Prämien- und Preis-Schock So handelst du bei Schulden richtig

Von Andrea Moser

7.9.2022

Rechnungen, Mahnungen und Schulden sorgen für Kopfzerbrechen. (Symbolbild) 
Rechnungen, Mahnungen und Schulden sorgen für Kopfzerbrechen. (Symbolbild) 
Getty Images

Steigende Krankenkassenprämien, höhere Energiekosten und die Nachwirkungen der Corona-Pandemie: Wenn sich die Rechnungen stapeln, musst du handeln. Wie du damit umgehen musst, erklärt ein Experte. 

Von Andrea Moser

Obwohl du nicht über deinen Verhältnissen lebst, stapeln sich die Rechnungen. Schliesslich kommst du an den Punkt, wo du nicht mehr pünktlich zahlen kannst. Vor diesem Szenario fürchten sich gerade im kommenden Herbst viele Schweizer*innen. Grund dafür sind die steigenden Prämien, die höheren Energiekosten und die Nachwirkungen der Corona-Pandemie.

Der Krankenversicherer-Verband Santésuisse hat am Dienstag bekannt gegeben, dass er für 2023 einen Anstieg der Krankenkassenprämien um 10 Prozent für nötig hält. Auslöser sind die Kosten in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung. Die Kosten pro versicherte Personen seien 2021 um über 6 Prozent gestiegen. Für 2022 und 2023 werde ein weiterer Anstieg erwartet.

Spüren Schuldenberatungen bereits einen Anstieg? 

Nein. Bis jetzt gibt es noch keinen markanten Anstieg bei den Beratungen, sagt Pascal Pfister, Geschäftsführer der Schuldenberatung Schweiz, im Gespräch mit blue News. Allerdings kämen Anfragen für Beratungen jeweils immer erst verzögert rein. «Das Problem ist, dass sich viele Menschen erst melden, wenn die Schuldenlast bereits zu hoch ist», so Pfister. Je länger man warte, desto höher und unübersichtlicher sei der Schuldenberg anschliessend. 

Steigt das Risiko für Neuverschuldungen im Herbst? 

«Ja, grundsätzlich steigt das Risiko. Verschuldungen hängen einerseits von der Einkommenslage, oft aber auch von einem persönlichen Schicksalsschlag wie Scheidung, Krankheit oder Arbeitslosigkeit ab», sagt Pfister. In Kombination mit steigenden Kosten steige auch das Schulden-Risiko. 

Wann muss ich reagieren?

«Sobald man merkt, dass die finanzielle Situation in Schieflage gerät, kann man Hilfe in Anspruch nehmen», sagt Pfister. Das könne beispielsweise in Form einer Budgetberatung sein, bei der bereits präventiv darauf hingearbeitet wird, dass die finanzielle Situation gar nicht erst komplett ausser Kontrolle gerät. Je höher die Schuldenlast, desto teurer seien wegen Gebühren anschliessend die Kosten, die Schulden zu bezahlen.

Was sind die Hauptgründe für Verschuldung in der Schweiz?

Ein tiefes und unsicheres Einkommen kombiniert mit einem kritischen Lebensereignis ist das grösste Verschuldungsrisiko. Das zeigt die jährliche Statistik gemeinnütziger Schuldenberatungsstellen.

Anlass für die Überschuldung

  • Gesundheit / Unfall (29 %)
  • Arbeitslosigkeit (29 %)
  • Trennung / Scheidung (29 %)

«Bei einer Scheidung beispielsweise, wenn eine Person auf einmal zwei Wohnungen bezahlen muss oder das Geld aufgeteilt wird, kann der eigene Lebensstandard oftmals wegen der bestehenden Fixkosten nicht so schnell gesenkt werden, wie er eigentlich sollte», sagt Pfister. 

Ich brauche Hilfe – was muss ich als Erstes tun?

Dich informieren, wie und wo du überhaupt Hilfe bekommst. «Selbst Personen, die sich gut auskennen, erhalten bei professionellen Schulden- und Budgetberatungen Tipps, wie sie ihr Budget optimieren können», so Pfister. Ausserdem würden in der Schweiz bestehende Ansprüche wie die Prämienverbilligung häufig gar nicht abgeholt. Schulden- und Budgetberatungsstellen zeigen, was ein Schuldner überhaupt alles in Anspruch nehmen kann und welche Möglichkeiten er hat. Pfister weist ausserdem auf gemeinnützige Schuldenberatungen hin, die oftmals günstiger sind als kommerzielle Beratungsfirmen. Letztere wiederum seien oft für Selbstständige eine gute Lösung.

Ist selbst aus dem Kässeli nichts mehr zu holen, brauchst du vielleicht Hilfe. (Symbolbild)
Ist selbst aus dem Kässeli nichts mehr zu holen, brauchst du vielleicht Hilfe. (Symbolbild)
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Ich schäme mich, Hilfe wegen meiner finanziellen Situation zu suchen. 

«Hilfe in Anspruch zu nehmen, ist keine Schande. Wenn sie Zahnschmerzen haben, versuchen Sie auch nicht, das Problem selbst zu lösen. Auch im finanziellen Bereich gibt es Expert*innen, die Ihnen effizient helfen», sagt Pfister. Dazu muss man sich aber an diese wenden. 

Soll ich nicht lieber einen Kredit aufnehmen, um meine Schulden schnell zu tilgen? 

Hier ist Vorsicht geboten. «Bei Krediten besser zwei- bis dreimal überlegen, ob das wirklich die richtige Lösung ist.» Kredite würden bei einer grossen Investition Sinn machen, wenn man das nötige Einkommen hat, den Kredit in einer geeigneten Frist, wie beispielsweise innerhalb von drei Jahren, zurückzuzahlen. «Konsumkredite sind keine Überbrückung in einer Situation, in dem das eigene Budget nicht ausgeglichen ist.» Schulden zu machen, um Schulden zu bezahlen, sei am Ende oft noch teurer. Auch hier sei eine Schuldenberatung die sinnvollste Lösung, sagt Pfister.