Milliarden-Sparpotenzial Patienten sollen neu zu Hause statt im Spital gesund werden

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28.5.2024

Lieber im eigenen Heim als im Spital gesund werden? Das Projekt «Hospital at Home» will genau das ermöglichen. (Symbolbild)
Lieber im eigenen Heim als im Spital gesund werden? Das Projekt «Hospital at Home» will genau das ermöglichen. (Symbolbild)
Sebastian Gollnow/dpa

Zu Hause genesen und behandelt werden anstatt im Spital: Möglich macht es das Projekt «Hospital at Home», das nun auch in der Schweiz startet und bis zu drei Milliarden Franken einsparen könnte.

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  • Ein Projekt ermöglicht es Patientinnen und Patienten, zu Hause statt im Spital zu genesen.
  • Das sogenannte «Hospital at Home» ist in den USA und Israel schon länger ein Erfolg und startet nun auch in der Schweiz.
  • Insgesamt sollen die Spitäler dadurch rund drei Milliarden Franken einsparen.

Viele Menschen verbringen nur ungern länger Zeit im Spital. Für Patient*innen mit Erkrankungen, die nur stationär behandelt werden können, führte daran jedoch bislang kaum ein Weg vorbei. Mit dem sogenannten «Hospital at Home» könnte sich dies nun ändern. Das Modell, das in den USA, in Israel und weiteren Ländern schon etabliert ist und eine Genesung in den eigenen vier Wänden ermöglicht, startet in der Schweiz nun auch mit längerfristiger Finanzierung, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet.

Noch konzentriert sich die innovative Behandlung hierzulande auf Zürich: Bereits im Herbst 2021 hatte man im Spital Zollikerberg ein entsprechendes Pilotprojekt ins Leben gerufen, bei dem Patient*innen in einem Radius von fünf Kilometern ums Spital betreut wurden. Seit letztem Sommer werden auch rund 100 Patient*innen der Hirslanden-Klinik zu Hause untersucht und behandelt. Hier wurde der Betreuungsradius erweitert: Wer bis zu 30 Minuten mit dem Auto von der Klinik entfernt wohnt, kann zu Hause gesund werden.

Subventionen für drei Jahre

Der Chefarzt des Hirslanden-Notfallzentrums, Abraham Licht, ist es auch, der die AG «Hospital at Home» ins Leben gerufen hat und als Schweizer Pionier auf dem Gebiet gilt. Seit elf Jahren widmet er sich der Behandlung von Patient*innen im eigenen Zuhause, verfasste ein Konzept und stellte diese insgesamt fünfmal bei der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich. Nun hat man dort entschieden, dass «Hospital at Home» für die nächsten drei Jahre subventioniert wird. Nicht nur das: In Kontakt ist Licht zudem mit Krankenkassen wie CSS Zürich, Sanitas und Swica.

Geeignet ist das «Spital zu Hause» insbesondere für diejenigen, die noch mobil sind und einfache Tätigkeiten wie Aufstehen oder Kochen selbstständig ausführen können. Ein tägliches Betreuungsprogramm durch Ärzte, Pflegekräfte, die Spitex und technische Geräte stellt sicher, dass die Patienten die notwendige medizinische Versorgung erhalten. 

Studien zeigen, dass Patienten zu Hause besser genesen und weniger Komplikationen wie Verwirrungszustände oder Infektionen mit Krankenhauskeimen erleiden. Besonders ältere Menschen könnten vom «Hospital at Home» profitieren, wie Licht gegenüber dem «Tages-Anzeiger» bekräftigt. Demnach müsste etwa die Hälfte jener im eigenen Heim gesundeten Patient*innen später nicht in ein Pflegeheim. Nach einem Aufenthalt einem Spital liege deren Anteil deutlich höher.

Bis zu drei Milliarden Einsparpotenzial?

Einen weiteren Vorteil des Modells sieht Licht im Einsparpotenzial bei den Gesundheitskosten. Für Schweizer Spitäler schätzt er, dass mindestens 10 Prozent eingespart werden könnten – BAS-Statistiken zufolge entspräche das etwa 3,2 Milliarden Franken. «Ist das Modell erst etabliert, könnte wohl auf 15 bis 20 Prozent der Spitalbetten verzichtet werden», glaubt der Arzt gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Eine Entlastung sei dies vor allem für Spitäler, die unter hohem Kostendruck stehen und nicht alle Betten füllen können.

Auch eine Studie aus dem US-Magazin «Nature Medicine» zeigt, dass «Hospital at Home» in den USA nachweislich kostengünstiger ist als die herkömmliche stationäre Versorgung. Im Artikel ist gar die Rede von möglichen Einsparungen von bis zu 40 Prozent – vor allem wegen des geringeren Bedarfs an Infrastruktur und kürzeren Akutversorgungszeiten. Tragbare Geräte, Telemedizin und Fernüberwachung können zudem persönliche Besuche verringern und damit weitere Kosten sparen. Angesichts unterschiedlicher Gesundheitssysteme ist es allerdings schwierig, die Situation verschiedener Länder miteinander zu vergleichen.

Derweil will Abraham Licht seine Firma, die derzeit noch keinen Profit abwirft, weiter ausbauen. Nicht nur in Zürich – es gäbe Gespräche zur Zusammenarbeit mit weiteren Kantonen. Das «Hospital at Home», das bereits in über 30 Ländern bereits ist, könnte also bald auch in der Schweiz zur Normalität werden.