Fluten in Italien Sind solche Unwetter auch in der Schweiz möglich?

sam

22.5.2023

Zahl der Todesopfer bei Überschwemmungen in Italien weiter gestiegen

Zahl der Todesopfer bei Überschwemmungen in Italien weiter gestiegen

Bei Überschwemmungen und Erdrutschen infolge starker Regenfälle sind in Italien laut Medienberichten mindestens 14 Menschen ums Leben gekommen. Über zehntausend Bewohner der betroffenen Gebiete der Region Emilia-Romagna im nördlichen Italien musst

19.05.2023

Das ausgeprägte Tiefdruckgebiet Minerva hat in Italien heftige Regenfälle, Überschwemmungen und Erdrutsche verursacht. Sind solche extremen Wetterereignisse auch in der Schweiz möglich?

sam

22.5.2023

Keine Zeit? blue News fasst zusammen

  • Das Tiefdruckgebiet Minerva hat Italien verhehrende Überschwemmungen, Erdrutsche und Zerstörung gebracht.
  • Solche extremen Wetterereignisse wie in Italien könnten auch in der Schweiz vorkommen – trotz grundlegend verschiedenen Klimazonen.
  • Den Klimawandel als einzige Ursache für die extremen Wetterphänomene zu sehen, sei nicht ganz einfach, sagen Meteorologen.
  • Gemäss Klimaszenarien, muss in der Schweiz mit trockenem Sommer,  steigenden Temperaturen über alle Jahreszeiten hinweg sowie mehr Starkregenperioden und schneeärmeren Wintern gerechnet werden.

Die heftigen Regenfälle der vergangenen Tage haben Italien hart getroffen. Besonders in der Provinz Emilia-Romagna waren die Überschwemmungen verheerend, die mehrere Todesopfer forderten und Verwüstung brachten.

Warum ist es zu der Überschwemmung gekommen? Ist allein der Klimawandel schuld? Und könnten ähnliche Wetterereignisse in der Schweiz vorkommen?

MeteoSchweiz hat versucht, die drängendsten Fragen dazu zu beantworten. Eine Übersicht.

Wie kam es zur Überschwemmungskatastrophe?

«Verantwortlich für die Überschwemmungen war das Tief Minerva», schreibt der Wetterdienst MeteoNews in seinem Blog. Das Tiefdruckgebiet war in all seinen Belangen ungewöhnlich: Nebst seiner Laufbahn und seiner Intensität regnete es am 16. und 17. Mai ununterbrochen, sodass es während 48 Stunden über Mittelitalien verharrte. Dadurch wurde ein konstanter Zustrom feuchter Luft in Richtung Alpen aufrechterhalten, der wiederum zu den intensiven Regenfällen führte. 

Wie viel Regen gab es?

In zwei Tagen fiel so viel Regen, wie normalerweise in den Monaten März, April und Mai fällt. Gemäss der Italienischen Meteorologischen Gesellschaft fielen zwischen 100 und 250 Liter Regen pro Quadratmeter – die gleiche Menge, die bereits zwei Wochen zuvor gefallen war. Insgesamt beliefen sich die gemessenen Niederschlagsmengen in zwei Wochen auf etwa die Hälfte dessen, was in diesen Regionen in einem Jahr fällt.

Könnte Ähnliches auch in der Schweiz, namentlich im Tessin, vorkommen?

Das Klima auf der Alpensüdseite und das Klima in der Emilia-Romagna sind grundlegend verschieden. Das gilt auch für die Beschaffenheit des Territoriums. Dennoch zeigen die tragischen Überschwemmungen von 1978 oder 1993, dass sich auch im Tessin extreme Wetterereignisse entwickeln können.

Wenn sich im südlichsten Kanton der Schweiz eine Wettersituation entwickeln würde, die Regen, der im Durchschnitt in drei Monaten fällt, in zwei Tagen bringt, hätte das auch bei uns Folgen –  trotz der grossen Investitionen, die Bund, Kantone und Gemeinden in den letzten Jahrzehnten getätigt haben, um die Bevölkerung und die Infrastruktur vor Naturgefahren zu schützen, die im Alpengebiet lauern.

Sind die Überschwemmungen Folgen der anhaltenden Trockenheit der letzten Monate?

Die Ereignisse sind durchaus mit Szenarien vergleichbar, die die Folgen der globalen Erwärumung beschreiben.

Das heisst, heftige Niederschlagsphänomene werden häufiger und intensiver. Ein einzelnes Ereignis eindeutig dem Klimawandel zuzuschreiben, ist jedoch nicht einfach und erfordert spezielle Studien, die im Fall von Italien in den kommenden Monaten sicherlich durchgeführt werden.

Welcher Zusammenhang besteht zwischen der globalen Erwärmung und der Zunahme von Starkregenfällen?

Die globale Erwärmung führt zu einer Veränderung der Intensität und Häufigkeit zahlreicher Wetterphänomene.

Der Zusammenhang mit der Zunahme von Starkniederschlägen ergibt sich aus zwei Faktoren: Zum einen führt die globale Erwärmung zu einer stärkeren Verdunstung von Meerwasser, zum anderen nimmt die maximale Wasserdampfmenge, die in einem bestimmten Volumen vorhanden sein kann, mit der Temperatur zu.

Diese beiden Faktoren bedeuten, dass der in der Atmosphäre potenziell verfügbare Wasserdampf, der intensive Niederschläge verursachen kann, infolge der globalen Erwärmung zunimmt.

Dürreperioden dürften in Zukunft ebenfalls zunehmen. Ist das ein Widerspruch?

Nein, das ist es nicht. Die Erde ist sehr komplex und vielfältig und weist unterschiedliche Klimazonen auf: Die Niederschläge und Temperaturen im Tessin sind völlig anders als in Sizilien oder Skandinavien.

Der Klimawandel macht sich bereits bemerkbar und wird sich in Zukunft noch stärker bemerkbar machen, mit grossen regionalen und saisonalen Unterschieden. Für die Alpensüdseite zeigen die Klimaszenarien CH2018, dass man in Zukunft mit grösseren Sommertrockenheiten, einem weiteren Anstieg der Temperaturen in allen Jahreszeiten, einer Zunahme der Starkregenperioden und in tiefen Lagen eher regnerischen als schneereichen Wintern rechnen muss.

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