Wieder zu warm Das verspricht der Sommer 2023 

Von Andreas Fischer

1.6.2023

Die Schweiz startet mit angenehmen Temperaturen in den Sommer 2023. Ein Meteorologe erklärt, was vom Wetter in den nächsten Monaten zu erwarten ist.

Von Andreas Fischer

1.6.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Heute beginnt der meteorologische Sommer.
  • Im Juni, Juli und August soll es wärmer werden als üblich.
  • Langfristprognosen sind jedoch mit Vorsicht zu geniessen und sollten nicht zur Ferienplanung zurate gezogen werden.

Zumindest der Mai 2023 war dann doch nicht so regnerisch wie gefühlt: Trotz der vielen Regentage in der ersten Monatshälfte blieben die Niederschlagssummen vielerorts im Bereich der Norm der Jahre 1991 bis 2020 oder sogar darunter.

Und doch: Gefühlt war der Frühling eher verregnet und kühl.

Damit ist nun aber Schluss. Am 1. Juni beginnt im meteorologischen Sinne ganz offiziell der Sommer. Die Frage ist nur: Was bringt er in der Schweiz?

Natürlich lässt sich nicht konkret vorhersagen, ob er ins Wasser fällt oder ob Hitzewellen das Land austrocknen. Aber ein bisschen etwas wissen die Meteorologen schon: dank saisonaler Langfristprognosen. Diese sind zwar nicht zu verwechseln mit – und nicht so zuverlässig wie – normale Wettervorhersagen für die kommenden Tage. Aber ein gewisser Trend lässt sich damit durchaus bestimmen.

Der Sommer wird zu warm, aber das ist nichts Spezielles

«Bei den Saisonprognosen werden in Ensembles mögliche Wetterentwicklungen für die kommenden Monate simuliert. Daraus wird dann abgeleitet, wie wahrscheinlich es ist, dass eine zu warme oder kalte respektive eine zu feuchte oder zu trockene Jahreszeit folgt, jeweils verglichen mit dem klimatologischen Mittel», erklärt das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie (MeteoSchweiz).

Im heute beginnenden Sommer, weiss der «Tages-Anzeiger», dürfte in Mitteleuropa «die Durchschnittstemperatur über das langjährige Klimamittel zu liegen kommen». Sprich: Ein kühler Sommer ist unwahrscheinlich. Wahrscheinlich ist eher, dass es wärmer wird als üblich.

Der Meteorologe Roger Perret vom Wetterdienst MeteoNews traut solchen langfristigen Vorhersagen wenig. Im Gespräch mit blue News sagt er: «Grundsätzlich sind Langfristprognosen lediglich Trends, mit denen sich nichts Konkretes aussagen lässt. Kommt hinzu, dass die Trends in den meisten Fällen nicht einheitlich sind.»

Was man sagen könne, sei lediglich: «Der Sommer wird in den Langfristprognosen als zu warm im Vergleich zum langjährigen Mittel berechnet. Das ist aber nichts Spezielles: In den vergangenen Jahren waren eigentlich alle Jahreszeiten zu warm, mit ganz wenigen Ausnahmen.» Ob der Sommer halbes oder ein Grad zu warm werde oder gar zwei Grad, das wisse man freilich noch nicht: «In diesem Rahmen wird sich die Durchschnittstemperatur aber wohl bewegen.»

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Grosse Varianz bei den Modellen

Auch MeteoSchweiz schränkt ein, dass «die Qualität und Anwendbarkeit von Langfristprognostik für die Schweiz nach wie vor begrenzt auf spezifische, professionelle Anwendungen» sei. Bei einer Langfristprognose, erklärt Perret, wird mit komplexen physikalischen Gleichungen für eine weitere Zukunft simuliert, was man bei einer normalen Wetterprognose auch schon berechnet. «Das wird dann irgendwann völlig chaotisch, weswegen eine konkrete Aussage schwierig wird.»

Insbesondere bei den langfristigen Regenvorhersagen stossen die Berechnungsmodelle an ihre Grenzen. Zwar sieht der «Tages-Anzeiger» weder «Hinweise auf ausgeprägte Trockenheit» noch auf einen «Regensommer mit grossflächigen Überschwemmungen wie 2021».

Roger Perret hält eine Prognose, dass im Sommer 2023 mit durchschnittlichen Niederschlägen zu rechnen ist, für ziemlich gewagt. «Das ist wirklich schwierig vorherzusagen. Die Varianz ist bei den Modellen einfach zu gross. Die einen gehen von vielen Gewittern aus, die anderen sagen längere Trockenphasen vorher.»

Die Ferien sollte man jedenfalls nicht anhand der Langfristprognosen planen. Dafür ist das Wetter an bestimmten Orten und zu bestimmten Zeitpunkten auf lange Sicht einfach zu unberechenbar. Perrets Fazit: «Der Sommer wird gegenüber dem langjährigen Mittel wohl zu warm, was in der Klimaerwärmungszeit aber normal ist. Alles andere wird sich zeigen.»

Heute beginnt der Sommer ganz offiziell – und er wird wohl ziemlich warm, glauben die Meteorologen.
Heute beginnt der Sommer ganz offiziell – und er wird wohl ziemlich warm, glauben die Meteorologen.
Bild: KEYSTONE/Manuel Lopez