Die Europäische Zentralbank (EZB) reagiert auf die abflauende Inflation im Euroraum. Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagenzins, den Banken erhalten, wenn sie überschüssiges Geld bei der Notenbank parken, sinkt um 0,25 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent.
Mit welchen Auswirkungen musst du rechnen? blue News erklärt dir die Konsequenzen.
Was passiert, wenn der Leitzins fällt?
Ein tieferer Leitzins bedeutet grundsätzlich, dass Geld günstiger wird. Der Leitzins bestimmt nämlich, wie teuer es für die Banken ist, sich bei der Zentralbank Geld zu leihen. Bei einem tiefen Leitzins können die Banken ihren Kund*innen dementsprechend auch bessere Kreditzinsen anbieten. Bei einem hohen Leitzins steigen hingegen die Kreditzinsen.
Auf die gesamte Wirtschaft gesehen fördert ein tiefer Leitzins die Konsum- und Investitionsbereitschaft. Die wachsende Nachfrage nach Geld fördert das Wirtschaftswachstum und den Aktienmarkt. Kurz: Die Wirtschaft wird angekurbelt. Die Zinsen auf Sparguthaben sinken hingegen.
Reagiert nach der EZB jetzt die SNB?
Davon gehen zahlreiche Experten aus. Karsten Junius, Chefökonom bei der Bank J. Safra Sarasin, sagt gegenüber «Cash.ch», er gehe von mindestens zwei weiteren Leitzinssenkungen bis im kommenden Sommer aus. Das Niveau dürfte dann von 1,25 auf nur noch 0,5 Prozent sinken.
Damit wird auch die Wirtschaft angekurbelt, sagt Junius. «Niedrige Zinsen sind gut für die Wirtschaft.»
Gehen jetzt die Mieten runter?
Die Mieten orientieren sich nicht direkt am Leitzins der Schweizerischen Nationalbank oder der Europäischen Zentralbank, sondern am hypothekarischen Referenzzinssatz. Der Referenzzinssatz ist ein Durchschnitt aller Zinsen, die auf Hypotheken bezahlt werden. Deshalb ist er träge. Es braucht Zeit, bis er steigt oder sinkt. Zuletzt gab es zwei Erhöhungen dieses Zinssatzes, was zur Folge hatte, dass die Mieten schweizweit gestiegen sind.
Nun aber steht der Referenzzinsatz still – und dürfte schon bald wieder sinken. Laut Karsten Junius könnte das schon in den kommenden Monaten der Fall sein. Wichtig ist: Sobald der Referenzzinssatz sinkt, kann bei der Vermietung eine Reduktion der Miete eingefordert werden.
Was bedeutet das für die Lebensmittel-Preise?
Die Preise von Lebensmitteln und anderen Produkten orientieren sich an der Inflation. Diese ist in der Schweiz aktuell rückläufig, was bedeutet, dass die Preise sinken oder nicht mehr so stark ansteigen.
Die Teuerung könnte in den kommenden Monaten weiter abnehmen. Die Zentralbanken beobachten die Lage genau. Im Ausland könnten Güter aber billiger werden. Für Einkaufstouristen, die von der Schweiz nach Deutschland einkaufen gehen, dürften also die Konditionen wieder besser sein.
Werden Ferien billiger?
Das könnte tatsächlich sein. Wenn die EZB die Leitzinsen senkt, dann wird der Euro geschwächt und der Franken gestärkt. Damit werden Produkte und Dienstleistungen im Ausland vergleichsweise billiger. Unklar ist, wie lange dem so bleibt oder ob die SNB bald nachzieht und den Effekt so zunichte macht.
Gibt's mehr aufs Sparbüechli?
Nein. Je tiefer der Leitzins, desto weniger lohnt sich das Sparen. Wenn die SNB oder die EZB den Leitzins nach unten korrigiert, senken die Banken tendenziell auch die Zinsen auf Sparguthaben.