«Zu spät, zu unkoordiniert» Taskforce bringt FFP2-Maske im öffentlichen Verkehr ins Spiel

Von Lia Pescatore

29.12.2021

Im Ausland ist das Tragen einer FFP2-Maske im Zug teilweise schon Pflicht. 
Im Ausland ist das Tragen einer FFP2-Maske im Zug teilweise schon Pflicht. 
Keystone/Gian Ehrenzeller

FFP2-Masken im öffentlichen Verkehr – das ergibt Sinn, sagt die Taskforce in ihrem aktuellen Bericht. BAG und Bundesrat wollen davon jedoch nichts wissen. Das ärgert Gesundheitspolitiker.

Von Lia Pescatore

FFP2-Masken bleiben in der Schweiz eine Randerscheinung. Während das Tragen des Maskentyps in Österreich und in Deutschland teilweise schon Pflicht ist, will der Bund von einer Empfehlung nichts wissen.

Auch an der gestrigen Medienkonferenz der BAG-Expert*innen war der Tenor klar: Der grosse Unterschied bezüglich der Schutzwirkung liege nicht zwischen OP-Maske und FFP2-Maske, sondern zwischen «keiner Maske und korrekt getragener Maske», wie es Präsidentin Tanja Stadler ausdrückte.



Wenn jeder und jede die Maske korrekt tragen würde, dort, wo es Sinn mache, «dann hätten wir die Epidemie gut im Griff», so Stadler. Eine FFP2-Maske sei nicht in jeder Situation nötig, aber «situativ bringt sie auf alle Fälle etwas».

FFP2-Maske «in Situationen mit erhöhter Exposition» sinnvoll

Dies tönt vage. Im aktuellen Lagebericht, den die Taskforce ebenfalls gestern veröffentlicht hat, spricht sie aber von konkreten Situationen, in denen das Tragen einer FFP2-Maske sinnvoll sein könnte, wie zum Beispiel im öffentlichen Verkehr sowie auch an öffentlichen Anlässen, an denen sich die Menschen nicht oder nur wenig körperlich betätigen.

Die Atemschutzmasken könnten «in Situationen mit erhöhter Exposition» «einen zusätzlichen Schutz» bieten, begründet die Taskforce ihren Vorschlag. Dabei beruft sie sich auf die Ergebnisse einer Studie eines Göttinger Teams des Max-Planck-Instituts, die aufzeigt, dass der Schutz der FFP2-Maske auch dann noch hoch ausfällt, wenn sie nicht richtig getragen wird.

Die Studie wurde bereits Anfang des Monates publiziert, vonseiten des Bundes bleibt man jedoch bei der Haltung: Eine Empfehlung für den privaten Gebrauch sei nicht angebracht. Das Tragen der Maske sei zu mühsam, das Atmen werde durch sie besonders erschwert, was «regelmässige Pausen, insbesondere bei längerem Tragen, nötig» mache, so das BAG.

Die Masken böten zwar einen besseren Schutz, wären jedoch zu teuer, um sie vorzuschreiben, entgegnete Bundesrat Alain Berset auf eine Frage von Maja Riniker (FDP/AG) während einer Fragerunde in der Wintersession zum Thema.

Gesundheitspolitiker können das Zögern nicht nachvollziehen. «Der Bundesrat soll die Massnahmen empfehlen, die dem Schutz gegen die Virusausbreitung dienen», sagt Ruth Humbel (Mitte/AG). Eine Empfehlung der FFP2-Maske im öffentlichen Verkehr würde ausreichen, «dann kann jeder selbst entscheiden, ob er diese Kosten tragen will oder nicht».

«Die Kommunikation ist spät, unkoordiniert und wenig vorausschauend.»

Ruth Humbel

Nationalrätin (Mitte/AG)

Sie ärgert sich aber vor allem, wie das BAG und der Bundesrat in den vergangenen Wochen kommunizierten. «Die Kommunikation ist spät, unkoordiniert und wenig vorausschauend», so Humbel. Die Absprache zwischen den beratenden Gremien, wie es die Taskforce ist, und dem Bundesrat funktioniere nicht. Dass die Taskforce nun positiv über die Wirkung der FFP2-Maske berichtet, während sich BAG und Bundesrat weiterhin zurückhalten, sei sinnbildlich für die fehlende Koordination.

Für Marcel Dobler (FDP/SG) ist vor allem die Argumentation des Bundesrats unverständlich. «Der Bundesrat ist bereit, pro Test 47 Franken zu zahlen, welcher im Einkauf acht Franken kostet», ein Franken pro Maske für einen besseren Schutz sei hingegen zu teuer. Eine Empfehlung für vulnerable Personen hätte längst erfolgen müssen, dadurch würden auch mehr Menschen für die Thematik sensibilisiert.

Albert Rösti (SVP/BE) hingegen unterstützt die Linie des BAG: Die FFP2-Maske könne man wohl in Spitälern und Heimen sinnvoll einsetzen, im Allgemeinen sei aber die OP-Maske ausreichend. «Man soll die Menschen lieber darauf hinweisen, wie man die Maske richtig trägt», sagt Albert Rösti. 



Eine Diskussion über die FFP2-Maskenpflicht findet auch Marcel Dobler (FDP/SG) verfrüht. Primär müsse eigentlich eine Diskussion über den Einsatz von Stoffmasken stattfinden: «Es wundert mich, dass man nun bereits über eine Pflicht der Atemschutzmasken spricht, während die Diskussion über die Stoffmasken nie stattfand.»