele Massnahmen ergriffen, um dem Problem entgegenzuwirken. Trotzdem sollen noch weitere Schritte folgen. Nach den zahlreichen Indiskretionen im Zusammenhang mit Covid-19-Geschäften hatten die Geschäftsprüfungskommissionen von National- und Ständerat (GPK) das Thema aufgegriffen. Sie kamen in ihrem Mitte November veröffentlichten Bericht zum Schluss, dass die Corona-Leaks nicht direkt dem damaligen Gesundheitsminister Alain Berset angelastet werden könnten. Jedoch habe er wie alle anderen Bundesratsmitglieder zu wenig gegen Indiskretionen unternommen. Am Mittwoch nahm der Bundesrat nun erstmals Stellung dazu. Demnach hat er bereits verschiedene Massnahmen gegen Indiskretionen ergriffen. Beispielsweise habe er die Bundeskanzlei beauftragt, bei Indiskretionen zu Bundesratsgeschäften konsequent Strafanzeigen bei der Bundesanwaltschaft einzureichen.
24.01.2024
PISA-Studie: Corona-Pandemie hatte kaum Auswirkungen auf Schul-Kompetenzen
Top in Mathematik, aber eine besorgniserregende Leseschwäche. Das sind die Ergebnisse der Pisa-Studie 2022. Ein Viertel der untersuchten Schweizer Jugendlichen im Alter von 15 Jahren würden die Mindestkompetenzen im Lesen nicht erreichen.
Neben den drei Kompetenzbereichen Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften hat sich die Pisa-Studie auch anderen Themen gewidmet. Die Schülerinnen und Schüler wurden zum Beispiel auch über Themen wie Mobbing oder die Corona-Pandemie-bedingten Schulschliessungen befragt.
05.12.2023
Linda Nartey: «Man hatte das Gefühl, Wissenschaft und Behörden sprechen nicht miteinander»
Wissenschaft und Politik haben während der Corona-Pandemie nicht ausreichend zusammengearbeitet. Dieses Fazit zogen Forscherinnen und Forscher im Synthesebericht zum Nationalen Forschungsprogramm «Covid-19» (NFP 78). Die Zusammenarbeit soll nun gestärkt werden.
14.11.2023
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