Erste AbstimmungsumfrageVaterschaftsurlaub kommt bei Frauen besser an als bei Männern
Von Julia Käser
6.8.2020
Kampfjets, Begrenzungsinitiative und Weiteres: Gleich über fünf Vorlagen muss das Schweizer Stimmvolk am 27. September befinden. Eine Umfrage zeigt, welche bei den «Bluewin»-Leserinnen und -Lesern durchfallen – und welche nicht.
Fünf Vorlagen kommen am 27. an die Urne – eine Monsterabstimmung. Nebst dem zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub sowie dem Kauf neuer Kampfjets werden die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger auch über die Begrenzungsinitiative, das Jagdgesetz sowie Steuerabzüge für Kinder entscheiden.
Eine Abstimmungsumfrage, die Politikwissenschaftler der Universität Zürich unter anderem in Zusammenarbeit mit «Bluewin» durchgeführt haben, liefert ein erstes – wenn auch nicht repräsentatives – Stimmungsbild im Hinblick auf Ausgang des Urnengangs in eineinhalb Monaten. (siehe Box)
Vaterschaftsurlaub
Ginge es nach den knapp 5'500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, würde ein zweiwöchiger Vaterschaftsurlaub in der Schweiz eingeführt. Vor allem Befragte, die sich links verorten im politischen Spektrum, befürworten das Anliegen. Insgesamt sind 33,1 Prozent der Umfrageteilnehmenden bestimmt und 23,3 Prozent eher für den bezahlten Vaterschaftsurlaub von zwei Wochen. 31,3 Prozent sprechen sich entschlossen oder tendenziell dagegen aus.
Das Anliegen findet vor allem bei befragten Personen unter 40 Jahren Unterstützung. Auch ein Geschlechterunterschied lässt sich feststellen: Über alle Altersstufen hinweg befürworten Frauen einen Vaterschaftsurlaub eher als Männer. Diese Differenz lässt sich mit grosser Wahrscheinlichkeit darauf zurückführen, dass Frauen sozialpolitisch in der Regel linker eingestellt sind als Männer.
Begrenzungsinitiative
Bei der bereits heiss umkämpften Begrenzungsinitiative der SVP sind die Fronten gemäss der Umfrage verhärtet. Von Teilnehmenden, die sich als politisch links einstufen, wird die Vorlage äusserst klar abgelehnt, während sie bei Personen, die sich am anderen Ende des politischen Spektrums verorten, auf Zustimmung stösst. Ginge es nach den Befragten, würde die Vorlage an der Urne insgesamt aber bachab gehen.
Kampfjets
Bei der Beschaffung neuer Kampfjets sind die Fronten ähnlich verhärtet. Bei Teilnehmenden aus dem linken Lager fällt sie klar durch. Anders im rechten Lager: Dort sind 32 Prozent der Befragten eindeutig für den Kauf neuer Kampfflugzeuge, 17,8 Prozent geben an, das Anliegen tendenziell zu unterstützen.
Jagdgesetz
Ebenfalls zur Abstimmung kommt am 27. September das Referendum gegen das neue Jagdgesetz. Es sieht vor, den Schutz der Wölfe und anderer geschützter Tierarten in der Schweiz zu lockern, was von Umweltverbänden und Tierschützern bekämpft wird. Ein erheblicher Teil der Befragten scheint hier noch keine klare Meinung zu haben – das zumindest geht aus ihren Umfrageantworten hervor. So geben 20 Prozent an, sich noch nicht für ein Ja oder Nein entschieden zu haben.
Wegen der hohen Anzahl unentschlossener Personen ist eine Aussage zu einer Stimmtendenz schwierig. Interessant ist der Unterschied zwischen den Bergkantonen Wallis und Graubünden verglichen mit dem Rest der Schweiz. Bündnerinnen und Walliser befürworten die Vorlage deutlich häufiger als der Rest.
Steuerabzüge für Kinder
Bei den Befragten fallen die Steuerabzüge für Kinder relativ eindeutig durch. Insgesamt 35,3 Prozent zählen sich zu den Befürworterinnen und Befürwortern dieser Vorlage. 58,8 Prozent sind dagegen – alle anderen haben sich noch nicht festgelegt.
Auffallend ist hier vor allem, dass es beim höheren Kinderabzug Differenzen gibt zwischen den Stimmabsichten und der ideologischen Selbstverortung der befragten Personen. Die bürgerlichen Parteien befürworten die Vorlage – anders als die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Umfrage, die sich zum rechten Lager zählen. Während linke Parteien und vor allem die SP die Steuerabzüge für Kinder vehement bekämpfen, stellt sich ihre Wählerschaft weniger geschlossen dagegen.
Zur Methode
Die Umfrage wurde zwischen dem 7. und 13. Juli 2020 unter Leserinnen und Lesern von «Bluewin» und «Bieler Tagblatt» durchgeführt und am Institut für Politikwissenschaft durch Professor Oliver Strijbis und Maxime Walder ausgewertet. Sie ist zwar nicht repräsentativ, die Antworten wurden aber nach demografischen und politischen Merkmalen der Befragten gewichtet. Insgesamt haben 6'654 Personen teilgenommen, wovon die Antworten von 5'495 Personen ausgewertet werden konnten. Darunter waren 4'671 Leserinnen und Leser von «Bluewin».