Sinkende PrämienKonsumentenschützer und Gewerkschafter reagieren verhalten
SDA/red
28.9.2021
Zum ersten Mal seit 2008 sinken 2022 die Krankenkassen-Prämien. Doch nicht alle Akteure reagieren erfreut. Forderungen nach Kostensenkungen und einer flächendeckenden Rückzahlung der Reserven werden laut.
SDA/red
28.09.2021, 16:27
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Die Krankenkassenprämien sinken nächstes Jahr zum ersten Mal seit über zehn Jahren. «Eine gute Nachricht», sagt Bundesrat Alain Berset bei der Bekanntgabe der Prämie 2022 vor den Medien.
Auch die Schweizerische Gesundheitsdirektorenkonferenz wertet die Resultate der Prämienrunde 2022 als «erfreulich». Es zeige sich, dass die Massnahmen zur Kostendämpfung Wirkung entfalten. Es sei aber wichtig, dass die einzelnen Kassen ihre Reservequoten weiter senken.
Es sei zudem entscheidend, dass die ausgezahlten Reserven den Versicherten derjenigen Kantone zugutekommen, die durch zu hohe Prämien massgeblich zum Aufbau der Reserven beigetragen haben. Hier müsse das Bundesamt für Gesundheit seine Aufsichtsfunktion wahrnehmen, erklärte Lukas Engelberger, der Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK), auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
FMH: Für Einkommensschwache nach wie vor zu hoch
Die aktuelle Entwicklung widerlegt laut dem Berufsverband der Schweizer Ärztinnen und Ärzte den Eindruck der stetig stark steigenden Krankenkassenprämien. Für einkommensschwache Haushalte seien die Prämien jedoch immer noch zu hoch. Sie müssten gezielt entlastet werden.
Die FMH begrüsst die FMH die Senkung der obligatorischen Krankenkassenprämien um 0,2 Prozent. Seit Jahren ist die effektive Kostenentwicklung im Schweizer Gesundheitswesen moderat.https://t.co/xA8QE1ybVhpic.twitter.com/KjXVZ9SQWz
Auch Gewerkschaftsverband und Konsumentenschutz sind sich einig: Trotz Senkung der Prämie bleibe die Belastung für viele Haushalte enorm. «Für viele Haushalte liegt die Prämienbelastung gemessen am verfügbaren Einkommen bereits seit Jahren bei 20 Prozent und mehr und ist damit längst untragbar», schreibt zum Beispiel der Gewerkschaftsverband in einer Mitteilung.
Die 380 Millionen, die von gewissen Versicherern ausbezahlt würden, entsprächen nur etwa 1 Prozent des gesamten Prämienvolumens. Neun von zehn Versicherern bauten zudem keinerlei Reserven ab. «Dieses Geld gehört den Versicherten und muss ihnen endlich substanziell und flächendeckend zurückerstattet werden», fordert der Verband.
Konsumentenschutz: Einsparungen bei den Kosten «dringend nötig»
Der Konsumentenschutz will hingegen bei den Gesundheitskosten ansetzen: Namhafte Einsparungen wären laut Konsumentenschutz «möglich und dringend nötig», heisst es in einer Mitteilung. Zu denken sei da in erster Linie an die «absurd hohen Medikamentenpreise und Margen».
Zudem sei fast jede dritte Behandlung unnötig. Intransparente und falsche Abrechnungen würden jedes Jahr hunderte Millionen Franken verschlingen.
Der Spitalverband H+ verweist hingegen auf die ungedeckten Kosten, die aufgrund des Behandlungsverbots und der Schaffung von Reservekapazitäten im Frühjahr 2020 entstanden seien. Diese belaufen sich auf 0,9 bis 1,1 Milliarden Franken. Der leichte Prämienrückgang widerspiegle darum die Leistungen der Spitäler und Kliniken in der Covid-19-Pandemie nicht.