Neues Sammelsystem im AufbauDie ganze Schweiz soll Plastik rezyklieren
ai-scrape
18.1.2025 - 10:36
Ein neues Sammelsystem soll in der Schweiz einen deutlich grösseren Teil des Verpackungsplastiks dem Recycling zuführen. Greenpeace kritisiert, Plastik-Recycling bringe ökologisch wenig und schaffe falsche Anreize.
Stefan Michel
18.01.2025, 10:36
18.01.2025, 13:11
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Die Organisation Recypac baut ein neues, landesweites Sammelsystem für Verpackungsplastik auf.
Dahinter stehen Grossverteiler wie Migros, Coop und Aldi sowie Produzenten wie Emmi und Nestlé.
Greenpeace kritisiert, dass mit dem Plastik-Recycling die Menge nicht reduziert werde, die neu in den Umlauf gebracht wird. Ökologisch sinnvoller sei ein Mehrweg-System für Lebensmittelverpackungen.
Plastik ist die offene Wunde im Recycling-System der Schweiz. Glas, Alu, Papier, Batterien, Elektrogeräte – für alle gibt es Sammelstellen oder die Gemeinde holt die Wertstoffe gleich selber ab.
Doch die Wiederverwertung des omnipräsenten Plastiks steckt noch immer in den Kinderschuhen. 195'000 Tonnen Plastikverpackungen und Getränkekartons verbrauchen die Schweizer Haushalte pro Jahr. Nur ein kleiner Teil gelangt bislang ins Recycling, schreibt der «Blick».
Die Migros nimmt Plastik-Abfälle in gewissen Kantonen in einem kostenpflichtigen Sammelsack zurück, um sie wiederzuverwerten, ebenso verschiedene Recycling-Unternehmen wie Innorecycling oder Mr. Green.
Ein landesweites System für Plastikabfall
Das Unternehmen Recypac hat nun angekündigt, ein schweizweites Sammel- und Verwertungssystem für Verpackungsplastik und Getränkekartons aufzubauen. Sein Name: Recybag. Geschäftsführeriun Odile Inauen sagt: «Damit schliessen wir eine der grössten Lücken in der Schweizer Kreislaufwirtschaft.»
Im Recybag können die Nutzer*innen jegliche Lebensmittelverpackungen aus Plastik wie auch Behälter für Reinigungs- und Körperpflegemittel entsorgen. Zudem nimmt die Sammelorganisation Getränkekartons zurück. Nicht in den Recybag gehören Plastikspielzeug wie auch PET, für das ein eigenes Sammelsystem besteht.
Bis jetzt steht der Recybag und das zugehörige Sammelsystem erst in wenigen Gemeinden verfügbar. Eine ist die Stadt Bern, die weiteren Agglomerationsorte im Kanton Zürich. Coop und Migros sowie kommunale Sammelstellen verkaufen die Sammelsäcke. Recypac empfiehlt Maximalpreise von 1.00 Franken für 17 Liter bis 4.00 Franken für 110 Liter.
Grossverteiler und Lebensmittel-Produzenten sind dabei
Die mit Plastikabfällen gefüllten Säcke nehmen Migros und Coop zurück, in der Regel in grösseren Filialen, wie das beispielsweise jetzt schon bim Migros-eigenen Plastiksammelsystem der Fall ist.
Die gesammelten Verpackungen werden in Österreich sortiert, da es in der Schweiz derzeit keine geeignete Anlage gibt. In zertifizierten Anlagen werden die Materialien zu Rezyklaten verarbeitet, die in der Industrie wiederverwendet werden. Langfristig gebe es Bestrebungen, diese Rezyklate auch für Lebensmittelverpackungen zu nutzen.
Recypac hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 eine Recyclingquote von 55 Prozent für Verpackungen und 70 Prozent für Getränkekartons zu erreichen. Das heisst 55 von 100 verkauften Plastikverpackungen und 70 von 100 Getränkekartons sollen rezykliert werden.
Recypac, die Organisation hinter dem Recybag, wird von grossen Detailhändlern wie Coop, Migros und Spar sowie Discountern wie Aldi, Denner und Lidl unterstützt. Auch Unternehmen wie Emmi, Hug und Nestlé sind beteiligt.
Greenpeace hält wenig von Plastik-Recycling
Die Migros hat 2021 ein eigenes Plastik-Sammelsystem eingeführt, das in mehreren Kantonen zur Verfügung steht. Für Migros-Kunden ändert sich mit dem neuen Recybag zunächst nichts, da die bisherigen Sammelsäcke weiterhin genutzt werden können. Eine Umstellung auf den Recybag werde zu gegebener Zeit geprüft, lässt Recypac verlauten.
In der Schweiz entsteht also eine weitere Möglichkeit, natürliche Ressourcen zu schonen. Das müsste Greenpeace freuen. Tut es aber nur begrenzt. Die Schweizer Sektion der Umweltorganisation kritisiert, das Sammelsystem schaffe falsche Anreize.
«Eine separate Sammlung von Plastikabfall wird den Bedarf an neuem Plastik für Verpackungen nicht verkleinern. Denn aus den Plastikverpackungen, die im Recycling landen, können keine neuen Verpackungen hergestellt werden, sondern nur gröbere Plastikprodukte», führt Joëlle Hérin aus, Expertin für Konsum und Kreislaufwirtschaft bei Greenpeace Schweiz.
Mehrweg-Verpackungen würden mehr Ressourcen sparen
blue News fragt nach, wie viel Energie sich mit dem Recycling von Plastik überhaupt einsparen lasse. Michelle Sandmeier von Greenpeace verweist auf eine Studie von 2017. Diese nennt als anschauliches Beispiel: «Wenn eine Person in der Schweiz ein Jahr lang 70 Prozent ihres Plastikabfalls separat sammelt, entsteht ein ökologischer Nutzen, der dem Verzicht auf ein Rindsentrecôte entspricht.»
Grund für diese Bilanz sei, dass das Rezyklieren von Plastik kompliziert und energieaufwändig sei. Im Fall von Recybag kommt hinzu, dass die Plastikabfälle erst ins Ausland transportiert werden müssen, weil es in der Schweiz keine entsprechenden Recyling-Anlagen gibt.
Greenpeace fordert Mehrwegverpackungen statt Recycling, so könne die Plastikmenge verringert werden, die neu für Verpackungen in die Welt gesetzt wird. Sandmeier erläutert: «Die beteiligten Grossverteiler und Produzenten könnten gemeinsam ein System schaffen, indem sie die gleichen Mehrwegverpackungen anbieten, die bei allen zurückgegeben werden können.»
Doch davon ist bei Recybag und den Unternehmen, die das System mittragen, keine Rede. Sie haben sich mit der Ausdehnung des Plastik-Recycling auf die ganze Schweiz eine andere grosse Aufgabe gestellt.
Der Redaktor hat diesen Artikel mithilfe von KI geschrieben.