Gipfel der SicherheitVon Agenten und kleinen Fischen
Von Philipp Dahm, Genf
16.6.2021
Die Präsidentenkonvois: Welcher ist wohl länger?
16.06.2021
Die Welt schaut nach Genf, und auch die Security guckt ganz genau hin: Was den Sicherheitsaufwand des Gipfels betrifft, ist alleine schon das Offensichtliche beeindruckend.
Von Philipp Dahm, Genf
16.06.2021, 14:55
16.06.2021, 15:16
Von Philipp Dahm, Genf
Als ich gestern am späten Abend noch auf der Terrasse unseres Hotels sitze, schnappe ich etwas von der Konversation meines Nachbartisches auf. Dort sitzen mehrere Schweizer, die sich mal auf Deutsch und mal auf Französisch unterhalten.
Eine Frau erzählt. Die Stadt sei ja voller Agenten, behauptet sie. Ich grinse in mich hinein, denn zumindest Kollege Gil Bieler und ich haben davon bei unserer gestrigen Pirsch nur wenig gemerkt. Viele Uniformierte? Ja. Aber getarnte Schlapphüte? Haben wir zumindest nicht gesehen – und hätten wir es doch getan, wären jene ja auch nicht getarnt.
Wie dem auch sei: Heute sieht die Welt – in Genf – ganz anders aus. Der Aufwand, den Polizei und Behörden betreiben, ist enorm. Es dauert eine Weile, bis Bieler und ich uns bis zum Medienzentrum vorgekämpft haben, das gleich vor der Villa La Grange platziert ist.
Hechte im Karpfenteich
Wenn der Konvoi von Wladimir Putin passiert, lässt einen das nicht kalt. Nicht etwa wegen der Fanboys und -girls mit der russischen Fahne vis-a-vis von uns, sondern wegen der Entourage des russischen Präsidenten: Der Anblick des schwarzen Vans, aus dem wuchtige Männer in schwarzen Anzügen durch ihre Sonnenbrillen starren, ist beeindruckend.
Der Moment macht einem klar, dass da gerade ein ganz Mächtiger vorbeirauscht. Und spätestens wenn der Van mit dem Counter Assault Team mit schwer bewaffneten Soldaten vorbeikommt, fühlt man sich wie ein kleiner, kleiner Fisch. Wie ein Zaungast, während drüben im La Grange die beiden Hechte aufeinanderstossen, die den Karpfenteich beherrschen.
So heiss ist Genf auf den Gipfel
Genf ist bereit für den Gipfel: Eine kleine Armee aus Polizisten und Soldaten hat den UN-Sitz abgesichert – beobachtet von einem wahren Heer von Journalisten. Darunter auch zwei «Spitzel» von »blue News«.
15.06.2021
Und was ist mit den Geheimagenten? Die geben sich uns auch heute nicht zu erkennen. Eine Szene an der Absperrung vor dem Gipfel-Austragungsort hat uns allerdings verdutzt: Da kommen drei Personen auf Töfflis auf der abgesperrten Strasse zum Park herangefahren.
00-Töffli
An der Barrikade zeigen sie Ausweise vor, die von den Polizisten kurz via Handy überprüft werden. Die drei sprechen Französisch, sind legère gekleidet. Der Mann hat eine Tasche um den Bauch geschnallt, die beiden Frauen tragen weite, bequeme Kleidung. Eine von ihnen fasst in ihre Jackentasche und tastet nach etwas.
Als sie kurz darauf grünes Licht bekommen und die Absperrung Richtung Park hinter sich lassen, schauen Bieler und ich uns fragend an: «Was war das denn?» Agenten auf Töfflis? Gibt es das?
Vielleicht ja, vielleicht nein. Wer weiss das schon? Der Kollege und ich jedenfalls nicht. Wir sind ja auch bloss kleine Fische!