Spannende TechnologieWarum Greta Thunberg ein Zürcher Startup besucht
tafi
11.3.2020
Kurzbesuch im Zürcher Oberland: Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg schaute sich das Startup Climeworks genauer an. Dort wird CO2 in Stein gespeichert.
Eine findige Idee: Das Zürcher Startup Climeworks filtert CO2 aus der Umgebungsluft und speichert es dann als Stein dauerhaft unter der Erde. Mit der Technologie lasse sich das Treibhausgas dauerhaft aus der Luft entfernen, beschreibt das Unternehmen, wie es einen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten möchte.
Für das Climeworks-Konzept interessiert sich auch Greta Thunberg: Die 17-jährige Klimaaktivistin hat den Zürchern am Dienstag einen kurzen Besuch abgestattet. Mitgründer Jan Wurzbacher habe der Schwedin die Anlage in Hinwil gezeigt und ihr die Funktionsweise erklärt, wie Communications Manager Louise Charles «Bluewin» auf Anfrage bestätigt.
«Greta hat sich ein Jahr freigenommen von der Schule und schaut sich in der Zeit viele verschiedene Lösungen auf der ganzen Welt an», erklärt Charles. «Gestern war sie bei uns in Hinwil und hat sich unsere Direct Air Capture Anlage angeschaut.» In Hinwil stehen zwei der grössten von insgesamt 14 CO2-Filteranlagen von Climeworks.
«Unsere Technologie ist nicht die eine wahre Lösung des Klimaproblems. Wir verstehen uns eher als Teil eines Portfolios von verschiedenen Ansätzen», erläutert Charles. «Greta fand das sehr spannend und vielversprechend, sie ist grundsätzlich einer Meinung mit uns, dass wir angesichts des Ernstes der Lage alle Lösungen brauchen.»
«Ein wichtiger Teil des Ganzen»
Greta sei bei ihrem Besuch technisch interessiert gewesen, habe sich Hintergründe und Prozesse erläutern lassen. Dabei sei es auch darum gegangen, wie viel Energie die Anlagen benötigen und wie schnell Climeworks ein Scale-up schaffe, sprich die Anlagen in einem grösserem Massstab bereitstellen kann.
Der Klimastreik in Lausanne, der Jugendklimagipfel, das WEF: Greta Thunberg hat die Schweiz in ihrem Kampf gegen den Klimawandel schon häufiger besucht. Die Visite bei Climeworks erfolgte kurzfristig im Rahmen einer BBC-Dokumentation. «Die BBC hat am vergangenen Freitag bei uns angefragt», sagt Charles. Der britische Sender begleitet die Aktivistin für eine mehrteilige TV-Serie, um Einblicke in Thunbergs Leben als «globale Ikone» zu geben.
Das Konzept von Climeworks hat übrigens auch andere prominente Fans. Der Schweizer Slalom-Spezialist David Yule etwa hat die CO2-Emissionen eines Fluges zum Weltcup nach Japan über Climeworks kompensiert und 4,4 Tonnen CO aus der Luft filtern lassen.
Für den Kampf gegen den Klimawandel sind öffentliche Personen wie Greta Thunberg und David Yule sehr wichtig, findet Louise Charles: «Sie sind ein wichtiger Teil des Ganzen, weil sie oftmals eine grosse Zahl Follower haben und es schaffen, in ihren Kanälen die Menschen zu sensibilisieren.»
«Wir haben ambitionierte Ziele», gibt Charles offen zu, hält sie aber auch für realistisch. «Wir haben eine sehr detaillierte Scale-up-Roadmap für die nächsten zehn Jahre und wissen genau, wie wir unsere Technologie verbessern und optimieren können. Momentan filtern wir ein paar tausend Tonnen CO2 aus der Luft – um wirklich klimarelevant zu sein, müssen wir mehrere Millionen schaffen.»
Immer wieder gehen in der Schweiz und auf der ganzen Welt tausende Schüler und Schülerinnen für das Klima auf die Strasse. Aber was passiert da überhaupt mit unserem Klima? Wissen Sie Bescheid?
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In Europa gab es bis vor rund 250 Jahren noch eine kleine Eiszeit. Das Klima hat sich also immer schon gewandelt. Wo liegt das Problem?
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Menschgemachter Klimawandel ist ein Problem, weil er viel schneller passiert als der natürliche. Die Natur kann sich nicht so schnell anpassen. Deswegen kommt es zu immer extremeren Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Stürmen oder Erdrutschen, wie 2017 in Bondo im Tessin.
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Erdöl kommt ja auch aus der Natur. Warum ist es so schädlich für das Klima?
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Durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Erdöl, Stein- und Braunkohle sowie Erdgas werden unnatürlich grosse Mengen CO2 ausgestossen. Zum Vergleich: Alle Vulkane auf der Welt stossen jährlich etwa 200 Millionen Tonnen CO2 aus, während unsere Automobil- und Industrieaktivitäten jedes Jahr weltweit rund 24 Milliarden Tonnen CO2-Emissionen verursachen.
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Und weshalb ist CO2 so gefährlich für das Klima?
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In sehr kleinen Mengen produziert jeder Mensch CO2, wenn er ausatmet. Das Problem ist die Menge. Weil CO2 Wärme speichert, gilt also: Je mehr CO2 in der Atmosphäre, desto wärmer wird es auf der Erde. Solche Gase nennt man auch Treibhausgase.
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Was genau ist der Treibhaus-Effekt?
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Wie die Glasfassade beim Treibhaus lässt die Atmosphäre Sonnenstrahlen hinein, die dann in Wärme umgewandelt werden. Ohne diesen Effekt wäre es -18°C kalt auf der Erde. Prinzipiell braucht es den Treibhauseffekt also. Durch das viele CO2 in der Luft wird dieser Effekt aber zusätzlich verstärkt und es wird zu warm.
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Kann CO2 auch wieder aus der Luft herausgefiltert werden?
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Ja. Das Edelgas ist die «Nahrung» der Bäume. Diese nehmen CO2 auf und wandeln es in Sauerstoff um (Photosynthese). Heute wird aber viel mehr CO2 produziert, als die Bäume der Welt wieder abbauen können. Zudem werden auch immer mehr Wälder abgeholzt.
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Welche anderen wichtigen klimaschädlichen Gase gibt es neben CO2 noch?
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Zum Beispiel Methan (CH4). Es speichert 25 Mal mehr Wärme als CO2 und ist deshalb auch noch gefährlicher. Methan entsteht in grossen Mengen in der Fleischproduktion, nämlich durch die Verdauung der Kühe. Weiter ist Lachgas (N2O) problematisch. Es entsteht in überdüngten Feldern wenn der Stickstoffdünger nicht richtig von den Pflanzen abgebaut wird. Lachgas ist sogar 250 Mal stärker als CO2 in seiner Treibhausgaswirkung!
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Wieviel wärmer ist es schon geworden durch uns Menschen in den letzten 100 Jahren?
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Weltweit ist es durchschnittlich bereits 0.9°C wärmer geworden. In der Schweiz sogar ganze 1.4°C. Das ist so warm, dass wir unsere Gletscher mit Vlies abdecken müssen, damit sie etwas weniger schnell dahinschmelzen.
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