Corona-Lage in der Schweiz «Leider geht die Entwicklung nicht in die gewünschte Richtung»

lmy/uri

17.8.2021

Patrick Mathys (zweiter von rechts, vorne) stellt die neue Informationskampagne des BAG vor.
Patrick Mathys (zweiter von rechts, vorne) stellt die neue Informationskampagne des BAG vor.
KEYSTONE

Die Experten von Bund und Taskforce haben über die Corona-Lage in der Schweiz informiert. Die steigenden Zahlen könnten auf eine vierte Welle hindeuten.

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Die wichtigsten Punkte aus der Medienkonferenz:

  • «Leider geht die Entwicklung nicht in die Richtung, die wir uns gewünscht haben», sagt Patrick Mathys vom BAG.
  • Die Spitaleinweisungen haben sich seit Anfang Juli verzehnfacht, die Zahl der Corona-Patienten in Intensivbetten hat sich vervierfacht. Die Lage ist aber immer noch unbedenklich.
  • In der Normalisierungsphase geht es darum, eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden sowie Kinder unter 12 und Personen mit verringertem Immunschutz zu schützen.
  • Studien zeigen, dass die Impfung deutlich besser vor einer Ansteckung schützt als eine Ansteckung.
  • Ob die Schweiz am Anfang einer vierten Welle steht, lassen die Experten offen – es deute aber einiges darauf hin.
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  • 15.15 Uhr

    Ende der Medienkonferenz

    Es gibt keine weiteren Fragen mehr, die Medienkonferenz ist damit beendet. Wir schliessen unseren Ticker hier ab und bedanken uns für die Aufmerksamkeit.

  • 15.14 Uhr 

    Reicht eine Kampagne, um die Impfbereitschaft zu erhöhen? 

    Mathys sagt, gut informiert zu sein, sei die Grundlage für eine erfolgreiche Impfkampagne. Ob man Druck ausüben wolle, um zu mehr Impfungen zu kommen, sei eine politische Frage.

  • 15.13 Uhr

    Vielleicht der Anfang einer neuen Welle

    Kann man vom Beginn einer vierten Welle sprechen? Und wenn ja, wird sie schlimmer als die vorherigen? Es deute momentan viel darauf hin, dass es weiter nach oben gehe, sagt Patrick Mathys. Das könnte bedeuten, dass man am Anfang einer neuen Welle stehe. Man habe immer noch einen grossen Pool an nicht Immunisierten, weshalb die Welle gross werden könnte. «Darum macht es Sinn, Vorsicht walten zu lassen», schliesst Mathys.

  • 15.08 Uhr 

    Sind Lockdowns wieder möglich? 

    Mathys sagt, keiner wolle Schliessungen und die Massnahmen müssten verhältnismässig sein. Würde man aber in eine Situation kommen, wo man wieder über Triagen nachdenken müsse, etwa wie vor eineinhalb Jahren in Bergamo, dann müsse man auch wieder harte Massnahmen diskutieren. 

  • 15.06 Uhr

    «Gesamtpaket der Massnahmen muss stimmen»

    Soll man die Zertifikatspflicht ausweiten, etwa auf Restaurants oder kleine Veranstaltungen? Könnte man so den Impfanreiz bei Jungen steigern? Jede Massnahme habe Vor- und Nachteile, sagt Stadler. Das Gesamtpaket müsse stimme, und es liege beim Bundesrat zu entscheiden, wie man vorgehen möchte.

  • 15.02 Uhr 

    Wann erreichen die Fallzahlen eine neue Warnschwelle?

    Samia Hurst von der Taskforce sagt, man brauche sechs Wochen für einen vollständigen Impfschutz. Nun müsse man den richtigen Moment identifizieren, ab wann das Gesundheitssystem nicht mehr mitkomme und man dann andere Massnahmen ergreifen müsse. Man müsse die Zahl der Hospitalisierungen deshalb im Auge behalten.

    Mathys ergänzt: «Jetzt ist der Moment, sich impfen zu lassen.» Es seien rasche Wachstumsraten sichtbar. Das Ziel müsse sein, dass sich Unentschlossene bewusst würden, sich nun immunisieren lassen würden. Auch mache es Sinn, die noch bestehenden Massnahmen aufrecht zu erhalten und einzuhalten.

  • 15.01 Uhr

    Keine mRNA-Impfstoffe für Covax

    Dass die Schweiz auch mRNA-Impfstoffe ans Covax-Programm abgebe, sei momentan kein Thema, so Mathys. Man schaue aber, das man nicht zu viele Impfstoffe in der Schweiz habe. Vier Millionen Dosen von Astrazeneca sollen aber wie vorgesehen abgegeben werden.

  • 14.59 Uhr

    Wann kommt die Auffrischung?

    Die Frage der Booster-Impfung sei auch in der Schweiz ein Diskussionsthema, sagt Patrick Mathys vom BAG. Wann und wie die kommen soll, sei noch in Abklärung und völlig offen. Zudem sei es eine Zulassungsfrage. Die Hersteller müssten diese beantragen und Swissmedic müsste das bewilligen. Mindestens mittelfristig würden Booster-Impfungen sicher ein Thema in der Schweiz.

  • 14.57 Uhr 

    Wann kommt es hinsichtlich der Impfquote zu einer Belastungsgrenze der Spitäler? 

    Stadler sagt, bei der Delta-Variante sei es momentan noch schwer, das zu prognostizieren. Im Moment gebe es aber keinen Grund zu meinen, dass sich die Entwicklung verlangsame. 

  • 14.55 Uhr

    Schon lange keine Verlegungen mehr

    Gibt es kantonale Unterschiede in der Auslastung der Spitäler? Einige Kantone hätten weniger Betten und seien darum schneller ausgelastet, bestätigt Mathys. Verlegungen seien grundsätzlich möglich, das sei aber schon lange nicht mehr passiert. Der Austausch finde sowieso immer statt, ergänzt Rudolf Hauri. Ein Problem werde das erst, wenn es nicht anders gehe, wenn die Verlegung erzwungen sei.

  • 14.51 Uhr 

    Ab wann wird es wieder kritisch bei den Intensivbetten?

    Ein Journalist sagt, derzeit seien 11 Prozent der Intensivplätze mit Covid-Patienten belegt und will wissen, ab wann es wieder kritisch wird. Mathys sagt, das Problem seien ja eigentlich nicht die Betten, wie man wisse, sondern die Personaldecke. Im vergangenen Jahr habe man wegen Corona 30'000 Eingriffe verschoben. Wenn man das nicht wolle, solle man derzeit nicht mehr als 300 Intensivbetten durch Corona-Patienten belegen. Das seien etwa ein Drittel der Betten.

  • 14.50 Uhr

    Taskforce will erklären und aufklären

    Die grosse Herausforderung momentan sei, die Krankheitslast nicht zu gross werden zu lassen, sagt Tanja Stadler. Die Impfung sei dabei zentral, nun gelte es vor allem jene Personen zu erreichen, die sich bisher noch nicht impfen lassen.

    Die Aufgabe der Taskforce sei es, nach innen und aussen aufzuzeigen, was die wissenschaftlichen Erkenntnisse seien und zu erklären und aufzuklären. Man wolle der Gesellschaft immer den aktuellsten Wissensstand präsentieren.

  • 14.45 Uhr 

    Die Fragerunde beginnt

    Ein Journalist will von Milo Puhan Informationen zu den Unterschieden hinsichtlich der Impfung und der Erkrankung erfahren. Puhan erklärt, dass es bei Genesenen grosse Unterschiede bei der Zahl von Antikörpern gebe. Das sei bei den Geimpften nicht so. Zudem hätten Impfungen den grossen Vorteil, dass man sie zügig an Varianten anpassen könne.

  • 14.44 Uhr

    Der internationale Aspekt

    Botschafter Manuel Bessler von der DEZA spricht über den internationalen Aspekt der Pandemie. Die Schweiz habe seit Mai in einigen Ländern Covid-Hilfsgüter ausgeliefert, letzte Woche etwa in Vietnam. Man habe die Programme in Partnerländern angepasst und schaue auch die Auswirkungen auf die Wirtschaft an, gerade etwa im informellen Sektor.

  • 14.41 Uhr

    Komplettierung der Impfung

    Wann eine Auffrischung der Impfung erforderlich sei, sei noch offen. Einige Kantone hätten Risikopersonen eine dritte Impfung verabreicht, sagt Hauri. Dies habe aber nichts mit einer Auffrischung zu tun, sondern mit einer Komplettierung der Impfung.

  • 14.39 Uhr

    Backward Tracing liefert gute Erkenntnisse

    Das Contact Tracing laufe weiterhin auf Hochtouren, so Hauri. Oft sei es allerdings nicht so einfach, die Personen auch zu erreichen. Immer wieder sei es auch gelungen, Cluster von Übertragungen zu finden. Mit dem «sehr aufwendigen» Backward Tracing konnten weitere Erkenntnisse gewonnen und Schutzmassnahmen verbessert werden. Die Kantone würden es aber unterschiedlich handhaben, es sei nicht überall gleich sinnvoll.

  • 14.36 Uhr

    Vierte Welle oder Zwischenwelle?

    Der oberste Kantonsarzt Rudolf Hauri sagt, dass die effektive Bedeutung der Zahlen noch offen sei. Man wisse noch nicht, ob man von einer vierten Welle sprechen könne oder nur von einer Zwischenwelle.

    Es sei weiterhin wichtig, dass sich Ferienrückkehrer testen lassen und an Schulen und in Unternehmen repetitive Tests durchgeführt werden. Gerade letztere seien eine wichtige Schutzmassnahme, da sie Virusträger erkennen und ein guter Sensor für das Virusgeschehen sei.

  • 14.29 Uhr

    Impfung schützt besser als Ansteckung

    Die Impfung führt zu einer stärkeren und homogeneren Immunantwort als eine Infektion, führt Puhan weiter aus. Die Bandbreite in der Antikörper-Antwort sei bei einer Ansteckung sehr gross, bei einer Impfung sei sie auf jeden Fall viel höher und konsistenter, gerade auch bei den Varianten. Ausserdem habe man herausgefunden, dass nur ein Teil der Antikörper das Andocken des Virus an die Zellen verhindert.

  • 14.26 Uhr

    Wie viele haben Antikörper gegen Corona?

    Milo Puhan stellt die neuesten Ergebnisse der Studie «Corona Immunitas» vor. Dabei will man herausfinden, wie viele Personen in der Schweiz Antikörper gegen das Virus entwickelt hätten. Die Seroprävalenz habe mit der Impfung stark zugenommen. Vor allem bei den über 65-Jährigen seien die Zahlen eindrücklich, im Tessin liege sie etwa bei 96 Prozent.

    Milo Puhan erläutert die Ergebnisse der Studie «Corona Immunitas»
    Milo Puhan erläutert die Ergebnisse der Studie «Corona Immunitas»
    Screenshot
  • 14.20 Uhr

    Mittelweg finden

    Das Coronavirus stecke auch Kinder an, betont Stadler. Man müsse einen Mittelweg finden zwischen der Last durch eine Infektion und der Last durch Massnahmen. Die Schulen sollen auf jeden Fall offen bleiben können, ohne dass das Virus zirkuliert.

  • 14.17 Uhr

    Ziele in der Normalisierungsphase

    Tanja Stadler hat das Präsidium der Taskforce Anfang Monat von Martin Ackermann übernommen. In der Normalisierungsphase gebe es neue Ziele: Erstens eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden; zweitens Kinder unter 12, die sich noch nicht impfen lassen können, zu schützen; und drittens auch andere Personen schützen, die sich nicht impfen lassen können.

    Die neue Task-Force-Präsidentin Tanja Stadler formuliert neue Ziele in der Normalisierungsphase. 
    Die neue Task-Force-Präsidentin Tanja Stadler formuliert neue Ziele in der Normalisierungsphase. 
    Screenshot
  • 14.13 Uhr

    Neue Kampagne für die Impfung

    Zwei von drei Erwachsenen hätten in der Schweiz eine Impfung erhalten. Wer das noch nicht gemacht habe, für den sei jetzt der richtige Zeitpunkt, um sich impfen zu lassen. So geniesse man bis zu den Herbstferien einen vollen Impfschutz. Das verbreitet das BAG auch mit der neuen Werbekampagne «Nicht verpassen: impfen lassen», die in den kommenden Tagen breit sichtbar sein werde. «Mit der Impfung wird es viel einfacher sein, die Freiheiten des Alltags wieder geniessen zu können», so Mathys.

  • 14.11 Uhr

    Weniger Impfstoff bezogen

    Die Nachfrage nach Impfstoffen sei gesunken. Der Bund habe darum mit Moderna vereinbart, dass im August nur die Hälfte der vereinbarten Menge geliefert werde. Es sei aber genügend Impfstoff verfügbar, betont Mathys. Es gehe darum, dass die Schweiz nicht mehr Impfstoffe im Land habe als sie benötige. So könnten im Sinne der internationalen Zusammenarbeit diese dort eingesetzt werden, wo sie gebraucht werden.

  • 14.09 Uhr

    Impfquote weiter steigern

    Die Zahlen wiesen auf eine akzentuierte Situation hin, die in Bezug auf Auslastung der Intensivbetten und Todesfälle nicht besorgniserregend sei. Es brauche nun aber unbedingt nochmals einen Effort, um die Impfquote zu steigern. Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene und Personen, die bisher gezögert hätten, müsse man nun erreichen.

  • 14.05 Uhr

    Zehnmal so viele Spitaleinweisungen

    Dieses Jahr habe man noch nie so viele Fälle an einem Tag gesehen. Die Fälle betreffen vor allem Junge, aber immer mehr auch ältere Personen sowie Kinder unter 10 Jahren.

    Bei den Spitaleinweisungen sei man immer noch auf einem tiefen Niveau, aber seit Anfang Juli hätten sich diese verzehnfacht. Auch bei Intensivbetten hat sich der Anteil der Covid-Patienten vervierfacht, die Lage sei aber nach wie vor als unbedenklich einzustufen.

  • 14 Uhr

    Die Pressekonferenz beginnt

    Patrick Mathys vom BAG gibt einen kurzen Überblick über die aktuelle Lage in der Schweiz. «Leider geht die Entwicklung nicht in die Richtung, die wir uns gewünscht haben», sagt er. Neuansteckungen und Hospitalisationen gingen wieder nach oben, zum Glück sehe man das nicht bei den Todesfällen.

Die Zahl der Neuansteckungen ist nochmals gestiegen und liegt heute bei 3150. Zudem hat diese Woche in den meisten Kantonen die Schule wieder begonnen. Das Impfen geht weiter, das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat gestern eine neue Werbekampagne dafür gestartet. Wie ist die aktuelle Situation? Wie beurteilen die Experten des Bundes die Vorschläge des Bundesrates für das weitere Vorgehen?

An der zweiwöchentlichen Medienkonferenz nehmen neben Patrick Mathys vom BAG auch Manuel Bessler vom DEZA sowie mit Tanja Stadler und Samia Hurst die Präsidentin und Vizepräsidentin der wissenschaftlichen Taskforce teil. Zudem geben der oberste Kantonsarzt Rudolf Hauri und Biostatistiker und Epidemiologe Milo Puhan Auskunft.

Am Point de Presse nehmen teil:

  • Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit, Bundesamt für Gesundheit (BAG)
  • Manuel Bessler, Stellvertretender Direktor, Delegierter des Bundesrates für humanitäre Hilfe, Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA)
  • Tanja Stadler, Präsidentin wissenschaftliche Taskforce
  • Samia Hurst, Vizepräsidentin wissenschaftliche Taskforce
  • Rudolf Hauri, Kantonsarzt Zug, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte
  • Milo Puhan, Direktor des Instituts für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention, Universität Zürich