Kommt es zur Kampfwahl? SVP-Präsidentenkür: Haben die Delegierten doch noch die Wahl?

tjb

21.8.2020

Bild: Keystone/Urs Flüeler

Die SVP wählt ihren neuen Parteipräsidenten. Und es gilt als ausgemacht, dass Marco Chiesa auf den Posten gewählt wird – allerdings ist mit Alfred Heer ein Konkurrent offenbar noch nicht aus dem Rennen.

Am Samstag ist es so weit – endlich, dürfte sich Parteipräsident Albert Rösti denken: Die SVP wählt einen neuen Chef. Die Suche nach möglichen Kandidaten hat sich in die Länge gezogen, zudem hat die Corona-Pandemie eine Delegiertenversammlung verunmöglicht.

Etliche Kandidaten tauchten auf und verschwanden wieder von der Liste möglicher Präsidenten. Ende Juli dann der Befreiungsschlag: Die Findungskommission der SVP Schweiz präsentiert Marco Chiesa, der für das Tessin im Ständerat sitzt. Er habe auch bereits seine Stelle gekündigt, damit er die nötige Kapazität hat für das neue Amt.

Heer ist derzeit auf Tauchstation

Chiesa gilt als Kandidat, der nahe an der Linie von SVP-Übervater Christoph Blocher politisiert. Und die Findungskommission, die ihn als neuen Präsidenten vorschlägt, wird von Magdalena Martullo-Blocher gesteuert. Doch eine sichere Sache ist Chiesas Wahl damit möglicherweise trotzdem noch nicht. Denn es gibt immer noch einen zweiten Kandidaten für das Amt des Parteipräsidenten, der noch nicht (ganz) aus dem Rennen ist: Alfred Heer.

Der Zürcher SVP-Nationalrat ist einige Wochen vor dem offiziellen Kandidaten Chiesa von seiner Kantonalpartei portiert worden. Und bis heute hat er seine Kandidatur nicht zurückgezogen. Der «Tages-Anzeiger» berichtet, dass Heer noch diese Woche betont habe, dass er sich noch nicht aus dem Rennen genommen habe – seither sei er aber auf Tauchstation. Auf Nachfrage des «Blick» wollte Heer entsprechende Ambitionen nicht kommentieren – er übte stattdessen Kritik an dem Bericht, da er gar nie angefragt worden sei.

Chancen hängen auch vom Wahlverfahren ab

Und selbst wenn Heer tatsächlich noch antritt, hingen seine Wahlchancen aber auch vom Wahlverfahren ab, vermutet watson.ch. Denn das Präsidium wird bei der SVP traditionell in einer offenen Abstimmung besetzt. Auf einen entsprechenden Antrag hin könnte dies aber auch in geheimer Wahl geschehen. Und dann seien die Wahlchancen des Zürcher Nationalrats deutlich höher, da er bei der Basis auf mehr Rückhalt zählen könne als Chiesa.

So oder so sei es aber gut möglich, dass Heer noch vor der Delegiertenversammlung im aargauischen Brugg-Windisch das Feld räumt, schreibt der «Tages-Anzeiger». Denn in einer offenen Kampfwahl droht Heer eine hohe Niederlage. Und dies, nachdem ihn schon das Vorgehen der Findungskommission vor den Kopf gestossen habe.

Es ist aber auch möglich, dass die Spekulationen noch vor dem Beginn der Wahl ein Ende haben. Denn der Parteivorstand der SVP trifft sich heute noch, um die DV vorzubereiten. Und da sei es gut möglich, dass schon im Vorfeld Klarheit geschaffen werden könnte, mutmasst watson.ch.

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